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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Transworld?« »Transworld? Das weiß ich wohl, aber es gibt schließlich Grenzen, und ehrlich gesagt ...«
    »Transworld Television Productions«, sagte Kudzuvine. »Satellitenübertragungen. Okay?«
    »Ach so«, sagte der Schatzmeister erleichtert. »Ich verstehe, was Sie meinen.«
    »Alles klar, Prof Baby, alles klar. Wir machen den Film, und E. H. sieht ihn in Bangkok oder Lima, Peru oder sonstwo, alles easy. Einverstanden?«
    »Natürlich, natürlich. Wenn Mr. Hartang das wünscht, können Sie sehr gern mit einer Videokamera kommen und das College filmen. Da gibt es bestimmt keinerlei Probleme.« »Prima«, sagte Kudzuvine. »Dann machen wir jetzt einen Termin klar.«
    »Tja, eigentlich wann Sie wollen, allerdings lernen die Studenten gerade für ihre Tripos, und es wäre besser ...« »Lernen für die Kripo? Sie haben Studenten, die für die Kripo büffeln? Ich wußte das ja gar nicht ...« »›Tripos‹ sind aus drei Teilen bestehende Prüfungen. Vorprüfungen, Teil eins und Teil zwei. Ganz anders als in Oxford, wo nur am Ende des dritten Studienjahres eine Prüfung abgelegt wird.«
    »Eine?« sagte Kudzuvine, der jetzt genauso verdutzt war wie kurz zuvor der Schatzmeister. »Also Monopo? Scheiße, das is wirklich ’n Ding. Drei Jahre Studium für Monopos. Ihr habt da echt ein seltsames System.«
    »Ich will Ihnen ja lediglich klarmachen«, sagte der Schatzmeister, »daß es besser wäre, wenn Sie bis nach den Prüfungen warten und im Juni vorbeikommen könnten, wenn wir die Maibälle feiern. Dann wird getanzt.«
    »Wieso Maibälle im Juni?« wollte Kudzuvine wissen. »Nach den ›Bumps‹ ...«
    Doch jetzt reichte es Kudzuvine. Mit Bumps wollte er nichts zu tun haben. »Schon gut, bleiben wir also bei diesen Maibällen«, sagte er. »Is’ bestimmt ungefährlicher.« Das sah der Schatzmeister genauso. Ihm erschien es schier unmöglich, die Sitten und Gebräuche von Cambridge zu erklären. »Wir haben nicht jedes Jahr Maibälle«, sagte er. »Die ganze Organisation ist sehr teuer, und die Eintrittskarten kosten hundertfünfzig Pfund. Es gibt große Zelte mit Markisen ... Vordächern.« Die Vorstellung war zu schrecklich, daß Kudzuvine Markisen mit irgendeiner französischen Adligen verwechseln könnte. »Und es spielen zwei Bands, und ...« »Das ist phantastisch, Baby. Mann, das isses! Scheiße, E. H. wird hingerissen sein. Echt, er steht total auf Partys und Bälle und so’n Zeug. Wenn wir das filmen, kriegt ihr so viel Geld wie ihr braucht, um euch in die verdammte Erdumlaufbahn zu befördern.«
    Dem Schatzmeister war das nun entschieden zu enthusiastisch. Gelder wollte er, sonst nichts. »Heißt das, Sie kommen mit einer Kamera vorbei und nehmen die Maibälle auf? Das läßt sich bestimmt arrangieren.«
    »Arrangieren? Und ob wir das arrangieren, da können Sie Gift drauf nehmen. Was haben wir heute?«
    »Mittwoch«, antwortete der Schatzmeister. »Genau. Wir kommen Sonntag hoch und sehen uns mal um. Sie wissen schon. Damit die Einstellungen stimmen. Gegen acht Uhr morgens. Bis dann.«
    »Ich weiß nicht recht ...«
    »Das müssen Sie auch gar nicht, Prof Schatzmeister. Überlassen Sie es dem alten K. K. Alles paletti.«
    Und wieder einmal wurde der Schatzmeister in ein Taxi verfrachtet und zur Liverpool Street Station gefahren. Wie immer nach einer Besprechung mit Kudzuvine fühlte er sich ausgesprochen unwohl.
    Mochte der Mittwoch schon schlimm gewesen sein, so gestaltete sich der Sonntag als eine einzige Katastrophe. Der Schatzmeister besuchte nur selten einen Frühgottesdienst, er zog die Morgenliturgie oder eine Abendandacht vor, doch da er wußte, daß er Kudzuvine das College zeigen und infolgedessen auch dem College Kudzuvine zeigen mußte, und da er außerdem wußte, daß Porterhouse ruhige und mit einem Mindestmaß an Niveau ausgestattete Amerikaner bevorzugte, sandte der Schatzmeister dem Allmächtigen ein Stoßgebet, damit dieser ihn sicher und froh durch den Tag geleitete. Nach allem, was dann geschah, hatte Gott ihm nicht mal zugehört. Als der Schatzmeister um kurz vor acht die Kapelle verließ, versuchten Walter und drei andere Pförtner gerade zu verhindern, daß etliche Männer – und vielleicht auch Frauen –, die alle braune Rollkragenpullover, schwarze Blazer, weiße Socken, Mokassins und dunkelblau getönte Sonnenbrillen trugen, das Haupttor öffneten, um mit einem Kamerawagen auf den Alten Hof zu rumpeln.
    »Das Ding dürfen Sie nicht hier reinfahren«, sagte Walter eben,

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