Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
haben wir unsere Autorisierung verloren, sie zu töten, weswegen der Rat diese Prüfungen angeordnet hat, damit wir uns reinwaschen und beweisen, dass wir der Sache gewachsen sind.« Eine »Autorisierung«, um jemanden zu töten, das war übelkeiterregend. Aber was mich wirklich überraschte, war sein Geständnis.
»Du warst da«, stieß ich ungläubig hervor. »In der Gasse, und … und du warst das! Du warst derjenige, der mich gepackt hatte!« Jetzt fiel es mir wieder ein: die Überraschung und das Zögern meines Angreifers.
Treys Gesichtsausdruck bestätigte es. »Ich habe gewusst, dass du mit ihnen befreundet warst. Ich kann es erkennen, wenn ich euch alle ansehe, obwohl ich euch beide nicht sofort durchschaut habe.« Diese Bemerkung galt Eddie und Angeline. Dann wandte sich Trey wieder an mich. »Ich habe deine Tätowierung bei unserer ersten Begegnung erkannt. Ich habe sie aber einfach ignoriert, weil ich nicht gedacht hätte, dass du mit etwas zu tun hättest, mit dem ich zu tun hatte. Ich habe gedacht, du würdest nur mit harmlosen Vampiren rumhängen, darum habe ich nicht erwartet, dass du in dieser Nacht dabei sein könntest. Ich wollte dir nie wehtun. Ich will es immer noch nicht, und deswegen musst du diese Sache auf sich beruhen lassen.«
»Das reicht jetzt«, stellte Eddie fest. Es war ein Wunder, dass er eine so große Geduld bewiesen hatte. »Wir müssen die Türen dieses Gebäudes eintreten und … «
»Warte, warte.« Eine Idee formte sich in meinem Kopf – noch so eine verrückte Idee. »Trey, du hast gesagt, Eddie könnte nicht einfach in dieses Gebäude hineinspazieren. Aber könnte ich es?«
»Wovon redest du?«, fragte Trey. Sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Argwohn und Verwirrung.
»Du weißt, was ich bin. Du weißt, was ich tue.« Trey nickte. »Unsere beiden Gruppen waren früher vereint. Diese Männer, die mich auf der Straße angesprochen haben, haben sogar gesagt, wir sollten alle zusammenarbeiten. Die Krieger interessieren sich für das, was die Alchemisten können.«
»Also, was … du willst einen Handel?«, fragte Trey stirnrunzelnd.
»Nein. Ich will einfach mit eurem Rat sprechen. Ich will erklären, warum Sonya nicht … ähm, warum sie jetzt nicht aussieht, wie sie früher ausgesehen hat. Es gibt einen Moroi, der eine gewisse Art von Magie benutzt und … es euch sogar zeigen könnte … «
»Nein«, unterbrach mich Trey sofort. »Keiner von ihnen würde eingelassen werden. Sie werden toleriert, aber mehr auch nicht. Ihr Hybride würdet ebenfalls nicht eingelassen werden.« Wieder richtete er das Wort an Eddie und Angeline. Ich hatte den Begriff ›Hybrid‹ noch nie in diesem Zusammenhang gehört, aber die Bedeutung war mir sofort klar.
»Okay«, sagte ich. »Nur Menschen. Ich bin menschlich. Deine Gruppe will mit meiner Gruppe zusammenarbeiten. Lass mich also mit dir gehen! Unbewaffnet. Ich werde mit euren Anführern reden und … «
»Sydney, nein!«, protestierte Eddie. »Du kannst nicht allein dort hingehen! Sie haben versucht, Sonya zu enthaupten, um Gottes willen. Und hast du vergessen, was Clarence über die Radikalen gesagt hat, die ihn verfolgt haben?«
»Wir tun Menschen nichts«, sagte Trey beharrlich. »Sie wäre sicher.«
»Ich glaube dir«, erwiderte ich. »Und ich weiß, du würdest niemals zulassen, dass mir etwas zustößt. Sieh mal, bist du nicht neugierig darauf, warum Sonya so ist, wie sie ist? Kannst du wirklich das Risiko eingehen, dass deine Leute einen Fehler machen? Du hast gesagt, ihr toleriert Moroi. Sie ist eine von ihnen. Ich will es erklären. Ich bitte bloß um eine Gelegenheit zu sprechen.«
»Und eine Garantie für ihre Sicherheit«, fügte Angeline hinzu, die beinahe genauso entrüstet wirkte wie Eddie. Er nickte bei ihren Worten. »Ihr steht total auf diese Sache mit der Ehre, nicht wahr? Du müsstest versprechen, dass ihr nichts zustößt.«
»Ehre ist das, was uns dazu bringt zu tun, was wir tun«, antwortete Trey. »Wenn wir versprechen, dass sie sicher sein wird, dann wird sie es sein.«
»Dann frag sie«, drängte ich. »Bitte! Willst du das nicht für mich tun? Als mein Freund?«
Bei diesen Worten glitt ein gequälter Ausdruck über Treys Gesicht. Er hatte einmal angedeutet, dass er in meiner Schuld stehe, weil ich ihm im vergangenen Monat geholfen hatte, den illegalen Tätowiererring auffliegen zu lassen. Das würde jeden Freund verpflichten, geschweige denn einen, der von einem starren Sinn für Ehre erfüllt war.
Weitere Kostenlose Bücher