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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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den alten Verletzungen aus vergangenen Tagen noch hinzukamen. Die Anspannung in der Arena war förmlich mit Händen zu greifen, während alle darauf warteten, wer den letzten Treffer landen würde. Die Cousins hielten einen Moment inne und musterten einander, als sie begriffen, dass dies der Augenblick der Wahrheit war. Dies war also der Schlag, der zählen musste. Chris, dessen Gesicht vor Aufregung glänzte, sprang zuerst vor und wollte einen Treffer auf Treys Körperseite landen. Ich schnappte nach Luft und sprang zusammen mit dem größten Teil der Menge erschrocken auf. Der Lärm war ohrenbetäubend. Chris’ Miene machte klar, dass er den Sieg schon schmeckte, und ich fragte mich, ob er sich jetzt den Treffer vorstellte, der Sonya töten würde. Der Sonnenuntergang tauchte sein Gesicht in ein blutiges Licht.
    Vielleicht lag es daran, dass ich genug bei Eddie gesehen und dadurch einige Grundlagen erlernt hatte, aber mir wurde plötzlich etwas bewusst: Chris’ Bewegung war zu voreilig und nachlässig. Und tatsächlich, Trey konnte dem Schlag ausweichen. Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und sank auf meinen Sitz zurück. Diejenigen, die davon überzeugt gewesen waren, dass er jetzt am Ende war, brüllten vor Zorn.
    Durch diesen Zug hatte Trey eine wunderschöne Öffnung vor sich und konnte auf Chris losgehen. Meine Anspannung kehrte zurück. War das wirklich besser? Wenn Trey das Recht gewann , ein Leben zu beenden? Die Frage war ohne Gewicht. Trey nutzte seinen Vorteil nicht aus. Ich beobachtete ihn stirnrunzelnd. Er zappelte zwar nicht herum, aber da war etwas, das nicht richtig schien. Kämpfe haben einen Rhythmus, wenn Instinkt und automatische Reaktionen übernehmen. Es war beinahe so, als hätte Trey mit Absicht gegen seinen nächsten instinktiven Zug angekämpft, gegen den, der ihn geheißen hatte: Schlag zu! Und dadurch öffnete er sich selbst. Er kassierte einen Treffer von Chris, der ihn zu Boden riss. Ich griff mir an die Brust, als hätte ich selbst den Schlag gespürt.
    Die Menge drehte durch. Selbst die ehrbaren Master sprangen von ihren Plätzen auf und schrien Anerkennung und Entsetzen heraus. Ich musste mich dazu zwingen, sitzen zu bleiben. Alles von mir wollte dort hinunterlaufen und sich davon überzeugen, dass Trey nichts weiter zugestoßen war, aber ich hatte das Gefühl, dass eines der bewaffneten Mitglieder meiner Eskorte mich erschießen oder bewusstlos schlagen würde, bevor ich auch nur zwei Schritt weit gekommen wäre. Meine Sorge ebbte ein wenig ab, als Trey taumelnd aufstand. Chris schlug ihm gutmütig auf den Rücken und grinste von einem Ohr zum anderen, während die versammelten Zuschauer seinen Namen riefen.
    Trey zog sich alsbald zurück und überließ dem Sieger das Feld. Sein Vater warf ihm einen missbilligenden Blick zu, sagte jedoch nichts. Der Mann, der die Knüppel verteilt hatte, trat mit dem Schwert, das ich zurückgegeben hatte, auf Chris zu. Er hielt es sich über den Kopf, was ihm weiteren Applaus eintrug. Master Jameson neben mir stand auf und brüllte: »Bringt die Kreatur heraus!«
    Kreatur wäre kaum der Ausdruck, mit dem ich Sonya Karp beschrieben hätte, als vier schwer bewaffnete Krieger sie durch die staubige Arena zerrten. Ihre Beine schienen sich kaum bewegen zu lassen, und selbst aus dieser Entfernung erkannte ich, dass sie unter Drogen stand. Deswegen konnte Adrian sie also in seinen Träumen nicht erreichen. Das erklärte auch, warum sie keine Magie für einen Fluchtversuch eingesetzt hatte. Ihr Haar war wild zerzaust, und sie trug dieselben Kleider, in denen ich sie an diesem letzten Abend bei Adrian gesehen hatte. Sie waren zerknittert, aber Sonya wies keine Spuren körperlichen Missbrauchs auf.
    Diesmal konnte ich mich nicht bremsen und stand auf. Sofort legte mir das blonde Mädchen eine Hand auf die Schulter und zwang mich, mich wieder zu setzen. Ich starrte Sonya an und wünschte mir so verzweifelt, ihr zu helfen, wusste aber, dass ich machtlos war. Nachdem ich Furcht und Zorn hinuntergeschluckt hatte, setzte ich mich langsam wieder auf die Tribüne und wandte mich zum Rat um.
    »Sie haben mir gesagt, ich würde eine Gelegenheit bekommen zu sprechen.« Ich erinnerte mich an ihr Ehrgefühl. »Sie haben mir Ihr Wort gegeben. Bedeutet Ihnen das denn gar nichts?«
    »Unser Wort bedeutet alles«, erwiderte Master Ortega und wirkte gekränkt. »Sie werden Ihre Gelegenheit erhalten.«
    Hinter Sonyas Wächter kamen zwei weitere Männer, die

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