Bloody Mary.
Geschichte, die DNS, Professoren, haufenweise Kirchen und so ’n Kram. Überall Genies wie Hawking. Lesen Sie mal Die Geschichte der Zeit. Tolles Buch. Gibt einem was. Ich war da oben, hab mich mal umgesehen, und das war ’ne Wucht mit Unmengen Weibern aufm Fluß und ’nem Rasen, als kriegte er jeden Tag ’ne Gesichtsbehandlung. Cambridge. Mann, Cambridge läßt die virtuelle Realität aussehen, als gab’s die gar nicht.« Genauso kam dem Schatzmeister Transworld Television vor. Er begriff immer noch nicht, daß jemand wie Hartang reich davon wurde, daß er Geld verschenkte. Das ergab keinen Sinn.
6
Auch Purefoy Osberts Fahrt nach London verlief einigermaßen merkwürdig. Purefoy wußte nicht recht, warum – oder besser gesagt wie – man ihn als Sir-Godber-Evans- Gedächtnis-Fellow in Porterhouse ausgewählt hatte, und Goodenough wußte nicht recht, ob er ihn wirklich persönlich kennenlernen wollte. Er mußte von Vera gezwungen werden, die behauptete, er würde angenehm überrascht sein; Lady Mary hingegen bestand darauf, daß Dr. Osbert vor ihrem Gespräch mit ihm entweder von Lapline oder von Goodenough – am besten von beiden – überprüft wurde, um sicherzustellen, daß er gepflegt aussah, daß ihr kein Alkoholiker ins Haus stand, daß er kein geisteskranker Rassist wie Dr. Lamprey Yeaster aus Bristol war, der die Massenabschiebung von Schwarzen befürwortete, und daß er vor allem nicht aus Grimsby kam. »Grimsby? Was hat sie gegen Grimsby?« wollte Mr. Lapline wissen, als er ihren Brief las. »Hochangesehene Stadt. Natürlich ist es im Winter kalt da oben.«
»Wenn Sie sich in Erinnerung rufen, daß der Kandidat aus Grimsby auf ...«, fing Goodenough an.
Mr. Lapline erinnerte sich. »O Gott«, sagte er heftig. »Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß Lady Mary ihn leibhaftig zum Vorstellungsgespräch empfangen hat?« »Ich glaube, er ist sogar über sie hergefallen«, fuhr Goodenough fort. »So wie sie es erzählt hat, lag sie mit ihrem kranken Bein auf der Chaiselongue ...«
»Ich warne Sie, Goodenough, wenn Sie Lady Mary als Mandantin verlieren, dann ... dann ...« Ein neuer Gallenblasenkrampf ließ ihn verstummen. »Genau darum müssen wir Dr. Purefoy Osbert überprüfen«, sagte Goodenough. »Ich dachte, wenn wir ihn zum Abendessen in den Savoy Grill einladen ... Was ist denn jetzt los?« Mr. Lapline erklärte, was los war, und warum er verdammt noch mal weder den Savoy Grill noch irgendein anderes Londoner Restaurant betreten werde, und falls Goodenough ernsthaft glaube ...
»Ich hab ja nur gemeint, dann wüßten wir, ob er stubenrein ist und ordentlich mit Messer und Gabel umgehen kann und dergleichen. Wir können unmöglich einen ungehobelten oder verkommenen Kerl nach Porterhouse schicken. Oder zulassen, daß Lady Mary belästigt wird.«
Mr. Lapline warf ihm einen seltsamen Blick zu. »Goodenough«, sagte er dann, »manchmal frage ich mich, ob Sie wirklich ganz bei Trost sind. Falls Ihr Gedächtnis so weit zurückreicht, erinnern Sie sich vielleicht noch, daß ich Ihnen bei meiner ersten Durchsicht der Liste sagte, das seien durch die Bank unmögliche Kandidaten, und dieses Schwein aus Grimsby gehöre hinter Gitter. Und jetzt entblöden Sie sich nicht, mir zu erzählen, wir könnten nicht irgendeinen ungehobelten Kerl nach Porterhouse schicken. Die ganze verdammte Bande ist nicht mal ansatzweise gehobelt.«
»Aber kein anderer wollte den Posten, und wir mußten schließlich ein paar Kandidaten für sie auftreiben«, sagte Goodenough. »Jedenfalls werde ich diesen Purefoy Osbert zu einem guten Abendessen einladen und Ihnen erzählen, wie es war. Ich glaube, ich nehme ein Omelette Arnold Bennett.« Und mit dieser ungeschickten Schlußbemerkung verließ er das Büro. Er war schließlich angenehm von Purefoy überrascht, der für einen Universitätsdozenten relativ gut gekleidet war, zur Feier des Tages sogar eine Krawatte angelegt hatte und sich nicht unangemessen beeindruckt zeigte, als er in den Savoy Grill eingeladen wurde. Nachdem Purefoy diesen Test mit fliegenden Fahnen bestanden hatte – er hatte als Aperitif ein Glas trockenen Sherry dem von Goodenough angebotenen extratrockenen Martini vorgezogen und anschließend zum Essen in aller Ruhe zwei Gläser Wein geleert –, hatte Goodenough darauf bestanden, ihn in ein ausgesprochen mieses Stripteaselokal mitzunehmen. Purefoy hatte dazu bemerkt, er sei noch nie in einem vergleichbaren Etablissement gewesen und habe auch nicht vor,
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