Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
für ihn. Ich muss eine Möglichkeit finden, wieder in die Organisation zu kommen – seinetwegen. Ich nehme nicht an, dass du weißt, wo ein paar leicht zu tötende Strigoi sind, oder?«
»Nein«, antwortete ich. »Vor allem, da keiner von ihnen leicht zu töten ist.« Ich zögerte und wusste nicht, wie ich fortfahren sollte. »Trey, was bedeutet das für uns? Ich verstehe, dass wir keine Freunde mehr sein können … wenn man bedenkt, dass ich, ähm, dein Lebenswerk ruiniert habe.«
Ein Anflug seines alten Lächelns kehrte zurück. »Nichts ist für immer ruiniert. Ich habe dir gesagt, ich werde wieder reinkommen. Und wenn nicht dadurch, dass ich Strigoi töte, dann – wer weiß? Vielleicht kann ich, wenn ich mehr über euch Alchemisten lerne, die Kluft zwischen unseren Gruppen überbrücken und dafür sorgen, dass wir eines Tages alle zusammenarbeiten. Das würde mir einige Punkte eintragen.«
»Das kannst du gern versuchen«, entgegnete ich diplomatisch. Ich glaubte nicht, dass es wirklich möglich wäre, und er konnte das erkennen.
»Na ja, dann überleg ich mir halt was. Irgendeinen großen Schachzug, der die Aufmerksamkeit der Krieger erringt und meinen Dad und mich wieder hineinbringt. Ich muss es tun.« Sein Gesicht wurde wieder länger, aber dann kehrte für einen Moment der Geist seines Lächelns zurück – wenn auch von Traurigkeit gezeichnet. »Weißt du, was sonst noch ätzend ist? Jetzt kann ich Angeline nicht einladen. Es ist eine Sache, mit dir rumzuhängen, aber selbst als Ausgestoßener darf ich es nicht riskieren, mich mit Moroi oder Dhampiren anzufreunden. Vor allem kann ich nicht mit einem von ihnen ausgehen. Ich meine, ich bin vor einer Weile dahintergekommen, dass sie ein Dhampir ist, aber ich hätte mich dumm stellen können. Dieser Überfall in der Arena hat diese Chance aber irgendwie zunichtegemacht. Die Krieger mögen sie nämlich auch nicht. Dhampire oder Moroi. Sie würden sie liebend gern ebenfalls in die Knie zwingen – nur halten sie es für allzu schwierig, und es hat im Moment keine Priorität.«
Etwas an diesen Worten ließ mich schaudern, vor allem da ich mich an die lässige Bemerkung der Krieger erinnerte, die Moroi niederzumachen. Die Alchemisten hatten gewiss nichts für Dhampire und Moroi übrig, aber das war weit entfernt von dem Wunsch, sie zur Strecke zu bringen.
»Ich muss los.« Trey griff in seine Tasche und überreichte mir etwas, dessen Anblick mich mit Dankbarkeit erfüllte. Mein Handy. »Ich hab mir gedacht, du würdest es vielleicht vermissen.«
»Ja!« Ich nahm es voller Eifer in die Hand und schaltete es ein. Ich hatte nicht gewusst, ob ich es zurückbekommen würde, und war schon drauf und dran gewesen, ein neues zu kaufen. Dies hier war ohnehin schon drei Monate alt und praktisch veraltet. »Danke, dass du es aufgehoben hast. Oh. Wow.« Ich las das Display. »Da sind eine Million Nachrichten von Brayden.« Wir hatten seit der Nacht von Sonyas Verschwinden nicht mehr miteinander gesprochen.
Der schelmische Ausdruck, den ich bei Trey so mochte, kehrte zurück. »Dann antwortest du am besten mal. Wahre Liebe wartet nicht.«
»Wahre Liebe, hu?« Ich schüttelte entnervt den Kopf. »Schön, dass du wieder da bist.«
Das brachte mir ein freimütiges Grinsen ein. »Man sieht sich.«
Sobald ich allein war, schickte ich Brayden die Nachricht: Entschuldige die Funkstille. Hatte mein Handy drei Tage verloren. Seine Antwort kam fast sofort: Ich bin bei der Arbeit und hab gleich Pause. Kommst du vorbei? Ich überlegte. Da ich gerade jetzt keine lebensrettenden Aufgaben hatte, war dieser Zeitpunkt so gut wie jeder andere. Ich schrieb zurück, dass ich die Amberwood sofort verließe.
Als ich zu Spencer’s kam, hatte Brayden schon meinen Lieblings-Latte für mich bereit. »Basierend darauf, wann du aufbrechen wolltest, habe ich berechnet, wann ich ihn machen musste, damit er bei deinem Eintreffen noch heiß ist.«
»Danke«, sagte ich und nahm den Becher in die Hand. Ich hatte ein klein wenig Gewissensbisse, weil ich auf den Anblick des Kaffees emotional stärker reagierte als auf seinen.
Er erklärte dem anderen Barkeeper, dass er Pause machen würde, dann führte er mich zu einem weiter entfernten Tisch. »Wird nicht lange dauern«, sagte Brayden. »Ich weiß, dass du für dieses Wochenende wahrscheinlich jede Menge Pläne hast.«
»Eigentlich sehe ich ein wenig Licht am Horizont«, antwortete ich.
Er holte tief Luft und zeigte die gleiche
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