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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Blick alles andere als milde. »Sie halten das für eine nette Idee?« fragte Hartang. »Finden Sie wirklich?«
    »Damit meinte ich natürlich, es ist eine großartige Idee. Gewiß wären nur sehr wenige Männer in Ihrer Position so aufmerksam.«
    »Kein einziger«, insistierte Hartang. »Keiner.« »Keiner«, wiederholte der Schatzmeister, der spürte, daß hier Zustimmung gefragt war.
    Eine Zeitlang aß er stumm weiter, während der bedeutende Mann ein paar Telefonate nach Hongkong, Buenos Aires und New York erledigte und anscheinend eine Magentablette lutschte. Erst als der Schatzmeister ein unangenehm klebriges Marmeladetörtchen verzehrt hatte, das seinem Gebiß übel zusetzte, und gerade einen Kaffee trank, verkündete Hartang seine Absichten. »Ich muß Sie nächste Woche noch mal treffen, um die Finanzierungsbedingungen abzuklären. Karl wird mit Ihnen und den Buchhaltern die Termine vereinbaren. Ich selbst beschäftige mich nicht mit Details. Nur mit Resultaten. War mir wirklich ein großes Vergnügen. Die Finanzierungsbedingungen besprechen wir nächste Woche.«
    Und noch ehe sich der Schatzmeister bedanken konnte, war er durch eine als Spiegel getarnte kleine Tür in der Wand verschwunden. Karl Kudzuvine wartete am Fahrstuhl. »Gleiche Zeit, gleicher Ort, und vergessen Sie Ihren Ausweis nicht«, sagte er. »Und die Auszüge der Collegekonten.« »Auszüge?«
    »Klar. Wir müssen doch sehen, was wir kriegen. Okay?« »Also, eigentlich haben wir...«, setzte der Schatzmeister an, wurde aber schon in ein Taxi verfrachtet, das er zum Bahnhof Liverpool Street Station fahren ließ. Das gesamte Erlebnis war höchst sonderbar und ein wenig beängstigend gewesen. Und doch konnte sich der Schatzmeister beglückwünschen. Auch wenn er vielleicht – ganz gewiß – nicht wußte, was da eigentlich vor sich ging, so hatte er anscheinend das Interesse irgendeines stinkreichen und exzentrischen Mannes, dessen nationale, ethnische oder sprachliche Herkunft er noch nicht einmal ansatzweise ergründen konnte, an Porterhouse geweckt, und die wiederholte Verwendung des Begriffes
    »Finanzierungsbedingungen« klang vielversprechend. In der folgenden Woche zog er etliche Erkundigungen über Transworld Television Productions und Edgar Hartang ein; einige Auskünfte waren beruhigend, andere weniger. TTP hatte als kleine Fernseh- und Verlagsgesellschaft begonnen, die anfangs hauptsächlich für den US-amerikanischen Markt Lehr- und religiöse Zeichentrickfilme gedreht hatte. Doch mit dem Aufkommen des Satellitenfernsehens und dank einer offenbar gewaltigen Kapitalspritze – unbekannter Herkunft hatte sie ihre Aktivitäten plötzlich ausgeweitet. Sie war eine Privatfirma und gehörte einer Art Treuhandgesellschaft, die von Liechtenstein und eventuell den Cayman Islands und Liberia aus operierte. Kurzum, keiner – jedenfalls keiner, den der Schatzmeister fragen konnte –, keiner wußte, wer Edgar Hartang war, woher er kam, oder auch nur, wo er lebte. Man vermutete, daß er in London ein Apartment im Transworld Center bewohnte, doch da er ausnahmslos incognito und per Privatflugzeug reiste, blieb es ein Geheimnis, was er außerhalb Großbritanniens trieb. Und was Transworld Television Productions machte, war ebenfalls nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Die Firma stellte zwar immer noch religiöse Filme her, doch für so viele unterschiedliche Religionen und Glaubensbekenntnisse, daß keiner eine Ahnung hatte, wofür sie wirklich stand. Um alles noch verworrener zu machen, vermarktete Transworld ihre wie auch immer gearteten Produkte über so viele Tochtergesellschaften in so vielen Ländern, daß man unmöglich den Überblick behalten konnte. »Aber was ist mit den Walen und den Oktopusbabys?« wollte der Schatzmeister von einem Mann wissen, der Verbindungen zur Abteilung Natur und Umweltschutz bei der BBC hatte. »Wale und was?«
    »Oktopusbabys«, wiederholte der Schatzmeister, der über Karl Kudzuvines Erklärung für die außergewöhnlichen Sicherheitsmaßnahmen im Transworld Centre immer noch nicht hinweggekommen war. »Sie haben eine Fernsehserie gedreht, die ziemlich dramatische Auswirkungen auf die spanische Fischereiindustrie hatte. Es gab Morddrohungen und dergleichen.«
    »Lieber Himmel, davon hab ich zwar nie gehört, aber wenn Sie es sagen. Versuchen Sie’s in der Abteilung ›Tierwelt und Naturschutz‹. Die müssen’s wissen. Ich nicht.« Doch darauf hatte der Schatzmeister verzichtet. In seinen Augen war nur

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