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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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grauenhaft.« »Das sehe ich«, sagte Vera. »Was um alles in der Welt ist denn passiert?«
    »Er dachte, ich wollte ihn verführen. Dieser Scheißkerl aus Grimsby ist an allem schuld.«
    »Und dann hast du ihn geschlagen, weil ...?« »Ich hab ihn nicht geschlagen. Das war ich nicht«, sagte Goodenough. »Irgendeine lesbische Bodybuilderin hat ihm eine verpaßt, weil er mich Schwuchtel nannte. Und ich verrat dir noch was. Er glaubt, du hättest uns beide zusammengebracht, damit ich mich an ihn ranschmeißen kann. Er hat geschworen, dich umzubringen. Du hast ja keine Ahnung, wie es war. Als ob ich ihn flachlegen wollte.«
    »Und jetzt verrat ich dir etwas«, sagte Vera. »Du bleibst über Nacht und legst mich flach. Das ist der einzige Ausweg.« Sie gingen zusammen ins Schlafzimmer und zogen sich aus. »Eins muß ich dir lassen«, sagte Goodenough. »Du suchst jedenfalls die idealen Kandidaten aus. Lady Mary wird von Purefoy begeistert sein, und in Porterhouse wird er ein Chaos anrichten.«
    Zwei Tage später und nur nach beträchtlichen Überredungskünsten und gutem Zureden fuhr Purefoy zu dem Vorstellungsgespräch mit Lady Mary. Er hatte immer noch seine Zweifel, was Goodenoughs sexuelle Orientierung anging. »Du hättest diese Schwulenbar sehen sollen«, sagte er zu Vera. »Ehrlich, was die Leute treiben, ist mir egal, aber das war wie eine Höllenvision von Hieronymus Bosch. Und warum mußte er mich dauernd so ansehen?«
    »Er mußte einfach sichergehen«, sagte Vera. »Na, hoffentlich ist er sich jetzt sicher. Und laß mich nie wieder allein mit ihm. Schon möglich, daß er so stinknormal ist, wie du behauptest, aber wenn du gesehen hättest, wie er auf meinen Mund gestarrt hat ...«
    »Er ist in Ordnung, das kannst du mir glauben. Und jetzt erzähle ich dir von Lady Mary Evans ...« Purefoy Osbert blieb eine Stunde bei Lady Mary, die sich hinter ihrem Schreibtisch und mit dem Mann der Haushälterin in der Nähe immer noch am sichersten fühlte. »Dr. Osbert«, sagte sie, »wie ich Ihrer Bewerbung entnehme, waren Sie elf Jahre an der Universität Kloone. Ist das nicht eine lange Zeit, und immer an derselben Universität? Wollten Sie Ihre Laufbahn nicht voranbringen?«
    »Meine Laufbahn besteht aus der Erforschung dessen, was wirklich geschehen ist«, sagte Purefoy und schaute nicht gerade freundlich in ihre seltsam blauen Augen. »Andere Methoden interessieren mich nicht, und ich kann die Fakten genausogut in Kloone recherchieren wie sonstwo. Gewißheit findet man in Primärquellen und, bis zu einem gewissen Maß, in Sekundärquellen, allerdings nur, wenn solche Befunde von einer anderen, völlig unabhängigen Quelle bestätigt werden.« Lady Mary nickte, vielleicht zustimmend. »Und wie ich sehe, forschen Sie über die Methoden des Justizvollzugs oder, einfacher gesagt, über Gefängnisse.«
    »Mit besonderer Betonung auf der Todesstrafe«, ergänzte Purefoy.
    »Die Sie billigen?«
    Es fehlte nicht viel, und Purefoy Osbert wäre aufgesprungen. »Die ich von ganzem Herzen mißbillige«, entgegnete er. »Ja, der Begriff ›mißbilligen‹ reicht nicht aus, um meine Überzeugung auszudrücken. Die Todesstrafe in jedweder Form ist ein Akt äußerster Barbarei und ...« Er war Feuer und Flamme, doch Lady Mary unterbrach ihn. »Das höre ich mit großer Freude«, sagte sie. »Dr. Osbert, was Sie soeben äußerten, bestätigt, was mir mein Anwalt, Mr. Lapline, versicherte, der mit der Kandidatenauswahl für das Stipendium betraut war, das ich am Porterhouse College stifte.« Purefoy Osbert rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Er wollte zwar das mit diesem Stipendium verbundene Geld haben, aber auch dieser eigenartigen Person gegenüber offen und ehrlich sein. »Ich finde, Sie sollten außerdem wissen«, sagte er, also »daß ich schwere Vorbehalte gegen das Porterhouse College hege. Wie ich leider sagen muß, genießt es einen ausgesprochen miserablen Ruf, und ich bin mir absolut nicht sicher, ob ich dorthin will.«
    Vor ihm saß eine lächelnde Lady Mary, wenn man das, was sich in ihrem Gesicht abspielte, denn so nennen wollte. Ihre gelben Zähne glänzten. Was sie empfand, ließ sich nicht übersehen. »Mein lieber Dr. Osbert, ich hoffe, daß ich Sie so anreden darf, aber Ihre Meinung von Porterhouse deckt sich so voll und ganz mit meinen eigenen Ansichten über das College,
    daß ich Ihnen jetzt bereits versichern kann, das Stipendium gehört Ihnen, wenn Sie mir – und natürlich meinem verstorbenen Gatten –

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