Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
von Geist – die gleiche Instabilität, die Adrian fürchtete – sie dazu getrieben hatte, zur Strigoi zu werden. Im Nachhinein bedauerte sie ihre Entscheidung aber mehr als sonst etwas in ihrem Leben. Sie hätte eine Strafe auf sich genommen, aber kein Gericht hätte gewusst, wie man mit ihrer Situation umgehen sollte.
»Das war ein Fehler«, sagte sie kalt. »Einer, aus dem ich gelernt habe – deswegen brenne ich ja auch so darauf, andere vor diesem Schicksal zu bewahren.«
»Also gut, dann such dir eine Möglichkeit dafür, ohne Sydney mit hineinzuziehen! Du weißt, wie sie zu uns steht … « Adrian geriet ins Stocken, als er mich ansah, und ich war überrascht, fast so etwas wie Verbitterung in seiner Stimme zu hören. »Du kennst doch die Gefühle der Alchemisten. Wenn du sie weiter mit in die Sache hineinziehst, wird sie bloß Schwierigkeiten mit ihnen bekommen. Und wenn du so dermaßen davon überzeugt bist, dass sie die Antworten haben, dann bitte sie um Freiwillige und führ so die Experimente durch.«
»Ich würde dabei helfen«, erbot ich mich, »autorisierte Probanden für Sie zu bekommen. Ich würde mit meinen Vorgesetzten sprechen. Sie würden den Strigoi genauso gern wie Sie ein Ende bereiten.«
Als Sonya nicht sofort antwortete, erriet Adrian den Grund dafür. »Sie weiß, dass sie sich weigern würden, Sage. Deswegen wendet sie sich direkt an dich, und deswegen hat sie dein Blut auch nicht an ein Alchemistenlabor geschickt.«
»Warum seht ihr beide nur nicht, wie wichtig das ist?«, fragte Sonya mit dem verzweifelten Verlangen in den Augen, Gutes zu tun. Es weckte auch tatsächlich Schuldgefühle in mir, und schließlich war ich hin- und hergerissen.
»Tu ich ja!«, widersprach Adrian. »Du meinst, ich will nicht, dass jeder Einzelne von diesen Bastarden vom Antlitz der Erde gewischt wird? Doch! Aber bitte nicht um den Preis, Leute zu etwas zu zwingen, das sie nicht wollen.«
Sonya warf ihm einen langen, gleichmütigen Blick zu. »Ich glaube, du lässt dich in dieser Angelegenheit von deinen persönlichen Gefühlen leiten. Deine Emotionen werden unsere Forschungsarbeit noch zu Grunde richten.«
Er lächelte. »Na gut. Sei dankbar, dass du mich in zwei Tagen los bist.«
Sonya sah zwischen uns hin und her und erweckte den Eindruck, als wolle sie protestieren, besann sich dann jedoch eines Besseren. Ohne ein weiteres Wort verließ sie uns – mit Mutlosigkeit auf dem Gesicht. Wiederum fühlte ich mich hin- und hergerissen. Theoretisch wusste ich ja, dass sie recht hatte … aber mein Bauchgefühl konnte ihr einfach nicht zustimmen.
»Ich wollte sie nicht aus der Fassung bringen«, sagte ich schließlich.
Adrians Gesicht zeigte kein Mitgefühl. »Sie hätte dich nicht aus der Fassung bringen sollen. Sie kennt deine Gefühle.«
Trotzdem war mir ein wenig mies zumute, und doch konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass ich immer mehr Zugeständnisse machen müsste, wenn ich jetzt nachgab. Ich dachte an den Tag, als Eddie und Dimitri von Geistmagie umhüllt gewesen waren. Auf keinen Fall durfte ich das Risiko eingehen, mich derart in die Sache hineinziehen zu lassen. Ich strapazierte meine Grenzen allzu sehr. »Ich weiß … aber es fällt so schwer«, murmelte ich. »Ich mag Sonya. Ich habe ihr die erste Phiole gegeben, also kann ich nachvollziehen, warum sie glaubte, die zweite sei einfach.«
»Spielt keine Rolle«, sagte er. »Nein ist nein.«
»Ich werde es wirklich den Alchemisten gegenüber erwähnen«, erwiderte ich. »Vielleicht wollen sie helfen.« Ich ging davon aus, dass ich wegen der ersten Phiole keine allzu großen Schwierigkeiten bekäme. Die Alchemisten hatten schließlich die ersten Experimente unterstützt, und wahrscheinlich würde ich Punkte dafür bekommen, dem Druck meiner vampirischen Peergroup standgehalten zu haben, eine weitere Probe zu geben.
Er zuckte die Achseln. »Wenn sie es tun, wunderbar. Wenn nicht, bist nicht du verantwortlich.«
»Na ja, vielen Dank, dass du mir schon wieder so galant zu Hilfe gekommen bist«, neckte ich ihn. »Vielleicht würde dir Wolfes Training besser gefallen, wenn du jemanden anders beschützen müsstest und nicht nur dich selbst?«
Das vorherige Lächeln kehrte zurück. »Ich sehe es einfach nicht gern, wenn Leute bedrängt werden, das ist alles.«
»Aber du solltest trotzdem mit mir zu Wolfe zurückkommen«, beharrte ich. »Du brauchst eine Gelegenheit, mich zu erwischen.«
Und da war er ganz plötzlich wieder sehr
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