Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
Lebensumstände. Warum ist es so schwer für Sie, sich eine eigene Unterkunft zu suchen? Warum brauchen Sie mich dazu?«
»Weil ich so gut wie kein Geld habe, Sage. Mein alter Herr hat mir sämtliche Mittel gekappt. Er gibt mir ein Taschengeld, das kaum für die Zigaretten reicht.«
Ich erwog die Idee, ihm vorzuschlagen, er solle mit dem Rauchen aufhören, aber das hätte dem Gespräch wahrscheinlich keine nützliche Wendung gegeben. »Das tut mir leid. Wirklich. Wenn mir etwas einfällt, werde ich es Sie wissen lassen. Außerdem, will Abe nicht, dass Sie dortbleiben?«
Ich beschloss, reinen Tisch zu machen. »Ich habe sie beide am ersten Tag miteinander reden hören. Sie sollen etwas für ihn tun.«
Adrian, der sich inzwischen die Schuhe zugeschnürt hatte, richtete sich auf. »Ja, und ich habe keine Ahnung, worum es eigentlich geht. Ist Ihnen auch aufgefallen, dass er sich vollkommen vage ausgedrückt hat? Ich glaube, er versucht einfach, sich über mich lustig zu machen, mich beschäftigt zu halten, weil er sich irgendwo in seinem verkorksten Herzen miserabel fühlt, wegen der Dinge, die passiert sind mit … «
Adrian schloss den Mund, aber ich konnte den unausgesprochenen Namen hören: Rose. Eine schreckliche Traurigkeit legte sich über seine Züge, während ein verlorener, gehetzter Ausdruck in seine Augen trat. Ich erinnerte mich an die Autofahrt mit Jill, an ihre Tirade über Rose, darüber, dass die Erinnerung an sie Adrian peinige. Mit dem, was ich jetzt über das Band wusste, hatte ich das Gefühl, dass von diesen Worten nur sehr wenige Jill gegolten hatten. Eigentlich waren sie direkt an Rose gerichtet gewesen. Als ich ihn so ansah, begriff ich kaum das Ausmaß dieses Schmerzes, und noch weniger wusste ich, wie ich helfen konnte. Ich merkte nur, dass ich plötzlich ein klein bisschen besser verstand, warum er diesen starken Wunsch verspürte, seinen Kummer zu ertränken – nicht dass sein Verhalten dadurch gesünder gewesen wäre.
»Adrian«, begann ich unbeholfen, »es tut … «
»Vergessen Sie es«, unterbrach er mich. »Sie wissen nicht, wie es ist, jemanden so sehr zu lieben, jemanden, der einem diese Liebe dann vor die Füße wirft … «
Ein Schrei, der das Trommelfell zerreißen konnte, durchdrang plötzlich die Luft. Adrian zuckte noch heftiger zusammen als ich, was bewies, dass das Vampirgehör einen Nachteil hatte: Störende Geräusche waren um so vieles störender.
Gemeinsam eilten wir in die Wohnung zurück. Das blonde Mädchen saß aufrecht auf dem Sofa, genauso erschrocken wie wir. Das andere Mädchen, das mich hereingelassen hatte, stand totenbleich in der Tür zum Schlafzimmer und hielt ein Handy umklammert.
»Was ist passiert?«, fragte ich.
Sie öffnete den Mund und wollte sprechen, dann stutzte sie bei meinem Anblick und schien sich darauf zu besinnen, dass ich ein Mensch war.
»Ist schon gut, Carla«, sagte Adrian. »Sie weiß über uns Bescheid. Du kannst ihr vertrauen.«
Mehr brauchte Carla nicht. Sie warf sich in Adrians Arme und begann unbeherrscht zu weinen. »Oh, Jet«, stieß sie schluchzend hervor. »Ich kann nicht glauben, dass ihr das zugestoßen ist. Wie konnte das passieren?«
»Was ist passiert?«, fragte das andere Moroi-Mädchen und erhob sich unsicher auf die Füße. Wie Adrian sah auch sie so aus, als habe sie in ihren Kleidern geschlafen. Ich wagte zu hoffen, dass Jill nicht so viel unanständigem Treiben ausgesetzt gewesen sein mochte, wie ich mir das ursprünglich vorgestellt hatte.
»Erzähl uns, was passiert ist, Carla!«, sagte Adrian mit dieser sanften Stimme, die ich in der Vergangenheit nur dann von ihm gehört hatte, wenn er mit Jill sprach.
»Ich heiße Krissy«, schniefte sie. »Und unsere Freundin – unsere Freundin.« Sie wischte sich die Augen, als weitere Tränen kamen. »Ich habe gerade den Anruf erhalten. Unsere Freundin – eine andere Moroi, die unser College besucht – , sie ist tot.« Krissy schaute zu dem anderen Mädchen auf, das vermutlich Carla war. »Es war Melody. Sie wurde letzte Nacht von Strigoi getötet.«
Carla keuchte auf und begann zu weinen, woraufhin Krissy erneut in Tränen ausbrach. Ich sah Adrian in die Augen, wir waren beide entsetzt. Auch wenn wir keine Ahnung hatten, wer diese Melody war, so war eine Ermordung durch Strigoi trotzdem etwas Schreckliches und Tragisches. Sofort drängte sich meine Alchemistenausbildung hervor. Ich musste dafür sorgen, dass der Tatort gesichert wurde und der Mord vor
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