Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
Aufträge mich auch in Rage versetzt oder wie viel Zeit ich mit Vampiren verbracht hatte. Ich musste es den Alchemisten berichten, wenn bei Jill und den anderen etwas … geschah. Es war eine Pflicht ihnen gegenüber, der Menschheit gegenüber.
Natürlich bestand ein Teil meiner Pflicht den Alchemisten gegenüber darin, mich um Jill zu kümmern, und was immer sie gerade plagte, es hing offensichtlich mit ihrem Wohlergehen zusammen. Eine halbe Sekunde lang erwog ich, sie zu hintergehen, verwarf die Idee aber sofort wieder. Das konnte ich nicht. Wenn ich mich entschieden hatte, ihr Geheimnis zu hüten, dann würde ich es auch hüten. Andernfalls wollte ich es sie von vornherein wissen lassen.
»Ich werde es nicht weitersagen«, versprach ich. Ich glaube, die Worte überraschten mich ebenso sehr wie sie. Sie musterte mich in dem fahlen Licht und musste schließlich zu dem Schluss gekommen sein, dass ich die Wahrheit sprach. Sie nickte langsam.
»Adrian und ich sind verbunden. Ich meine, mit einem geistigen Band.«
Meine Augen weiteten sich voller Unglauben. »Wie ist das … « Plötzlich fügten sich all die fehlenden Teile zu einem Ganzen zusammen. »Der Überfall. Du – du bist … «
»Gestorben«, sagte Jill unumwunden. »Es herrschte eine solche Verwirrung, als die Moroi-Attentäter kamen. Alle glaubten, sie hätten es auf Lissa abgesehen, daher haben die meisten Wächter sie umstellt. Eddie war der Einzige, der sich um mich gekümmert hat, aber er war nicht schnell genug. Dieser Mann, er … « Jill berührte eine Stelle in der Mitte ihrer Brust und schauderte. »Er hat mich erstochen. Er … hat mich getötet. Das ist der Punkt, an dem Adrian ins Spiel kam. Er hat Geist eingesetzt, um mich zu heilen und zurückzuholen, und jetzt haben wir ein Band. Alles ging so schnell. Niemand hat überhaupt begriffen, was er getan hat.«
Mir schwirrte der Kopf. Ein geistiges Band. Geist war ein beunruhigendes Element für die Alchemisten, größtenteils deshalb, weil wir so wenige Unterlagen darüber hatten. Unsere Welt bestand aus Dokumenten und Wissen, daher vermittelte uns jede Lücke darin ein Gefühl der Schwäche. Hinweise auf Geistbenutzung waren im Laufe der Jahrhunderte zwar aufgezeichnet worden, aber niemand hatte wirklich begriffen, dass es ein eigenes Element war. Man hatte diese Ereignisse als zufällige magische Phänomene abgeschrieben. Erst kürzlich, als Vasilisa Dragomir sich offenbart hatte, war Geist wiederentdeckt worden, zusammen mit seinen unzähligen psychischen Wirkungen. Sie und Rose hatten ein geistiges Band gehabt, das einzige moderne Band, das wir dokumentiert hatten. Die Fähigkeit zu heilen war eines der bemerkenswertesten Attribute von Geist – so hatte Vasilisa Rose nach einem Autounfall ins Leben zurückgeholt. Dies hatte eine psychische Verbindung zwischen ihnen geschaffen, die erst zerstört worden war, nachdem Rose eine zweite Nahtoderfahrung erlebt hatte.
»Du kannst in seinen Kopf schauen«, hauchte ich. »Seine Gedanken. Seine Gefühle.« So viele Dinge fügten sich jetzt zusammen. Wie zum Beispiel die Frage, aus welchem Grund Jill immer alles über Adrian wusste, auch wenn er behauptete, er habe es ihr nicht erzählt.
Sie nickte. »Ich will es nicht. Glaub mir. Aber ich kann nicht dagegen an. Rose meinte, mit der Zeit würde ich lernen, es zu kontrollieren, seine Gefühle von mir fernzuhalten, aber jetzt bin ich dazu noch nicht imstande. Und er hat so viele, Sydney. So viele Gefühle. Er empfindet alles so stark – Liebe, Trauer, Wut. Emotional fährt er Achterbahn. Was zwischen ihm und Rose vorgefallen ist … es zerreißt ihn. Bei allem, was in seinem Leben vorgeht, fällt es mir manchmal schwer, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Glücklicherweise ist das nicht immer so. Aber wenn es geschieht, kann ich es gewiss nicht kontrollieren.«
Ich sprach es nicht aus, aber ich fragte mich, ob einige dieser unbeständigen Gefühle ein Teil der Neigung von Geist sein mochten, seine Benutzer in den Wahnsinn zu treiben. Oder vielleicht waren sie auch einfach ein Teil von Adrians angeborener Persönlichkeit. Für den Augenblick war das alles bedeutungslos.
»Aber er kann dich nicht spüren, stimmt’s? Es funktioniert nur in einer Richtung?«, hakte ich nach. Rose hatte zwar Vasilisas Gedanken lesen und ihre Erfahrungen im alltäglichen Leben mit ansehen können, aber nicht andersherum. Ich vermutete, dass es jetzt das Gleiche war, aber bei Geist konnte man nichts für
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