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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Kreuzzüge oder so. Haben mit Federkielen geschrieben. Herrgott noch mal, wie kann man so ein Geschäft führen. Mußten jedesmal ’ne Scheißgans fangen, wenn sie ’n Eintrag machen wollten. Benutzen Sie einen ...« Doch irgend etwas in der Miene des Schatzmeisters ließ ihn verstummen. »Okay, los geht’s«, sagte er statt dessen und klappte das erste Hauptbuch auf. »Hoffe bloß, ihr seid schon bei der doppelten Buchführung angelangt.«
    Der Schatzmeister wehrte sich. »Und ob wir das sind«, sagte er. »Und obendrein benutzen wir keine Federkiele.«
    Mr. Skundler schob seine blaue Brille auf die Stirn und ließ
    die Blicke mehrere Minuten lang über die Seiten schweifen, während ihn der Schatzmeister zornig anstarrte und ihm Kudzuvine über die Schulter und auf die Zahlen schaute. Offensichtlich trauten sie ihren Augen nicht. Endlich sah Skundler hoch.
    »Eins muß ich Ihnen sagen, Professor Schatzmeister«, sagte er in beinahe freundlichem Ton, »ich muß es Ihnen sagen. Bei solchen Zahlen vergeuden Sie Ihre Zeit. Sie brauchen keine doppelte Buchführung. Hier geht’s nur in eine Richtung. Finanziell sozusagen am absoluten Nullpunkt.« Er schüttelte den Kopf. »So was hab ich nicht mehr gesehen, seit Maxwell irgendwo im Meer baden gegangen ist.«
    »Meinen Sie nicht diese Bank, BCCI?« fragte Kudzuvine. »Maxwell wurde am Olivenberg begraben.« »Oliven gehören in den Martini«, sagte Skundler. »Ölberg heißt der Hügel, verdammte Axt.«
    Der Schatzmeister sah hundeelend aus. All seine Hoffnungen waren zerstoben. »Tut mir sehr leid«, sagte er, »aber so ist es nun mal. Wir sind ein sehr armes College, und ich möchte Ihre Zeit nicht länger verschwenden...«
    Skundler hob eine Hand. »Unsere Zeit verschwenden? Professor Baby, Sie verschwenden unsere Zeit nicht eine Mikrosekunde lang. Sie brauchen uns. Dafür sind wir da. Sie verschwenden unsere Zeit mitnichten. Was Besseres als das hier hab ich nicht mehr gesehen, seit die Berliner Mauer abgerissen wurde. Plötzlich steht Leuten wie Soros die Welt offen.« »Wirklich?« sagte der Schatzmeister. »Ausgesprochen interessant. Sie reden von dem Finanzier Soros, der Pfund Sterling verkauft hat und ...? Ach, egal. Sie denken tatsächlich, daß Mr. Hartang Porterhouse finanziell unter die Arme greifen wird?« Das sagte er so unsicher, daß Kudzuvine ihm beruhigend eine – wenn auch schwere – Hand auf die Schulter legte.
    »Denken, Professor Schatzmeister? Wir denken nicht, wir wissen. Die Sache ist bereits unter Dach und Fach.« »Wir werden das Kind schon schaukeln«, bekräftigte Skundler. »Die Sache ist geritzt, keine Frage.« »Also, eine einzige Frage wäre da doch noch«, sagte der Schatzmeister, plötzlich von großem Glücksgefühl und Selbstvertrauen erfüllt. »Und zwar ... und zwar, warum sollte Mr. Hartang so überaus großzügig sein?« »Großzügig?« wiederholte Skundler. »Logisch ist er großzügig. Mit Großzügigkeit ist er reich geworden. Er ist Philantrop.«
    »Das isser echt«, mischte sich Kudzuvine ein, »obwohl er sich seit dieser Herzkoronargeschichte bei den Mädels etwas zurückhalten muß. Strengt ihn zu sehr an. Wie ich mal zu ihm gesagt habe: ›Mr. Hartang, Sie sollten mal ’n Gang runterschalten. Machen Sie’s wie Clinton, sollen sie doch auf die Knie fallen und Ihr Ding anbeten.‹« »Also, ich muß schon sagen ...«, begann der Schatzmeister, doch Skundler unterbrach ihn.
    »Lieber nicht. Ist besser so, wenn sich K. K. in der Nähe herumtreibt. Der versteht alles falsch. Is vielleicht eine Frage der Hormone.«
    »Mormone«, sagte Kudzuvine. »Mit M vorne.« »Was hab ich gesagt?« fragte Skundler den Schatzmeister. »Für den ist Unwissenheit so was wie ’ne Religion.« »Von wegen Unwissenheit. Wir haben mal ’ne Fernsehserie über Mormonen in der Nähe von Salt Lake City gedreht. Echt nett.«
    Als der Schatzmeister schließlich nach Cambridge zurückfuhr, waren die Hauptbücher unter einigen Schwierigkeiten kopiert worden, und er schwankte zwischen Euphorie und Verwirrung. Wenn er Kudzuvine und Ross Skundler richtig verstanden hatte, wollten Edgar Hartang und Transworld Television Productions nicht nur Geld nach Porterhouse pumpen, weil Hartang Philantrop war, sondern auch, wie es Kudzuvine formuliert hatte: »Weil in Cambridge ist die Action. Bei euch geht’s voll ab.«
    »Danke für das Kompliment, aber ...«
    »Hören Sie. Sie wohnen da. Cambridge. Die Gegend ist klarer Punktsieger vor Disneyworld.

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