Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Welt der Vampire Bescheid. »Im letzten Jahr haben die Alchemisten viel über Vampire gelernt. Sie müssen wissen, dass die Moroi – Ihre sogenannten ›harmloseren Bestien‹ – Elementarmagie praktizieren. Wir haben kürzlich herausgefunden, dass es eine neue, seltene Art von Magie gibt, eine, die mit mentalen Kräften und Heilung verbunden ist. Diese Macht hat die Fähigkeit, einen Strigoi in seine ursprüngliche Gestalt zurückzuverwandeln, sei es die eines Menschen, eines Dhampirs oder Morois.«
Schnell erhoben sich einige wütende Proteste. Mob-Mentalität in Aktion. Abermals musste Master Jameson eingreifen und für Ruhe sorgen. »Das«, sagte er schlicht, »ist unmöglich.«
»Wir haben drei – nein, vier – dokumentierte Fälle von Personen, denen genau dies zugestoßen ist. Drei Moroi und ein Dhampir, die früher Strigoi waren und jetzt wieder im Besitz ihrer ursprünglichen Persönlichkeit und ihrer Seele sind.« Dass ich über Lee im Präsens sprach, war nicht ganz akkurat, aber eine genauere Erklärung war keinesfalls nötig. Außerdem wäre es meiner Sache wahrscheinlich nicht dienlich gewesen, wenn ich von einem ehemaligen Strigoi berichtete, der wieder zum Strigoi hatte werden wollen. »Sehen Sie sie an! Sieht sie aus wie eine Strigoi? Sie ist draußen in der Sonne.« Es war nicht mehr viel Sonne übrig, aber selbst diese flüchtigen Strahlen des Sonnenuntergangs würden einen Strigoi mit Sicherheit töten. So wie ich vor Angst schwitzte, hätte ich geradeso gut unter einer brennenden Nachmittagssonne stehen können. »Sie behaupten immer wieder, dies sei das Ergebnis einer widernatürlichen Magie, aber haben Sie Sonya Karp jemals in Strigoi-Gestalt hier in Palm Springs gesehen?«
Niemand gab sofort eine Antwort. Schließlich sagte Master Angeletti: »Sie hat unsere Streitkräfte auf der Straße zurückgeschlagen. Offensichtlich hat sie wieder ihre wahre Gestalt angenommen.«
Ich lachte spöttisch. »Das hat sie nicht. Das war Dimitri Belikov – einer der größten Dhampir-Krieger. Nichts für ungut, aber trotz des ganzen Trainings waren Ihre Soldaten hoffnungslos unterlegen.« Weitere aggressive Blicke antworteten mir. Ich begriff, dass diese Worte wahrscheinlich nicht besonders gut gewählt waren.
»Sie sind getäuscht worden«, erklärte Master Angeletti. »Was keine Überraschung ist, da sich Ihre Leute schon vor langer Zeit hinter den Kulissen mit den Moroi verbündet haben. Sie sind nicht wie wir unten in den Schützengräben. Sie begegnen nicht von Angesicht zu Angesicht den Strigoi. Die Strigoi sind böse, blutdürstige Kreaturen, die vernichtet werden müssen.«
»Dem stimme ich zu. Aber Sonya ist keine von ihnen. Sehen Sie sie doch an.« Ich fasste Mut, und meine Stimme tönte kräftiger und klarer in der Wüstennacht. »Sie prahlen die ganze Zeit damit, dass Sie ein schreckliches Ungeheuer gefangen haben, aber alles, was ich sehe, ist eine unter Drogen gesetzte, gefesselte Frau. Hübsche Arbeit. Wirklich, ein würdiger Feind.«
Keins der Ratsmitglieder wirkte auch nur annähernd so tolerant mir gegenüber wie zuvor. »Wir haben sie lediglich betäubt«, stellte Master Ortega fest. »Es ist ein Zeichen für unsere Fähigkeiten, dass wir dazu in der Lage waren.«
»Sie haben eine unschuldige, schutzlose Frau betäubt.« Ich wusste nicht, ob dieses Argument hilfreich war, aber es konnte nicht schaden, wenn sie schon so verdrehte, ritterliche Ansichten von Frauen hatten. »Und ich weiß, dass Sie auch früher schon Fehler begangen haben. Ich weiß von Santa Cruz.« Ich hatte keine Ahnung, ob es die gleiche Gruppe gewesen war, deren Männer Clarence verfolgt hatten, aber ich setzte darauf, dass der Rat zumindest darüber Bescheid wusste. »Einige Ihrer fanatischen Mitglieder haben Jagd auf einen unschuldigen Moroi gemacht. Sie haben Ihren Irrtum eingesehen, als Marcus Finch Ihnen die Wahrheit sagte. Es ist nicht zu spät, auch diesen Irrtum zu korrigieren.«
Zu meiner Überraschung lächelte Master Ortega. »Marcus Finch? Sie betrachten ihn als Helden?«
Nicht direkt, nein. Ich kannte den Mann nicht mal. Aber wenn er ein Mensch war, der diese verrückten Leute beschwatzen konnte, dann musste er doch über eine gewisse Integrität verfügen.
»Warum nicht?«, fragte ich zurück. »Er war in der Lage, Recht von Unrecht zu unterscheiden.«
Selbst Master Angeletti kicherte jetzt. »Ich hätte nie erwartet, dass eine Alchemistin sein Gefühl für ›Recht und Unrecht‹ rühmen
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