Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
Vom Netzwerk:
ernst und wandte den Blick ab. »Ich weiß nicht, Sage. Wir werden sehen. Für den Moment konzentrieren wir uns einfach auf das Fahren – natürlich nur dann, wenn du von deinem Freund wegkannst.«
    Kurz danach brach ich auf, immer noch verwirrt wegen seines merkwürdigen Verhaltens. War das eine der verrückten Nebenwirkungen, die Geist auf seinen Verstand hatte? In der einen Minute war er tapfer und verteidigte mich. In der nächsten wirkte er niedergeschlagen und halsstarrig. Vielleicht gab es da ein Muster oder eine Logik hinter dem Ganzen, aber das überstieg meine analytischen Fähigkeiten.
    Zurück in der Amberwood ging ich sofort in die Bibliothek, um ein Buch für meinen Englischkurs zu holen. Ms Terwilliger hatte die Anforderungen meiner üblichen Arbeit für sie etwas heruntergeschraubt, damit ich der Herstellung ihrer Zauber »mehr Zeit widmen« konnte. Da ihre Studie – die angeblich mein leichtes Wahlfach war – mehr Zeit in Anspruch nahm als meine anderen Kurse, war es erfrischend, mich zur Abwechslung mal auf etwas anderes zu konzentrieren. Als ich die Abteilung für britische Literatur verließ, bemerkte ich Jill und Eddie, die zusammen an einem Tisch saßen und lernten. Das war noch nicht weiter merkwürdig. Merkwürdig war allenfalls die Tatsache, dass Micah ihnen keine Gesellschaft leistete.
    »He, Leute«, sagte ich und ließ mich auf einen Stuhl gleiten. »Schwer bei der Arbeit, was?«
    »Weißt du, wie komisch es ist, mein Abschlussjahr zu wiederholen?«, fragte Eddie. »Und ich darf es nicht einmal vermasseln. Ich brauche anständige Noten, um hierzubleiben.«
    Ich grinste. »He, alles Wissen ist lohnend.«
    Er klopfte auf die Papiere vor sich. »Wirklich? Weißt du denn was über die erste Frau, die den Pulitzerpreis für Literatur gewonnen hat?«
    »Edith Wharton«, sagte ich automatisch. Er kritzelte etwas auf sein Papier, und ich wandte mich an Jill. »Wie geht’s dir? Wo ist Micah?«
    Jill hatte das Kinn in die Hand gestützt und sah mich mit einem ganz merkwürdigen Ausdruck an. Ihr Blick wirkte beinahe … träumerisch. Sie brauchte einige Sekunden, um aus ihrer Benommenheit aufzutauchen und zu antworten. Der träumerische Blick wich Verlegenheit und dann Entsetzen. Sie sah auf ihr Buch hinab.
    »Tut mir leid. Ich habe nur gerade überlegt, wie gut du in Braungrau aussehen würdest. Was hast du gefragt?«
    »Micah?«, hakte ich nach.
    »Oh. Richtig. Er hat … was zu tun.«
    Das war mit Sicherheit die kürzeste Erklärung, die sie mir je gegeben hatte. Ich versuchte, mich daran zu erinnern, was ich zuletzt über sie gehört hatte. »Ihr beide habt euch doch wieder versöhnt, oder?«
    »Ja. Vermutlich schon. Er hat das mit dem Thanksgiving verstanden.« Ihre Miene hellte sich auf. »He, Eddie und ich haben darüber gesprochen. Meinst du, wir könnten alle bei Clarence ein großes Familien-Thanksgiving veranstalten? Meinst du, er hätte was dagegen? Jeder könnte doch mithelfen, und es wäre ein Riesenspaß. Ich meine, mal abgesehen von der Tarnung sind wir wirklich wie eine Familie. Eddie sagt, er würde auch den Truthahn machen.«
    »Meiner Ansicht nach wäre Clarence begeistert«, antwortete ich, glücklich darüber, sie wieder fröhlich zu sehen. Dann ging ich im Geiste noch einmal ihre Worte durch und drehte mich ungläubig zu Eddie um. »Du weißt wirklich, wie man einen Truthahn zubereitet? Wo hast du das denn gelernt?« Meines Wissens nach blieben die meisten Dhampire fast das ganze Jahr über in ihren Schulen, und das schon von einem ziemlich frühen Alter an. Das war nicht viel Zeit für kulinarische Interessen.
    »He«, sagte er ungerührt. »Alles Wissen ist lohnend.«
    Jill lachte. »Mir wollte er es auch nicht verraten.«
    »Wisst ihr, Angeline behauptet, sie könne kochen«, meinte Eddie. »Wir haben beim Frühstück darüber gesprochen. Sie sagt, sie könne ebenfalls einen Truthahn zubereiten. Also, wenn wir uns bei der Zubereitung abwechseln, kriegen wir es bestimmt hin. Natürlich wird sie ihren Truthahn vorher wahrscheinlich auch noch selbst jagen und töten wollen.«
    »Wahrscheinlich«, meinte ich. Es war erstaunlich, dass er davon sprach, in irgendeiner Sache mit ihr zusammenzuarbeiten. Es war sogar erstaunlich, dass er voller Zuneigung von ihr sprechen konnte, ohne dabei das Gesicht zu verziehen. Ich kam immer mehr zu der Überzeugung, dass ihre Darbietung bei der Versammlung eine gute Sache gewesen war. Wir brauchten keine Feindseligkeit innerhalb der Gruppe.

Weitere Kostenlose Bücher