Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Gesicht.
»Sollte ich dich nicht abholen?«, fragte ich.
»Sonya hatte ein paar Besorgungen zu erledigen und hat angeboten, mich hier abzusetzen«, erklärte er. »Wir wollten dir die Mühe ersparen rauszukommen.« Adrian hatte gewusst, was ich an diesem Morgen vorhatte, daher war ich mir nicht ganz sicher, ob seine Motive wirklich so durch und durch selbstlos waren.
»Das ist Brayden«, sagte ich. »Brayden, Adrian.«
Adrian schüttelte Brayden die Hand. »Ich habe schon so viel von dir gehört.« Das bezweifelte ich nicht, aber ich fragte mich, von wem genau er es gehört haben mochte.
Brayden antwortete mit einem freundlichen Lächeln: »Ich habe tatsächlich noch nie etwas von dir gehört. Ich habe nicht mal gewusst, dass Sydney noch einen Bruder hat.«
»Du hast mich nie erwähnt?« Adrian sah mich mit gespielter Gekränktheit an.
»Es ist nie zur Sprache gekommen, nein«, erwiderte ich.
»Du besuchst noch die Highschool, stimmt’s?«, fragte Adrian und deutete mit dem Kopf auf den Mustang. »Aber du musst einen Nebenjob haben, um den Wagen da unterhalten zu können. Es sei denn, du bist einer von diesen Faulenzern, die einfach ihre Eltern abzocken.«
Brayden wirkte entrüstet. »Natürlich nicht. Ich arbeite fast täglich in einer Espressobar.«
»In einer Espressobar«, wiederholte Adrian und brachte es fertig, mit diesen Worten eine Million Schattierungen der Missbilligung zu übermitteln. »Verstehe.« Er sah mich an. »Könnte wohl schlimmer sein.«
»Adrian … «
»Na ja, ich werde kaum für immer da arbeiten«, protestierte Brayden. »Ich bin bereits von der USC angenommen worden, in Stanford und Dartmouth.«
Adrian nickte nachdenklich. »Schon beachtlich. Obwohl ich immer gedacht habe, dass Dartmouth eine Uni ist, an die solche Leute gehen, die es nicht nach Yale schaffen oder Harv…«
»Wir müssen jetzt wirklich los«, unterbrach ich und ergriff Adrian beim Arm. Mein Versuch, ihn zum Studentenparkplatz zu ziehen, scheiterte jedoch. »Wir wollen nicht in einen Stau geraten.«
Brayden warf einen Blick auf sein Handy. »Zu dieser Tageszeit wird in Richtung Westen nicht viel los sein, aber jetzt am Wochenende weiß man nie, wie sich die vielen Touristen auswirken, insbesondere angesichts der Attraktionen in San Diego. Wenn ihr die Chaostheorie auf Verkehrsmodelle anwendet … «
»Genau«, unterbrach ich. »Vorsicht ist besser als Nachsicht. Ich schicke dir eine SMS , wenn ich wieder zurück bin, okay? Dann überlegen wir uns was für die restliche Woche.«
Ausnahmsweise einmal hatte ich keinen Stress wegen der Frage, ob ich ihm die Hand geben, ihn küssen oder sonst was in der Art tun sollte. Ich war zu sehr konzentriert darauf, Adrian wegzuziehen, bevor er den Mund aufmachen und etwas Aufreizendes sagen konnte. Brayden mochte zwar leidenschaftlich über akademische Themen mit mir streiten, zeigte sich ansonsten jedoch ziemlich nachsichtig. Im Augenblick war er nicht direkt verärgert, aber so erregt hatte ich ihn gewiss noch nie erlebt. Typisch Adrian, selbst die umgänglichsten Leute gegen sich aufzubringen!
»Also«, sagte ich, sobald wir in dem Latte saßen. »Du konntest wirklich nicht einfach nur sagen ›Schön, dich kennenzulernen‹, und es dabei bewenden lassen?«
Adrian schob den Beifahrersitz zurück und machte es sich bequem, so gut das mit angelegtem Sicherheitsgurt ging. »Ich passe nur auf dich auf, Schwesterherz. Du sollst nicht mit irgendeinem Loser enden. Glaub mir, in so was bin ich Experte.«
»Nun, ich weiß dein Insiderwissen zu schätzen, aber das kriege ich schon allein gebacken. Trotzdem vielen Dank.«
»Komm schon, ein Barista? Warum nicht gleich ein Manager?«
»Mir gefällt, dass er Barista ist. Er riecht immer nach Kaffee.«
Adrian ließ ein Fenster herunter, so dass ihm die Brise das Haar zerzauste. »Es überrascht mich, dass du dich von ihm fahren lässt, vor allem wenn man bedenkt, wie du immer ausflippst, wenn jemand etwas in deinem Auto anrührt.«
»Wie das Fenster?«, fragte ich anzüglich. »Während die Klimaanlage läuft?« Adrian begriff den Hinweis und schloss das Fenster wieder. »Er will fahren. Also lasse ich ihn. Außerdem mag ich das Auto.«
»Es ist ein hübsches Auto«, gab Adrian zu. »Obwohl ich dich nie für den Typ gehalten hätte, der auf Statussymbole abfährt.«
»Tu ich auch nicht. Ich mag den Wagen einfach, weil er interessant ist und eine lange Geschichte hat.«
»Übersetzung: Statussymbol.«
»Adrian.« Ich
Weitere Kostenlose Bücher