Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
aufnehmen können. Hätte er es ernst gemeint, hätte er sie getroffen. Trotzdem schien er sich über ihre Reaktionszeit zu freuen.
»Gut. Das würde einen Teil des Schlages abwehren, obwohl du ihn immer noch zu spüren bekämst. Das Beste wäre, du würdest dich ducken und ganz ausweichen, aber das bedarf noch weiterer Arbeit.«
Jill nickte gehorsam. »Wann können wir daran arbeiten?«
Eddie betrachtete sie voller Stolz. Nach einigen Sekunden wurden seine Züge weicher. »Nicht heute. Zu viel Sonne.«
Jill setzte zu einem Protest an, hielt sich dann aber zurück. Sie hatte wieder diesen Gesichtsausdruck, als lauge die Helligkeit sie aus, und schwitzte zudem heftig. Für einen Moment sah sie zum Himmel empor, als flehe sie ihn an, uns einige Wolken zu bescheren. Der Himmel zeigte aber keine Reaktion, also nickte sie Eddie zu.
»In Ordnung. Aber wir machen morgen um die gleiche Zeit weiter? Oder vielleicht noch früher. Oder vielleicht schon heute Abend! Könnten wir nicht beides tun? Heute Abend trainieren, wenn die Sonne untergeht, und dann wieder morgen früh? Würde es dir was ausmachen?«
Eddie grinste, erheitert über ihre Begeisterung. »Was immer du willst.«
Jill lächelte zurück und setzte sich neben mich, wobei sie so viel Schatten wie möglich suchte. Eddie sah mich erwartungsvoll an. »Was ist?«, fragte ich.
»Solltest du nicht lernen, wie man jemandem einen Boxhieb versetzt?«
Ich lachte spöttisch. »Nein. Wann sollte ich jemals in eine Situation kommen, in der ich so was brauchen würde?«
Jill stieß mir den Ellbogen in die Rippen. »Mach schon, Sydney!«
Widerstrebend erlaubte ich Eddie, mir eine schnelle Lektion im Boxen zu erteilen, allerdings … ohne dass ich mir dabei die Hand verletzte. Ich passte kaum auf und hatte das Gefühl, ich diene im Wesentlichen zur Unterhaltung der anderen. Als Eddie mit mir fertig war, fragte Micah: »He, würde es dir etwas ausmachen, auch mir einige Ninja-Tricks zu zeigen?«
»Das hat nichts mit Ninja zu tun«, protestierte Eddie, immer noch lächelnd. »Dann steh mal auf.«
Micah sprang auf, und Eddie führte ihn durch einige rudimentäre Abläufe. Im Wesentlichen schien es, als schätze Eddie Micah und seine Fähigkeiten ab. Nach einer Weile wurde Eddie unbefangener und ließ Micah einige offensive Bewegungen üben, mit denen man einen Angreifer abwehrte.
»He!«, protestierte Jill, als Eddie einen Tritt bei Micah anbrachte, was dieser auf eine kumpelhafte Art abschüttelte. »Das ist nicht fair. Würden wir üben, würdest du nicht zutreten.«
Eddie war ausreichend lange abgelenkt, dass Micah tatsächlich einen Treffer landete. Eddie sah ihn mit widerwilligem Respekt an, dann sagte er zu Jill: »Das war was anderes.«
»Weil ich ein Mädchen bin?«, fragte sie scharf. »Bei Rose hast du dich nie zurückgehalten.«
»Wer ist Rose?«, wollte Micah wissen.
»Eine andere Freundin«, erklärte Eddie. An Jill gewandt fügte er hinzu: »Und Rose hatte einige Jahre mehr Erfahrung als du.«
»Sie hatte auch mehr Erfahrung als Micah. Du hast es mir leicht gemacht.«
Eddie errötete und hielt den Blick auf Micah gerichtet. »Stimmt nicht«, widersprach er.
»Stimmt doch«, murrte sie. Als die Jungen wieder ihr Sparring aufnahmen, bemerkte sie leise zu mir: »Wie soll ich es jemals lernen, wenn er Angst davor hat, mir wehzutun?«
Ich beobachtete die Jungen und analysierte, was ich bisher über Eddie wusste. »Ich glaube, es ist noch etwas komplizierter. Außerdem ist er der Ansicht, dass du es einfach nicht nötig haben solltest, das Risiko einzugehen – dass du dich nicht verteidigen musst, wenn er seine Sache gut genug macht.«
»Er macht seine Sache großartig. Du hättest ihn mal bei dem Überfall erleben sollen.« In ihr Gesicht trat jetzt dieser gehetzte Ausdruck, wie immer bei der Erwähnung des Überfalls, der sie ins Versteck getrieben hatte. »Aber ich muss es trotzdem lernen.« Sie senkte die Stimme noch weiter. »Ich will wirklich lernen, auch meine Magie zum Kämpfen einzusetzen – nicht, dass ich in dieser Wüste viel Gelegenheit zum Üben bekäme.«
Schaudernd erinnerte ich mich an ihre Darbietung vom vergangenen Abend. »Die Zeit wird schon noch kommen«, sagte ich unbestimmt.
Ich stand auf und erklärte, dass ich ein wenig arbeiten müsse. Micah fragte Eddie und Jill, ob sie zu Mittag essen wollten. Eddie bejahte sofort. Jill sah mich hilfesuchend an.
»Es ist nur ein Mittagessen«, erklärte Eddie vielsagend. Ich wusste, dass
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