Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
eindeutig verschiedene Ebenen von Freundlichkeit. »Seit zwei Wochen.«
Weder Brayden noch ich wagten danach noch etwas zu sagen, und zum Glück nutzte Chris die Gelegenheit, um zu gehen. Er versprach, Trey später noch mal anzurufen. Als er weg war, schüttelte Trey entschuldigend den Kopf und stellte den fertigen Kaffee auf die Theke. Ich griff nach meiner Geldbörse, aber Brayden winkte ab und bezahlte.
Trey gab Brayden sein Wechselgeld. »Der Dienstplan für die nächste Woche steht schon.«
»Ach ja?« Brayden sah mich an. »Was dagegen, wenn ich für eine Sekunde ins Hinterzimmer gehe? Im übertragenen Sinn natürlich.«
»Geh nur«, sagte ich. Sobald er fort war, wandte ich mich hektisch an Trey. »Ich brauche deine Hilfe.«
Trey zog die Augenbrauen hoch. »Worte, die ich nie erwartet habe, von dir zu hören.«
Damit waren wir schon zu zweit, aber ich wusste nicht weiter, und Trey war im Moment meine einzige Informationsquelle. »Brayden hat mir Blumen geschenkt«, erklärte ich. Den Kuss wollte ich nicht erwähnen.
»Und?«
»Und, warum hat er das getan?«
»Weil er dich mag, Melbourne. So was tun Jungen. Sie bezahlen das Abendessen und machen Geschenke und hoffen, dass du im Gegenzug – ähm, sie deinerseits mögen wirst.«
»Aber ich habe mich mit ihm gestritten«, zischte ich und schaute ängstlich zu der Tür, durch die Brayden verschwunden war. »Ich meine, kurz bevor er mir die Blumen gekauft hat, habe ich ihm einen großen Vortrag darüber gehalten, dass er sich im Hinblick auf alternative Energiequellen irrt.«
»Moment, Moment«, unterbrach mich Trey. »Du hast … du hast Brayden Cartwright gesagt, dass er sich irrt?«
Ich nickte. »Also, warum hat er so reagiert?«
Trey lachte, ein gewaltiges, volles Lachen, und ich war mir sicher, dass es Brayden gleich in den Raum zurückrufen würde. »Man sagt ihm sonst nicht, dass er sich irrt.«
»Ja, das habe ich mir gedacht.«
»Und vor allem Mädchen sagen ihm nicht, dass er sich irrt. Du bist wahrscheinlich das einzige Mädchen, das das je getan hat. Wahrscheinlich bist du auch das einzige Mädchen, das klug genug dafür ist.«
So langsam verlor ich die Geduld. »Das kapier ich ja, aber … Also, warum die Blumen? Warum die Komplimente?«
Trey schüttelte den Kopf und machte ein Gesicht, als wolle er gleich wieder anfangen zu lachen. »Melbourne, wenn du das nicht weißt, dann werde ich es dir nicht verraten.«
Ich machte mir zu große Sorgen, dass Brayden zurückkommen könnte, um auf Treys nutzlosen Rat näher einzugehen. Stattdessen fragte ich: »Ist Chris dieser perfekte Cousin, von dem du gesprochen hattest?«
Treys Feixen erlosch. »Allerdings. Alles, was ich tue, kann er besser.«
Ich bedauerte sofort, gefragt zu haben. Trey gehörte wie Adrian zu den Leuten, die ich nicht gern bekümmert sah. »Na ja. Auf mich wirkte er nicht so perfekt. Wahrscheinlich bin ich voreingenommen, weil ich ständig mit dir zusammen bin. Du hast den Maßstab für Perfektion gesetzt.«
Das holte Treys Lächeln zurück. »Ich entschuldige mich für sein Verhalten. Er war schon immer so. Nicht der charmanteste Zweig des Stammbaums der Familie Juarez. Der bin natürlich ich.«
»Natürlich«, stimmte ich zu.
Bei Braydens Rückkehr lächelte er noch immer. Aber als ich die Espressobar verließ und dabei einen Blick zurückwarf, hatte sich Treys Miene wieder verdüstert. Seine Gedanken waren nach innen gerichtet, und ich wünschte, ich hätte gewusst, wie ich ihm helfen konnte.
Auf der Rückfahrt nach Amberwood sagte Brayden schüchtern: »Also. Jetzt kenne ich meinen Dienstplan für die nächsten zwei Wochen.«
»Das ist … gut«, sagte ich.
Er zögerte. »Also … ich weiß, wann ich wieder ausgehen kann. Falls du, ich meine … Falls du noch einmal ausgehen möchtest.«
Spätestens diese Worte hätten mich überrascht, wenn ich wegen der Geschehnisse des heutigen Tages nicht bereits maßlos überrascht gewesen wäre. Brayden wollte wieder mit mir ausgehen? Warum denn? Vor allem Mädchen sagen ihm nicht, dass er sich irrt. Du bist wahrscheinlich das einzige Mädchen, das das je getan hat. Du bist wahrscheinlich das einzige Mädchen, das klug genug dafür ist. Wichtiger noch: Wollte ich wieder mit ihm ausgehen? Ich sah zu ihm hinüber und dann auf die Rosen hinunter. Ich dachte an seine Augen, als er mich in dem stehenden Wagen angesehen hatte. Da wurde mir klar, dass die Chancen, jemals einen Jungen zu finden, dem Shakespeare und Windparks Spaß
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