Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
irgendwelche Details gehört.«
»Was wahrscheinlich ganz gut ist. Es war ziemlich schrecklich.« Mrs Dawson schaute sich um, als befürchte sie, in Schwierigkeiten zu geraten, weil sie mit einer Schülerin tratschte. Sie beugte sich über die Theke zu mir herüber und sagte mit ernstem Gesicht: »Das arme Ding ist verblutet. Man hat ihr die Kehle durchgeschnitten.«
KAPITEL 20
I ch hätte beinahe gefragt: »Ist das Ihr Ernst?« Aber sehen wir den Dingen ins Auge: Über so etwas würde sie wahrscheinlich keine Witze machen, vor allem wenn man bedachte, wie ernst sie wirkte. Andere Fragen schossen mir durch den Kopf, aber auch die hielt ich zurück. Sie waren nicht so merkwürdig, aber ich wollte jetzt keine Aufmerksamkeit erregen, indem ich ein ungewöhnliches Interesse an einem schauerlichen Mord zeigte. Stattdessen bedankte ich mich bei Mrs Dawson lediglich für ihre Hilfe bei dem Brief und kehrte auf den Ostcampus zurück.
Mrs Weathers saß an ihrem Schreibtisch, als ich das Wohnheim betrat. Ich brachte ihr den Brief, den sie zweimal las, bevor sie ihn in ihren Aktenschrank steckte. »In Ordnung«, sagte sie. »Sorgen Sie nur dafür, dass Ihre Schwester sich vorher und nachher jedes Mal bei mir meldet.«
»Das werde ich tun, Ma’am. Vielen Dank.« Ich zögerte, hin- und hergerissen, ob ich gehen oder die Fragen stellen sollte, die Mrs Dawsons Informationen wachgerufen hatten. Ich beschloss zu bleiben. »Mrs Weathers … seit Jills Verschwinden muss ich ständig an dieses Mädchen denken, von dem Sie mir erzählt haben. Das Mädchen, das gestorben ist. Ich denke die ganze Zeit, das hätte auch Jill sein können.«
Mrs Dawsons Züge wurden weicher. »Jill geht es gut. Ich hätte Ihnen das nicht erzählen sollen. Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
»Stimmt es, dass man dem Mädchen die Kehle aufgeschlitzt hat?«
»Ja.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Schrecklich. Einfach schrecklich. Ich weiß nicht, wer so etwas tut.«
»Hat man je herausgefunden, warum es passiert ist? Ich meine, war irgendetwas Ungewöhnliches an ihr?«
»Etwas Ungewöhnliches? Nein, eigentlich nicht. Ich meine, sie war ein entzückendes Mädchen. Klug, hübsch, beliebt. Eine gute – nein, sogar eine großartige – Sportlerin. Hatte Freunde, einen festen Freund. Aber nichts so Herausragendes, was sie zu einer besonderen Zielscheibe gemacht hätte. Natürlich brauchen Leute, die so was Schreckliches tun, wahrscheinlich keinen Grund dafür.«
»Allerdings«, murmelte ich.
Ich ging nach oben in mein Zimmer und wünschte, Mrs Weathers hätte sich genauer ausgedrückt, wie hübsch Kelly gewesen war. Was ich wirklich wissen wollte, war, ob Kelly eine Moroi gewesen war. In diesem Fall hatte ich gehofft, dass Mrs Weathers vielleicht eine Bemerkung darüber machen würde, wie groß oder bleich sie gewesen war. Nach Clarence’ Meinung und den Berichten der Alchemisten hatte kein registrierter Moroi im Gebiet von Palm Springs gelebt. Das bedeutete jedoch nicht, dass nicht doch jemand durch die Maschen hätte schlüpfen können. Ich würde es selbst herausfinden müssen. Wenn Kelly eine Moroi gewesen war, dann waren jetzt drei junge Moroi-Frauen innerhalb relativ kurzer Zeit in Südkalifornien auf die gleiche Weise getötet worden. Clarence mochte für seine Vampirjägertheorie argumentieren, aber für mich schrie dieses Muster nach Strigoi.
Wegen ihres Hausarrests war Jill auf unserem Zimmer. Je mehr Zeit verstrich, desto weniger wütend war ich auf sie. Die Tatsache, dass ich das Problem mit der Nahrungsaufnahme gelöst hatte, war dabei hilfreich. Es hätte mich viel mehr aufgeregt, wenn wir nicht in der Lage gewesen wären, sie vom Campus wegzubringen.
»Was ist los?«, fragte sie mich und schaute von ihrem Laptop auf.
»Warum soll was los sein?«
Sie lächelte. »Du hast diesen Blick. Es ist diese winzige Falte zwischen den Augenbrauen, die du immer bekommst, wenn du etwas rausfinden willst.«
Ich schüttelte den Kopf. »Es ist aber nichts.«
»Weißt du«, erwiderte sie, »vielleicht wären all diese Verpflichtungen, die du hast, nicht so schlimm, wenn du mit anderen Leuten darüber sprechen und dir von ihnen helfen lassen würdest.«
»Ganz so ist es nicht. Es ist einfach etwas, das ich herauszufinden versuche.«
»Erzähl es mir«, bat sie. »Du kannst mir vertrauen.«
Es war keine Frage des Vertrauens. Es ging darum, Jill nicht unnötig aufzuregen. Mrs Weathers hatte befürchtet, dass sie mir Angst machen würde, aber
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