Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
bin.«
»Sicher«, antwortete Brayden und sah überhaupt nicht sicher aus.
Er ging davon, und ich wollte einsteigen, da fiel mir auf, dass Adrian versuchte – und zwar vergebens – , die Tür auf der Beifahrerseite zu öffnen. Mit einem Seufzer ging ich hinüber und öffnete sie für ihn. »Du bist betrunkener, als ich dachte«, bemerkte ich. »Und ich habe dich schon für ziemlich betrunken gehalten.«
Es gelang ihm, sich auf dem Sitz niederzulassen, und ich kehrte auf meine eigene Seite zurück. Genau in dem Moment spritzten Regentropfen auf meine Windschutzscheibe. »Zu betrunken, als dass das Küken etwas davon mitbekommen würde«, sagte er. »Das Band ist taub. Sie hat heute einen Adrian-freien Abend.«
»Das war sehr aufmerksam von dir«, erwiderte ich. »Obwohl das vermutlich nicht der wirkliche Grund ist, warum du so tief ins Glas geschaut hast. Oder warum du hierhergekommen bist. Soweit ich das erkennen kann, hast du weiter nichts erreicht, als dich mit Brayden anzulegen.«
»Er hat dich eine Prostituierte genannt.«
»Hat er nicht! Du hast ihn dazu verleitet.«
Adrian fuhr sich mit der Hand durchs Haar, lehnte sich ans Fenster und beobachtete das sich schnell entfaltende Gewitter draußen. »Spielt keine Rolle. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich ihn nicht mag.«
»Weil er zu klug ist?«, fragte ich. Ich erinnerte mich an Jills und Eddies frühere Kommentare. »Und wenig bemerkenswert?«
»Nein. Ich bin nur der Ansicht, dass du es besser kannst.«
»Was?«
Adrian gab keine Antwort, und ich musste ihn für ein Weilchen unbeachtet lassen, während ich mich auf die Straße konzentrierte. Gewitter zogen in Palm Springs unregelmäßig auf, waren dann jedoch heftig. Sturzregen war nicht ungewöhnlich, und jetzt schüttete es aus allen Kübeln, so dass ich kaum etwas sah. Zum Glück wohnte Adrian nicht allzu weit entfernt. Ein doppelter Segen, denn als wir nur noch wenige Häuserblocks von seiner Wohnung entfernt waren, sagte er: »Mir ist nicht besonders gut.«
»Nein«, stöhnte ich. »Bitte, bitte, übergib dich nicht in meinem Wagen. Wir sind fast da.« Etwa eine Minute später fuhr ich an den Straßenrand draußen vor seinem Gebäude. »Raus. Sofort!«
Er gehorchte, und ich folgte mit einem Regenschirm, der für mich selbst gedacht war. Während wir auf das Gebäude zugingen, sah Adrian zu mir herüber und fragte: »Wir leben in einer Wüste, und du hast einen Regenschirm im Auto?«
»Natürlich. Warum auch nicht?«
Er ließ seine Schlüssel fallen, ich hob sie auf und dachte mir, dass es einfacher wäre, wenn ich die Tür aufschlösse. Ich drückte den nächsten Lichtschalter – und nichts geschah. Wir standen für einen Moment zusammen in der Dunkelheit, und keiner von uns beiden rührte sich.
»Ich habe Kerzen in der Küche«, meinte Adrian und taumelte endlich einige Schritte in diese Richtung. »Ich zünde welche an.«
»Nein!«, sagte ich, denn ich hatte eine Vision davon, wie das ganze Gebäude in Flammen aufging. »Leg dich aufs Sofa. Oder geh ins Badezimmer kotzen. Ich kümmere mich um die Kerzen.«
Er entschied sich für das Sofa; offenbar war ihm doch nicht so übel, wie er befürchtet hatte. Unterdessen fand ich die Kerzen – ekelhafte Duftkerzen, die nach Kiefernaroma rochen. Trotzdem, sie spendeten Licht, und ich brachte eine brennende Kerze zu Adrian hinüber, dazu ein Glas Wasser.
»Hier. Trink das!«
Er nahm das Glas und schaffte es, sich lange genug aufzusetzen, um einige Schlucke zu trinken. Dann reichte er es mir zurück, brach auf dem Sofa zusammen und legte sich einen Arm über die Augen. Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich. Die Duftkerzen warfen ein zartes, flackerndes Licht. »Danke, Sage.«
»Kommst du zurecht, wenn ich gehe?«, fragte ich. »Der Strom ist bis zum Morgen bestimmt wieder da.«
Er ging nicht auf meine Frage ein. Stattdessen sagte er: »Weißt du, ich trinke nicht einfach, um betrunken zu werden. Ich meine, zum Teil schon, ja. Zum großen Teil. Aber manchmal ist Alkohol alles, was mir einen klaren Kopf bewahrt.«
»Das ergibt keinen Sinn. Hier.« Ich gab ihm das Wasser zurück. Dabei warf ich einen schnellen Blick auf die Uhr an meinem Handy, besorgt wegen Brayden. »Trink noch was.«
Adrian gehorchte, dann sprach er weiter, den Arm immer noch über die Augen gelegt. »Weißt du, wie es ist, das Gefühl zu haben, etwas würde deinen Geist auffressen?«
Ich war drauf und dran gewesen, ihm mitzuteilen, dass ich jetzt gehen
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