Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
gewesen, was es zu sein schien, Lippen auf Lippen.
Mit einem gewaltigen Seufzer des Glücks drehte er sich um und fuhr weiter. Ich konnte ihn nur voller Staunen und Verwirrung betrachten und war zu keiner Reaktion imstande. Was war gerade geschehen? Das soll mein erster Kuss gewesen sein?
»Spencer’s, richtig?«, fragte Brayden, als wir kurz darauf in Richtung Innenstadt vom Highway abfuhren.
Ich war immer noch so verblüfft über den Kuss, dass ich einen Moment brauchte, bis mir einfiel, dass ich Ms Terwilliger einen Cappuccino versprochen hatte. »Genau.«
Kurz bevor wir um die Ecke bogen und auf die Straße fuhren, an der Spencer’s lag, hielt Brayden plötzlich und unerwartet vor einem Blumenladen an. »Bin gleich wieder da«, sagte er.
Ich nickte wortlos, und fünf Minuten später kehrte er zurück und reichte mir einen großen Strauß zarter, hell rosafarbener Rosen. »Danke?«, sagte ich und ließ es eher wie eine Frage klingen. Jetzt hatte ich mir zusätzlich zu dem Kuss und der Erklärung, ich sei »erstaunlich«, irgendwie auch noch Blumen verdient.
»Das sind nicht die richtigen«, gab er zu. »In der traditionellen Blumensymbolik wäre Orange oder Rot passender gewesen. Aber ich musste entweder diese nehmen oder lavendelfarbene, und du scheinst mir einfach keine Person für Purpur zu sein.«
»Danke«, sagte ich, diesmal fester. Während ich auf dem Weg zu Spencer’s den süßen Duft der Rosen einatmete, wurde mir bewusst, dass mir noch nie zuvor jemand Blumen geschenkt hatte.
Kurz darauf erreichten wir die Espressobar. Ich stieg aus dem Wagen, und wie der Blitz war Brayden direkt neben mir, so dass er die Tür für mich schließen konnte. Wir gingen hinein, und ich war beinahe erleichtert, dass Trey Dienst hatte. Seine Sticheleien wären eine schöne Rückkehr in die Normalität, wenn man bedachte, dass mein Leben gerade ins Crazyland abgebogen war.
Trey bemerkte uns zunächst nicht einmal. Er sprach eindringlich mit jemandem auf der anderen Seite der Theke, einem Jungen, der ein wenig älter war als wir. Die gebräunte Haut, das schwarze Haar und die Gesichtszüge brachten mich ziemlich schnell auf die Idee, dass er und Trey verwandt sein konnten. Brayden und ich warteten diskret hinter dem Jungen, und Trey blickte endlich auf, mit einem erstaunlich grimmigen Ausdruck auf dem Gesicht, der ziemlich untypisch für ihn war. Bei unserem Anblick wirkte er überrascht, aber dann schien er sich ein wenig zu entspannen.
»Melbourne, Cartwright. Seid ihr auf einen nach-windrädlichen Kaffee hier?«
»Du weißt, dass ich nach vier nie Kaffee trinke«, erwiderte Brayden. »Aber Sydney braucht welchen für ihre Lehrerin.«
»Ah, ja«, sagte Trey. »Das Übliche für dich und Ms T.?«
»Ja, aber ich hätte diesmal gern einen Eiskaffee.«
Trey warf mir einen wissenden Blick zu. »Du musst dich etwas abkühlen, hm?«
Ich verdrehte die Augen.
Der Junge vor uns stand immer noch da. Trey nickte ihm zu, während er zwei Tassen holte. »Das ist mein Cousin Chris. Chris, das sind Sydney und Brayden.«
Das musste Treys perfekter Cousin sein. Auf den ersten Blick erkannte ich wenig, was ihn besser erscheinen ließ als Trey, bis auf seine Größe vielleicht. Chris war ziemlich groß. Nicht so groß wie Dimitri, aber trotzdem groß. Darüber hinaus sahen beide ähnlich gut aus und hatten einen athletischen Körperbau. Chris hatte sogar ähnliche Prellungen und Kratzer, die man oft bei Trey sah, und ich fragte mich, ob auch eine familiäre Verbindung zum Sport bestand. Wie dem auch sein mochte, Chris erschien mir jedenfalls kaum wie jemand, der Trey einschüchtern konnte, andererseits war ich wegen unserer Freundschaft voreingenommen.
»Woher kommst du?«, fragte ich.
»Aus San Francisco«, antwortete Chris.
»Wie lange bist du schon in der Stadt?«, wollte Brayden wissen.
Chris sah ihn argwöhnisch an. »Warum fragst du?«
Brayden wirkte überrascht, und ich konnte es ihm nicht verdenken. Bevor einer von uns den nächsten Schritt im Handbuch für Smalltalk fand, kam Trey zurückgeeilt. »Schon gut, C. Sie sind einfach nett. Schließlich arbeiten sie nicht für einen Spionagedienst.«
Na ja, zumindest Brayden nicht.
»Entschuldigung«, sagte Chris, der sich allerdings nicht so anhörte, als meine er es ernst. Das war ein Unterschied zwischen den Cousins, begriff ich. Trey hätte seinen Fehler mit einem Lachen abgetan. Tatsächlich hätte er diesen Fehler nie begangen. In dieser Familie gab es
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