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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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einen riesigen Holzblock mit Armfesseln daran schleppten. Der Holzklotz sah aus, als stamme er direkt aus einer mittelalterlichen Filmkulisse, und mir krampfte sich der Magen zusammen, als ich begriff, wofür er gedacht war: für die Enthauptung. Die Schatten waren tiefer geworden, so dass die Männer gezwungen waren, Fackeln hervorzuholen, die ein unheimliches flackerndes Licht über die Arena warfen. Es war unmöglich zu glauben, dass ich mich hier im Kalifornien des 21. Jahrhunderts befand. Ich hatte das Gefühl, als sei ich in eine barbarische Burg gebracht worden.
    Und wirklich, diese Jäger waren Barbaren. Einer von Sonyas Wächtern stieß sie von hinten an, so dass sie auf die Knie fiel, und drückte ihren Kopf gewaltsam auf die Oberfläche des Holzklotzes, während er ihr die Hände mit Lederschnüren fesselte. In ihrem benommenen Zustand erforderte es nicht annähernd die Kraft, die der Mann einsetzte. Ich konnte nicht fassen, dass sie so selbstgerecht waren, während sie im Begriff standen, das Leben einer Frau zu beenden, die keinen Widerstand leisten konnte, geschweige denn überhaupt wusste, dass sie hier war. Alle schrien nach ihrem Blut, und ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen.
    Master Angeletti erhob sich, und Stille senkte sich über die Arena. »Wir sind hier aus allen Teilen des Landes zusammengekommen, um etwas Großes zu tun. Es ist ein seltener und gesegneter Tag, denn wir haben einen Strigoi in Gefangenschaft.« Weil sie keine Strigoi ist, dachte ich wütend. Sie hätten niemals einen lebendigen Strigoi fangen können. »Sie plagen anständige Menschen wie uns, aber heute werden wir einen von ihnen zurück in die Hölle schicken – eine Frau, die besonders heimtückisch ist, weil sie die Fähigkeit hat, ihre wahre Natur zu verbergen und so zu tun, als sei sie eine der harmloseren Bestien, eine Moroi – mit denen wir uns eines Tages ebenfalls beschäftigen werden.« Zustimmendes Raunen durchlief die Menge. »Bevor wir jedoch beginnen, möchte eine unserer Alchemisten-Schwestern gern noch zu Gunsten dieser Kreatur sprechen.«
    Die Zustimmung löste sich in Nichts auf, und an ihre Stelle traten wütendes Gemurmel und zornige Blicke. Ich fragte mich beklommen, ob die Wächter, die ihre Waffen auf mich gerichtet hielten, sich gegen ihre Kameraden wenden würden, wenn sie über mich herfielen. Master Angeletti hob die Hände und brachte sie zum Schweigen.
    »Ihr werdet unserer kleinen Schwester Respekt erweisen«, sagte er. »Die Alchemisten sind uns verwandt, und vor Zeiten waren wir eins. Es wäre ein gewaltiges Ereignis, wenn wir uns wieder zusammentun könnten.«
    Mit diesen Worten setzte er sich und zeigte auf mich. Sonst fiel kein Wort, und ich vermutete, dass seine Geste bedeutete, ich hätte nun das Rederecht. Ich wusste nicht so ganz genau, wie ich meinen Fall vortragen sollte oder wo. Der Rat traf die Entscheidungen, aber die Sache hier schien mir etwas zu sein, das alle hören sollten. Ich stand auf und wartete ab, ob das Mädchen mit der Pistole mich aufhielt. Sie tat es nicht. Langsam und vorsichtig ging ich die Tribünen hinunter und trat in die Arena, wobei ich Sonyas Nähe bewusst mied. Es hätte nicht gut ausgesehen, wenn ich zu ihr getreten wäre.
    Ich hielt meinen Körper dem Rat zugewandt, drehte den Kopf jedoch so, dass ich hoffentlich alle erreichte. Ich hatte schon früher Bericht erstattet und Präsentationen gezeigt, aber immer in einem Konferenzraum. Niemals hatte ich das Wort an einen wütenden Mob gerichtet, geschweige denn zu einer so großen Menge über Vampire gesprochen. Die meisten Gesichter dort draußen wurden von den Schatten verschluckt, aber ich konnte mir all diese wahnsinnigen, blutdürstigen Augen vorstellen, die auf mich gerichtet waren. Mein Mund war trocken und, was sehr selten vorkam, mein Kopf leer. Einen Moment später hatte ich mich durch meine Furcht gekämpft (obwohl sie gewiss nicht verging), und mir fiel wieder ein, was ich zu sagen hatte.
    »Sie begehen einen Fehler«, begann ich. Meine Stimme war leise, und ich räusperte mich und zwang mich, kräftiger zu klingen. »Sonya Karp ist keine Strigoi.«
    »Wir haben Berichte aus Kentucky«, unterbrach mich Master Jameson. »Von Augenzeugen, die gesehen haben, wie sie tötete.«
    »Das liegt daran, dass sie damals eine Strigoi war. Aber heute ist sie keine mehr.« Ich dachte immer wieder, dass mich die Tätowierung am Sprechen hindern werde, aber diese Leute wussten bereits gut über die

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