Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
überrascht wie ich – gut, wenigstens die meisten von ihnen. Zwei zeigten keinerlei Reaktion – weil sie auf dem Boden zusammengebrochen waren.
Und das war der Augenblick, da Dimitri und Eddie in die Arena gestürmt kamen.
Kapitel 21
I ch hatte Filme gesehen, in denen Leute mit Augenbinden auf Grund eines angeborenen Talents, Bewegung und Richtung zu spüren, genau wussten, wo sie hingingen. So war das bei mir nicht. Nach einigen Kurven hätte ich schon nicht mehr sagen können, wo in Palm Springs wir waren – vor allem, da ich vermutete, dass Trey einige Umwege machte, um sich davon zu überzeugen, dass uns niemand folgte. Mit Sicherheit wusste ich nur in dem Moment Bescheid, als wir auf die I-10 bogen, und zwar einfach aufgrund dessen, wie sich die Schnellstraße anfühlte. Ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung wir fuhren und wie lange wir unterwegs waren.
Trey blieb ziemlich wortkarg, obwohl er mir kurze Antworten gab, wenn ich Fragen stellte. »Wann hast du dich den Vampirjägern angeschlossen?«
»Krieger des Lichts«, korrigierte er mich. »Und ich wurde da hineingeboren.«
»Deswegen sprichst du immer über familiären Druck und warum so viel von dir erwartet wird, nicht wahr? Und deswegen ist dein Dad auch so besorgt wegen deiner sportlichen Leistungen.«
Ich wertete Treys Schweigen als Zustimmung und drängte weiter, weil ich so viele Informationen wie möglich benötigte. »Wie oft habt ihr eure, ähm, Treffen? Habt ihr ständig diese brutalen Prüfungen?« Bis vor ganz kurzer Zeit hatte nichts darauf hingedeutet, dass sich Treys Leben sehr von dem aller anderen Highschoolsportler unterschied, die sich um ihre Zensuren mühten, einen Job und ein aktives Gesellschaftsleben. Tatsächlich fiel in Anbetracht all dessen, was Trey gewöhnlich tat, die Vorstellung schwer, dass er überhaupt Zeit für die Krieger hatte.
»Wir haben keine regelmäßigen Treffen«, erwiderte er. »Na gut, nicht für jemanden auf meinem Niveau. Wir warten, bis wir gerufen werden, meist dann, weil eine Jagd ansteht. Oder wir veranstalten manchmal Wettkämpfe, um unsere Stärke zu erproben. Unsere Anführer reisen herum, und dann versammeln sich Krieger aus allen möglichen Orten und machen sich bereit.«
»Bereit für was?«
»Für den Tag, an dem wir die Vampirgeißel gänzlich loswerden können.«
»Und du glaubst wirklich, dass das nur mit dieser Jagd möglich ist? Dass das richtig ist?«
»Hast du sie je gesehen?«, fragte er. »Die bösen, untoten Vampire?«
»Ich habe viele von ihnen gesehen.«
»Und meinst du nicht, dass sie vernichtet werden sollten?«
»Das habe ich dir zu erklären versucht. Ich habe nichts für Strigoi übrig, glaub mir. Ich will nur darauf hinaus, dass Sonya keiner ist.«
Wieder Schweigen. Schließlich spürte ich, dass wir die Schnellstraße verließen. Wir fuhren noch ein Weilchen länger, bis der Wagen erneut langsam wurde und über eine Schotterstraße fuhr. Schon bald blieben wir stehen, und Trey ließ das Fenster herab.
»Das ist sie?«, fragte ein unbekannter Mann.
»Ja«, bestätigte Trey.
»Du hast ihr Handy ausgeschaltet?«
»Ja.«
»Dann bring sie rein. Sie werden die restliche Durchsuchung übernehmen.«
Ich hörte, wie ein knarrendes Tor geöffnet wurde, dann fuhren wir weiter über die Schotterstraße, bis wir auf etwas einbogen, das sich wie festgestampfte Erde anfühlte. Trey hielt den Wagen an und schaltete die Zündung aus. Er öffnete seine Tür zur gleichen Zeit, als jemand von draußen meine öffnete. Eine Hand auf meiner Schulter zog mich nach vorn.
»Kommen Sie. Steigen Sie aus.«
»Sei vorsichtig!«, warnte Trey.
Ich wurde aus dem Auto in ein Gebäude geführt. Erst nachdem eine Tür geschlossen und verriegelt worden war, nahm man mir endlich meine Augenbinde ab. Ich befand mich in einem kargen Raum mit halb verputzten Wänden und nackten Glühbirnen unter der Decke. Vier weitere Personen standen um Trey und mich herum, drei Männer und eine Frau. Sie schienen alle in den Zwanzigern zu sein, und zwei von ihnen waren die Männer, die mich im Kaffee angesprochen hatten. Außerdem waren sie alle bewaffnet.
»Leeren Sie Ihre Handtasche!« Es war Jeff, der Mann mit dem kurz geschorenen dunklen Haar, der einen goldenen Ohrring mit dem mittelalterlichen Sonnensymbol trug.
Ich gehorchte und kippte den Inhalt meiner Handtasche auf einen improvisierten Tisch, der aus einer Sperrholzplatte auf zwei Betonziegeln bestand. Während sie die Sachen unter die Lupe
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