Bloody Mary.
die Ehre erweisen, es anzunehmen.« Sie lehnte sich in ihren Sessel zurück und ließ Purefoy die Anerkennung auskosten, die sie ihm hatte zukommen lassen. Purefoy Osbert dachte darüber nach.
»Ich brauche leider zusätzliche Informationen, bevor ich eine Entscheidung treffe«, sagte er fest. »Ich danke Ihnen für das Angebot, aber ich beschäftige mich nicht mit vagen Hypothesen und, offen gesagt, ich muß wissen, warum man mir diesen Posten anbietet und welche genauen Absichten Sie damit verbinden. Es hieß, es solle Material für eine Biographie Ihres Mannes aufbereitet werden, aber angesichts der Höhe des Gehalts oder Stipendiums ...« Nun war Lady Marys Strahlen unübersehbar. Ja, wäre sie eine andere und Purefoy Osbert den Gefühlen von Frauen gegenüber aufgeschlossener gewesen, die nicht Mrs. Ndhlovo hießen, hätte er gesagt, daß sie sich in ihn verliebt hatte. Statt dessen hörte er zu, während sie den Zweck des Stipendiums erläuterte.
»Ich habe es ins Leben gerufen und biete es Ihnen an, weil die Arbeit meines Mannes in Porterhouse nicht so gewürdigt wurde, wie sie es verdient hätte. Wir ... er hatte vor, aus dem College eine herausragende Institution für Forschung und Lehre zu machen und stieß da bei den Fellows auf ganz beträchtlichen Widerstand. Ich möchte, daß er posthum die ihm gebührende Anerkennung und Wertschätzung erfährt. Und ich will, daß seine Pläne verwirklicht werden.«
»Aber ich wüßte nicht, wie ich einen substantiellen Beitrag dazu leisten könnte«, warf Purefoy ein. »Zweifellos wird Ihre Anwesenheit ein erster Schritt sein«, sagte Lady Mary ernst und beugte sich über den Schreibtisch vor. Sie hielt inne und sah ihn mit ihren blaßblauen Augen an.
»Und natürlich müssen Sie für die Erstellung einer Biographie alles über sein Leben und, wenn ich das sagen darf, seinen Tod herausfinden. Sie halten mich vielleicht für seltsam, aber ich bin mit der offiziellen Erklärung nicht zufrieden und will wissen, was genau passiert ist. Die Wahrheit, Dr. Osbert, mehr nicht. Ich gebe zu, daß man mich für eine schwache und fehlbare Frau hält, aber das ist eine von Männern beherrschte Welt, und das ist deren Ansicht. Dieses eine Mal bin ich bereit, die Einschätzung zu akzeptieren. Ich bitte Sie, in dieser Angelegenheit die Tatsachen herauszufinden. Falls Sie sichere Beweise finden sollten, daß das vorzeitige Ableben meines armen Godber auf natürliche Ursachen zurückzuführen ist, werde ich Ihr Urteil akzeptieren. Mein Leben lang mußte ich schwer verdauliche Wahrheiten akzeptieren, und zwar auf der Grundlage von teilweise grauenhaften Tatsachen.« Das wußte Purefoy Osbert bereits. Die Belege für ihren früheren Idealismus hingen vor ihm an den Wänden, als signierte Porträtfotos einiger der mörderischsten führenden Politiker des zwanzigsten Jahrhunderts. Sogar Purefoy Osbert, der sich für Politik oder Politiker nie groß interessiert hatte, war sich deren Gegenwart bewußt Lady Marys Ideale waren offenbar die gleichen, die er aus Kloone gewöhnt war.
»Für mich steht fest, daß Sie der Richtige für diese Aufgabe sind«, fuhr sie fort. »Mr. Goodenough wird Ihnen sämtliche zusätzlichen Informationen zukommen lassen, die Sie brauchen. Es gibt da eine Reihe von Unterlagen, die Sie äußerst aufschlußreich finden werden.« Und mit dieser praktischen Anmerkung beendete sie die Unterredung. Es hatte keinen Zweck, hier und jetzt ihre wirklichen Ziele zu offenbaren. Viel besser war es, wenn er sich rasch an die Arbeit machte. Und genau das teilte sie Mr. Goodenough telefonisch mit, als Purefoy Kensington Square verlassen hatte. Er hatte sich einverstanden erklärt, unter den in dem Brief aufgeführten Bedingungen nach Porterhouse zu gehen, allerdings nur mit der Garantie, daß seine Forschungen oder Ermittlungen über Sir Godbers Leben und Tod keinerlei Restriktionen unterlägen. Lady Mary hatte versichert, sie werde nichts tun, um seine Suche nach den Tatsachen zu behindern, deutete aber an, daß er von anderer Seite Schwierigkeiten bekommen könne.
»Ich bin von Dr. Osbert sehr beeindruckt«, berichtete sie Goodenough. Mr. Lapline hatte sich geweigert, den Anruf entgegenzunehmen (»Erzählen Sie ihr, ich sei tot oder im Krankenhaus oder sonst was«, hatte er seiner Sekretärin gesagt), und das damit begründet, sie werde bestimmt ebenso heftig auf einen Menschen reagieren, der Crippen für das unschuldige Opfer einer Verschwörung von Scotland Yard hielt,
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