Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
murmelte er. Beklommen wandte ich den Blick ab und wollte mir lässig das Haar ins Gesicht zurückstreichen.
Genau in diesem Moment steckte Adrian den Kopf zur Tür herein. All seine gute Laune von vorhin war verschwunden. »Ah, da sind Sie ja. Kann ich für einen Moment unter vier Augen mit Ihnen reden?«
Die Frage war an mich gerichtet, und Lee sprang von der Theke. »Ich versteh schon. Ist Jill immer noch in der Höhle?« Adrian nickte, und Lee sah mich fragend an. »Soll ich … ?«
Ich nickte. »Das wäre großartig. Vielen Dank.«
Lee ging, dann sah mich Adrian neugierig an. »Was hatte das denn zu bedeuten?«
»Oh, wir dachten, Lee wäre vielleicht in der Lage, Jill bei ihren Problemen zu helfen«, erklärte ich. »Weil er sie verstehen kann.«
»Probleme?«
»Ja, Sie wissen schon. Sich daran zu gewöhnen, unter Menschen zu leben.«
»Oh«, sagte Adrian. Er holte ein Päckchen Zigaretten hervor, und zu meiner absoluten Überraschung zündete er sich direkt vor meiner Nase eine an. »Das. Ja, ich schätze, das ist gut. Aber nicht darüber wollte ich mit Ihnen reden. Sie müssen mich von hier wegbringen.«
Ich war verblüfft. Es ging gar nicht um Jill?
»Weg aus Palm Springs?«, fragte ich.
»Nein! Weg aus diesem Haus.« Er deutete auf seine Umgebung. »Es ist so, als lebe man in einem Altenheim! Clarence macht jetzt gerade ein Nickerchen, und er isst um fünf. Es ist so langweilig.«
»Sie sind doch erst seit zwei Tagen hier.«
»Und das ist mehr als genug. Das Einzige, was mich am Leben erhält, ist der Umstand, dass er einen ansehnlichen Vorrat an Alkoholika im Haus hat. Aber wenn ich so weitermache, ist bis zum Wochenende alles weg. Mein Gott, ich gehe noch die Wände hoch.« Sein Blick fiel auf das Kreuz an meinem Hals. »Oh. Sorry. Das sollte keine Beleidigung sein.«
Ich war immer noch viel zu verblüfft über das unerwartete Thema, um gekränkt zu sein. »Was ist mit Lee? Er ist doch auch hier, oder?«
»Ja«, stimmte mir Adrian zu. »Manchmal. Aber er ist beschäftigt mit … Teufel, ich weiß es nicht. Schulsachen. Er kehrt morgen nach Los Angeles zurück, und das wird eine weitere langweilige Nacht für mich werden. Außerdem … « Verschwörerisch sah er sich um. »Lee ist ja ein netter Kerl, aber er … nun, er steht nicht wirklich auf Spaß. Nicht so wie ich.«
»Das muss kein Nachteil sein«, bemerkte ich.
»Keine Moralpredigten, Sage! Und hey, wie ich schon sagte, ich mag ihn durchaus, aber er ist nicht oft genug hier. Wenn er hier ist, zieht er sich zurück. Er schaut sich ständig im Spiegel an, noch öfter als ich. Neulich habe ich ihn voller Sorge über graue Haare sprechen hören.«
Lees Exzentrizität kümmerte mich nicht. »Wohin würden Sie denn gehen wollen? Sie wollen sich doch nicht … « Ein unangenehmer Gedanke kam mir. »Sie wollen sich doch nicht an der Amberwood einschreiben, oder?«
»Was, und mit euch 21 Jump Street spielen? Nein, vielen Dank.«
»Einundzwanzig was?«
»Vergessen Sie’s. Hören Sie.« Er drückte die Zigarette aus – auf der Theke – , was ich irgendwie lächerlich fand, da er kaum etwas geraucht hatte. Warum sich die Mühe mit einer so schmutzigen Angewohnheit geben, wenn man nicht alles aufbrauchte? »Ich brauche eine eigene Wohnung, okay? Ihr Alchemisten könnt doch zaubern. Können Sie mir nicht eine protzige Junggesellenbude, wie Keith sie hat, im Stadtzentrum besorgen, damit ich mit all den reichen Urlaubern Partys feiern kann? Allein zu trinken, ist traurig und jämmerlich. Ich brauche Leute. Selbst wenn es Menschen sind.«
»Nein«, stellte ich fest. »Dazu bin ich nicht autorisiert. Sie fallen nicht … also, Sie fallen nicht in meinen Verantwortungsbereich. Wir kümmern uns lediglich um Jill – und um Eddie, da er ihr Leibwächter ist.«
Finster runzelte Adrian die Stirn. »Wie wär’s dann mit einem Auto? Können Sie das hinbekommen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Wie wäre es mit Ihrem Auto? Was wäre, wenn ich euch an der Schule absetzen und mir den Wagen dann für eine Weile leihen würde?«
»Nein«, sagte ich schnell. Das war wahrscheinlich der verrückteste Vorschlag, den er hätte machen können. Latte war mein Baby. Ich wollte ihn bestimmt nicht einem maßlosen Trinker leihen – erst recht nicht einem, der außerdem zufällig ein Vampir war. Wenn es jemals einen Vampir gegeben hatte, der besonders verantwortungslos wirkte, dann war es Adrian Ivashkov.
»Sie bringen mich um, Sage!«
»Ich tu doch gar
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