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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Urteil gestattete, bevor er völlig sicher war.
    Jake löste den Blick vom Bildschirm und rieb sich die Augen. Der prägende Faktor in diesem Fall war das Fehlen von sichtbaren Indizien. Menschen wie Hauser hätten es Beweismittel genannt, aber Jake dachte nicht in diesen Kategorien. Für Jake war jede Einzelheit ein Farbtupfer in einem Gemälde, und wie bei jeder Kunstform kristallisierte sich ein Bild heraus, sobald genügend Tupfer vorhanden waren. Wenn zu viele Details fehlten, konnte keine Gehirnakrobatik der Welt das Bild vollenden. Doch in diesem Fall war das Fehlen physischen Beweismaterials fast ein Gottesgeschenk. Dadurch war Jake gezwungen, sich auf jenen Teil von sich selbst zu verlassen, den nicht einmal er vollständig verstand. Und durch diesen analytischen Prozess war es ihm irgendwie gelungen, die Duftmarke des Killers aufzunehmen. Nach all den Jahren. Nach all dem Zorn und dem Hass und der Furcht und dem Heroin und dem Schnaps. Er würde …
    Das Telefon warf ihn aus dem in seinem Kopf aufgebauten Bühnenbild, wo er den Mord nachstellte. »Cole«, meldete er sich mürrisch. Misstrauisch.
    Â»Hier ist Schwester Rachael aus dem Krankenhaus. Sie müssen herkommen. Sofort .«
    Â»Mein Vater …« Er unterbrach sich. »Was ist los?«
    Â»Sie sollten besser ins Krankenhaus kommen.«
    Er hörte ein zymbelartiges Geräusch von etwas Metallischem, das zu Boden fiel. Vielleicht auch von zerbrechendem Glas. Flüche. Ein Klatschen. »Bitte«, sagte jemand im Hintergrund. »Mr Coleridge. Bitte hören Sie auf. Alles wird gut.«
    Dann übertönte ein anhaltendes, gellendes Kreischen alle Hintergrundgeräusche und brachte den Lautsprecher zum Scheppern. Jake riss das Telefon vom Ohr weg.
    Â»Bitte. Er kommt. Er kommt! Ich kann nicht hierbleiben! Ich kann nicht! O Gott. Bitte. Lasst mich gehen. Ich werde ihm bestimmt nichts von Ihnen sagen, bestimmt nicht. Aber wenn Sie mich nicht gehen lassen, dann muss ich es tun und dann … und dann …« Seine Altmännerstimme war voller Panik, voller Wahnsinn. »Gehen Sie weg von mir mit der Spritze!«
    Schwester Rachael kam außer Atem wieder an den Apparat. » Bitte , Mr Cole.«

20
    Jake stieß die Tür auf, und eine kleine alte Dame mit einer nicht angezündeten Zigarette zwischen den Zähnen und einem Rollständer mit Tropf bellte ihn an: »Passen Sie doch auf, wo Sie hingehen!« Sie wich ihm aus und nahm ihre Rauchmission wieder auf. Jake rannte zum Schwesternzimmer.
    Es war die stille Zeit nach dem Mittagessen, und zwei Schwestern erledigten gerade Papierkram. Ein großer, schwergewichtiger Mann mit dicken Brillengläsern und einem schmalen Hufeisen aus grauen Haaren entdeckte Jake, setzte ein professionelles Lächeln auf und kam an den Empfangstisch. »Mr Cole, ich bin Dr. Sobel, einer der Ärzte Ihres Vaters.«
    Jake extrahierte den Namen aus den Akten in seinem Kopf – der Psychiater. Sein Beruf hatte ihm ein tiefsitzendes Misstrauen gegenüber Menschen eingeflößt, die behaupteten, sie verstünden den menschlichen Verstand.
    Sobel streckte ihm die Hand hin. »Ich habe jetzt einen Termin, aber wir müssen unbedingt miteinander reden. Könnten wir uns morgen früh ausführlicher unterhalten?«
    Â»Eine der Schwestern hat mich angerufen. Sie sagte …«
    Sobel winkte ab, als wäre Jake melodramatisch.
    Â»Rachael Macready. Ja, ihre Schicht ist inzwischen beendet.«
    Der beruhigende Tonfall und die besänftigende Wortwahl eines routinierten Manipulators, wie Jake nicht entging. »Was ist geschehen?«, fragte er.
    Â»Im Augenblick geht es Ihrem Vater gut. Wir mussten ihm ein Beruhigungsmittel verabreichen. Abermals.« Das letzte Wort sagte er wie eine Rüge, als befürchtete er, Jake würde die Rechnung nicht bezahlen.
    Der Psychiater trat an eine Wand voller kleiner Fächer und zog das Blatt seines Vaters hervor. Er bugsierte Jake in das kleine Besprechungszimmer. »Ich habe noch zwei Minuten Zeit, beschränken wir uns also auf das Wichtigste. Ihr Vater ist ausgesprochen erregt. Ich weiß, dass Sie einen seiner früheren Anfälle miterlebt haben, daher muss ich nicht ins Detail gehen. Haben Sie eine Ahnung, was in ihm vorgeht? Was beunruhigt ihn so sehr?« Sobel schloss die Tür. Jake lehnte sich an den Besprechungstisch. »Ich bin der Letzte, der Ihnen etwas über ihn erzählen

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