Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
eine Wohnung notwendig ist, damit Adrian glücklich wird und sich desto lieber an der Arbeit beteiligt, die dieses Strigoi-Rätsel macht, dann müssen wir es doch so arrangieren. Ich kann warten.«
Stanton musterte mich mehrere Sekunden lang und brach das Schweigen erst, als die Bedienung die Rechnung brachte. »Das ist sehr professionell gedacht von Ihnen. Ich kümmere mich darum.«
»Danke«, erwiderte ich. Ein Glücksgefühl stieg in mir auf, und ich lächelte beinahe, als ich mir Adrians Gesicht vorstellte, wenn er von seiner neuen Wohnung erfuhr.
»Da ist nur noch ein weiterer Punkt, den ich nicht verstehe«, bemerkte Stanton. »Bei der Untersuchung der Wohnung haben wir einen Feuerschaden entdeckt. Aber keiner hat uns von einem Zwischenfall mit Feuer berichtet.«
Ich setzte einen zerknirschten Ausdruck auf. »Ehrlich gesagt … durch den Blutverlust und den Biss ist so vieles verschwommen … ich bin mir nicht wirklich sicher. Keith hatte einige Kerzen. Ich weiß nicht, ob eine angezündet war … ich muss nur immer an diese Zähne denken und daran, wie schrecklich es war, als ich gebissen wurde … «
»Ja, ja«, unterbrach mich Stanton. Meine Ausrede war zwar dürftig, aber nicht einmal sie blieb völlig gleichgültig bei dem Gedanken, dass ein Vampir ihr Blut trank. Es war so ziemlich der schlimmste Albtraum eines jeden Alchemisten, und ich hatte ein Anrecht auf mein Trauma. »Na gut, machen Sie sich keine Gedanken deswegen. Dieses Feuer ist die geringste unserer Sorgen.«
Es war allerdings nicht die geringste meiner Sorgen. Und als ich später am Tag wieder auf dem Campus war, ging ich der Sache endlich nach und spürte Ms Terwilliger auf, die in einem der Bibliotheksbüros arbeitete.
»Sie wussten es«, sagte ich und schloss die Tür. Alle Überlegungen hinsichtlich eines Schüler-Lehrer-Verhältnisses waren in diesem Augenblick aus meinem Kopf verschwunden. Ich hatte eine Woche lang an meinem Ärger gekaut und konnte ihn jetzt endlich herauslassen. Mein Leben lang hatte man mich gelehrt, Autoritätspersonen zu respektieren, aber jetzt hatte eine davon mich verraten. »Alles, was ich für Sie tun sollte … die Abschrift dieser Zauberbücher, dieses Amulett, das ich anfertigen sollte, ›nur um zu sehen, wie es war‹!« Ich schüttelte den Kopf. »Es war alles eine Lüge. Sie wussten es … Sie wussten, dass es … echt war.«
Ms Terwilliger nahm ihre Brille ab und musterte mich eingehend. »Ah, ich entnehme Ihren Worten, dass Sie es ausprobiert haben?«
»Wie konnten Sie mir das antun?«, rief ich. »Sie haben ja keine Ahnung, wie ich zu Magie und dem Übernatürlichen stehe!«
»Oh«, erwiderte sie trocken. »Da habe ich durchaus eine Ahnung. Ich weiß alles über Ihre Organisation.« Sie klopfte sich auf die Wange, dorthin, wo ich meine Tätowierung hatte. »Ich weiß, warum Ihre Schwester von Aktivitäten im Freien befreit ist und warum Ihr Bruder so großartige Leistungen im Sport zeigt. Ich bin bestens informiert über die verschiedenen Kräfte, die in unserer Welt am Werk sind und vor den meisten Menschenaugen verborgen bleiben. Keine Sorge, meine Liebe. Ich werde es gewiss niemandem erzählen. Vampire interessieren mich nicht.«
»Warum?«, fragte ich und beschloss zu überhören, dass sie alles ans Tageslicht geholt hatte, was ich unbedingt geheim halten wollte. »Warum ich? Warum haben Sie mich zu allem veranlasst – vor allem, wenn Sie behaupten, Sie wüssten, wie ich dazu stehe?«
»Hm … aus zwei Gründen. Vampire verfügen, wie Sie wissen, über eine Art Magie. Sie haben auf einer sehr grundlegenden, beinahe mühelosen Ebene Kontakt zu den Elementen. Menschen jedoch kennen eine solche Verbindung nicht.«
»Menschen sollten keine Magie benutzen«, sagte ich kalt. »Sie haben mich dazu gebracht, etwas zu tun, das gegen meine Glaubensgrundsätze verstößt.«
»Damit wir Menschen Magie wirken können«, fuhr sie fort, als hätte ich überhaupt nicht gesprochen, »müssen wir sie der Welt abringen. Magie fällt uns nicht so einfach in den Schoß. Sicher, Vampire benutzen gelegentlich Zauber und gewisse Zutaten, aber nicht so, wie wir es tun müssen. Ihre Magie geht von innen nach außen. Unsere geht von außen nach innen. Sie erfordert so viel Anstrengung, so viel Konzentration und exakte Berechnung … nun, die meisten Menschen haben weder die Geduld noch die Fähigkeit dazu. Aber jemand wie Sie? Sie sind, seit Sie sprechen können, in diesen mühsamen Techniken gedrillt
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