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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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gehaust hat.«
    Â»So schlimm?«
    Â»Ich habe Schlüssel, Taschenbücher und Grassoden im Kühlschrank gefunden. Das Haus ist eine einzige Müllkippe. Überall stehen leere Flaschen herum. Die Zimmer sind vollgestopft mit Abfall. Manche sind versperrt, und ich konnte sie bis jetzt nicht öffnen. Im Schlafzimmer ist eine Barrikade aufgebaut.« Er verstummte. Wenn das nicht reichte, konnte nichts Frank überzeugen. Außerdem hasste Jake das Gefühl, um Hilfe bitten zu müssen, fast genauso, wie niemanden zu haben, den er danach fragen konnte.
    Â»Hast du sonst keinen, der dich unterstützt?«
    Â»Kay will kommen, aber bei dem anrückenden Sturm würde es mich nicht wundern, wenn sie in New York bleibt.«
    Â»Was für ein Sturm?« Die Frage klang ruhig und gelassen und bewies, dass Frank offenbar nicht oft den Fernseher einschaltete.
    Â»Ein Kategorie- 5 -Hurrikan vom Kap-Verde-Typ. Sie empfehlen, das Gebiet zu räumen. Ich wäre nicht überrascht, wenn es zu einer zwangsweisen Evakuierung kommt.«
    Frank stieß einen leisen Pfiff aus, und selbst der klang trocken und brüchig. »Ein zweiter Express.« Der Neuengland-Hurrikan von 1938 war als der ›Long Island Express‹ in die Geschichte eingegangen. »Leg dir einen Vorrat an Wasser und Batterien zu. Oder noch besser, hau ab, Jakey. Lass deinen Vater ausfliegen, wenn es sein muss. Oder steck ihn in eine Ambulanz. Fahr nach Hause, bis sich der Sturm verzogen hat.«
    Jake hätte Franks Rat gern befolgt, aber der Keil im Getriebe waren die Frau und das Kind, denen man die Haut abgezogen hatte. Er musste hierbleiben. Er hatte keine Wahl. »Das geht nicht, Frank. Ich habe hier noch etwas anderes zu erledigen.«
    Franks Stimme klang plötzlich flach und distanziert. »Arbeit?«
    Â»Ja, Arbeit.« Es ist abermals geschehen, hätte er gern hinzugefügt.
    Â»Dann besorg dir wenigstens eine Überlebensausrüstung. Genug Trinkwasser und Nahrung und vielleicht trockene Kleider zum Wechseln für etwa eine Woche, falls es so schlimm kommen sollte wie bei Katrina. Immerhin seid ihr oberhalb des Meeresspiegels. Stell dir einen Rucksack zusammen. Handfeuerwaffe mit Extramunition. Versiegele ein paar Rollen Toilettenpapier in Plastiktüten. Gibt nichts Schlimmeres, als sich den Arsch mit einer Socke abwischen zu müssen. Ein gutes, solides Messer. Ein Ka-Bar oder ein Tauchermesser. Etwas, das sich auch als Werkzeug verwenden lässt. Antiseptische Salbe. Verbandszeug. Kaugummi.«
    Jake schloss die Augen und kniff sich in die Nasenwurzel. Es war ein guter Ratschlag. Frank war ein pragmatischer Mann, das war ja der Grund, warum er ihn um Hilfe gebeten hatte.
    Frank war nie verheiratet gewesen, hatte aber immer langdauernde – und mehr oder weniger monogame – Verhältnisse mit sehr außergewöhnlichen Frauen gepflegt. Manche waren jünger gewesen, manche älter, manche reich, andere nicht. Die Beziehungen hatten alle stabil und innig gewirkt. Aber irgendwann kam stets der Zeitpunkt, an dem Frank verkündete, dass sie mitten in der Nacht ausgezogen sei. Es folgte eine Phase mit zu viel Alkohol und zu wenig Selbstkontrolle, bis bald eine weitere umwerfende Frau an seiner Seite auftauchte. Kurz nach Mias Ermordung war Frank von Long Island fortgezogen. Um sich mehr der Jagd zu widmen. Zur Natur zurückzukehren. Aber Jake wusste, dass er gegangen war, um sich von den Erinnerungen an all das Schöne zu lösen, das hier zerstört worden war. Am Ende war er in den Blue Hills in Kentucky gelandet.
    Da die Brüder kein Wort mehr miteinander wechselten, hatte auch Jake den Kontakt zu seinem Onkel verloren. Dabei war es geblieben, bis Jake viele Jahre später in einer Lache stinkenden Wassers auf dem Küchenboden aufwachte. Irgendwie hatte er anschließend Frank aufgespürt. Und um Hilfe gebeten.
    Er vergaß Frank nie, dass er ihm das Leben gerettet hatte. Aber er war so wenig daran gewöhnt, jemanden um Hilfe zu bitten, dass er sich jetzt deswegen schuldig fühlte. »Wir sind in Long Island, nicht im finstersten Afrika.« In seiner Stimme lag eine Zuneigung, die er für seinen Vater nicht aufbrachte. Er telefonierte ein paarmal im Jahr mit seinem Onkel, meistens, wenn ihm der Job über den Kopf wuchs und er jemanden brauchte, der seinen Blick auf die Welt wieder zurechtrückte. Jake hatte größten Respekt vor dem Mann. »Ich bin

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