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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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wichtig, daß Transworld Television Productions offenbar Geld übrig hatte. Eine Firma, die religiöse Filme für den Vatikan, für mehrere extreme protestantische Glaubensgemeinschaften im amerikanischen Bible Belt, für Hindus, für Buddhisten sowie diverse Sekten weltweit und außerdem Dokumentarfilme über Regenwälder und Oktopusbabys herstellte, mußte einfach unglaublich reich sein. Der Schatzmeister glaubte allmählich, auf eine private Goldmine gestoßen zu sein. Dennoch blieb er verwirrt, und seine Verblüffung steigerte sich, als er am folgenden Mittwoch nach London fuhr.
    Diesmal traf er Mr. Hartang nicht an. »Er hat gerade mit Rio zu tun, und danach wird er in Bangkok gebraucht, er steht also nicht zur Verfügung«, teilte ihm Kudzuvine mit, als der Schatzmeister den Metalldetektor durchschritten hatte und die Hauptbücher von Porterhouse geröntgt worden waren. »Sie müssen sich mit mir und Skundler begnügen. Skundler macht die Bewertung.«
    »Bewertung?« sagte der Schatzmeister.
    »Geldmäßig. Okay?«
    Sie nahmen den Fahrstuhl in den neunten Stock, dann ging es wieder runter bis sechs. »Vorsichtsmaßnahmen. Für den Notfall«, erklärte Kudzuvine.
    »Gibt es immer noch Probleme wegen der Oktopusbabys?« erkundigte sich der Schatzmeister. Einen Augenblick lang schien Kudzuvine leicht verunsichert.
    »Oktopusbabys? Na klar, die Oktopusbabys. Und ob, Mann. Diese beschissenen Spaghetti-Fischer in Italien. Die haben uns so viel Ärger gemacht, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Morddrohungen, Mann.«
    »Italiener? Italienische Fischer auch?« fragte der Schatzmeister.
    »Wer sonst?« fragte Kudzuvine, doch zum Antworten hatte der Schatzmeister keine Zeit mehr. Sie waren im sechsten Stock angekommen. Kudzuvine trug die Hauptbücher in Skundlers Büro und stellte den Schatzmeister als Professor Schatzmeister vor.
    »Ross Skundler«, sagte der Mann, der genau wie Edgar Hartang vor einer Woche aussah, nur ohne Haarteil. Auch auf diesem Schreibtisch lag eine Glasplatte, er war aber viel kleiner als der von Hartang, und die Stühle waren zwar genauso grün, doch eindeutig mit Kunstleder bezogen. Es gab kein Sofa. Während der Schatzmeister die Einzelheiten von Ross Skundlers Büro mit seinen Computern und Telefonen inspizierte, plagte sich der Bewertungsmanager damit, die Hauptbücher von Porterhouse zu erfassen. Sie waren extrem unhandlich und in dunkelrotes Leder gebunden. »Himmel«, murmelte er und sah von ihnen zu Kudzuvine. »Was ist das denn? Wo haben Sie die bloß gefunden? Ararat?«
    »Arafat?« sagte Kudzuvine. »Was hat die PLO damit zu tun? Steht doch Porterhouse drauf. Können Sie bloß Zahlen lesen oder was?«
    »Arche«, sagte Skundler, der offensichtlich von Kudzuvines Benehmen genausowenig hielt wie vom Aussehen der Hauptbücher. »Die Arche auf dem verdammten Berg Ararat. Tiere paarweise, okay? Können Sie nicht zählen oder was? Zwei mal zwei gleich vier?«
    Der Schatzmeister hätte beinahe eine beiläufige Bemerkung über Oktopusbabys und Noah eingestreut, als ihm noch rechtzeitig einfiel, daß Oktopusse – oder hieß es Oktopi? – schwimmen konnten. In Gesellschaft dieser beiden Männer, die einander augenscheinlich nicht ausstehen konnten, fühlte er sich alles andere als wohl.
    »Ich kann zählen«, sagte Kudzuvine, »Professor Schatzmeister hat keinen Computerausdruck. Stimmt das nicht, Prof?«
    Der Schatzmeister nickte. »Leider haben wir mit Computern nichts am Hut«, versuchte er sich ihrer Sprechweise anzupassen. »Das können Sie laut sagen«, erwiderte Skundler und betrachtete immer noch ausgesprochen finster die riesigen Hauptbücher. »Das ist so ’ne Art fiskalische Archäologie. Als hätte man’s mit den Fuggers zu tun.«
    Doch jetzt wurde es sogar dem Schatzmeister zuviel. »Ich möchte doch sehr bitten«, sagte er betont kühl. Mr. Skundler musterte ihn mißtrauisch. »Um was?« fragte er. Diesmal war Kudzuvine an der Reihe, einzugreifen und zu schlichten. »Nur weil der Prof nicht mit Computern umgehen kann, müssen Sie ihn noch lange nicht dermaßen beschimpfen. Der alte Herr kann doch nichts dazu.«
    »Ihn wie beschimpfen, fuck noch mal?« »Sie wissen schon. Gerade haben Sie’s wieder gesagt.« »Wieder gesagt? Sie meinen ...« Jetzt dämmerte es ihm. »Ich hab ihn nicht Fucker genannt. Was hat er denn verbrochen, daß ich ihn so beschimpfen sollte? Fugger, Blödmann, F-U-G-G-E- R. Deutsche Banker damals im finsteren Mittelalter. Na ... na, während der

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