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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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»dazu haben Sie keine Erlaubnis«
    »Wir haben die Erlaubnis von Professor Schatzmeister«, erwiderte die vertraute laute Stimme. »Soll das etwa heißen, Professor Schatzmeister hat hier nichts zu sagen?« Walter musterte mit irrem Blick all die identischen Gesichter um ihn herum und überlegte offenbar, wem er antworten sollte. »Das ... das ... das soll heißen, daß Sie mit diesem Ding nicht hier reinfahren können, das soll das heißen. Das darf man nicht«, rief er dann.
    Kudzuvine stieß mit einem dicken Zeigefinger gegen seinen Wams. »Hör zu, Baby«, sagte er böse (Walter war achtundfünfzig), »hör zu, Baby. Ich hab dich was gefragt. Ich frage, ob Professor Schatzmeister hier was zu sagen hat. Ja oder nein?«
    »Nein, nein«, sagte Walter, »hat er natürlich nicht. Wir haben hier keinen Professor Schatzmeier. Da sind Sie hier am falschen College. Warum fahren Sie nicht weiter zu ... na, wo auch immer man Sie erwartet, und –«
    »Porterhouse«, sagte Kudzuvine. »In Porterhouse erwartet man uns.«
    »Meinen Sie auch bestimmt nicht Peterhouse?« fragte Walter. »Peterhouse liegt dort drüben, vorbei an Queens’ und Pembroke. Auf der rechten Seite.«
    »Wollen Sie mir sagen, ich wüßte nicht, wo ich erwartet werde? Scheiße, um acht Uhr hab ich zu Professor Schatzmeister gesagt, und jetzt sagen Sie mir, ihr habt keinen Professor Schatzmeister?«
    »Ja. Das heißt: nein ... und rühren Sie die Riegel nicht an. Die sind seid Ihrer Majestät nicht mehr aufgemacht worden. Allmächtiger Herr.« Walter sah sich hektisch nach der Hilfe einer höheren Autorität um und entdeckte den Schatzmeister und mehrere Studenten mit ernsten Mienen, die neben der Kapelle standen. »Wir haben einen Schatzmeister, aber keinen Professor ...«
    Kudzuvine drehte sich um und folgte seinem Blick. »Was hab ich gesagt?« brüllte er. »Professor Schatzmeister, klar habt ihr einen Professor Schatzmeister. Hey, Prof, Sie sehen klasse aus.« Der Schatzmeister trug, wie in Porterhouse üblich, einen Talar zum Gottesdienst. Kudzuvine wandte sich zu der Gruppe Transworld-Mitarbeiter um. »Hey, seht euch mal dieses Kostüm an. Sieht ja scheißecht aus. Mönche, Mann, Mönche. Und der erst!« Der Kaplan war aus der Kapelle getreten und spähte fröhlich zu ihnen herüber. »Also echt, wer braucht da noch Darsteller, wenn solche Leute rumlaufen? Wir haben’s geschafft.«
    Der Schatzmeister eilte auf Kudzuvine zu. Er mußte den schauderhaften Kerl aufhalten, ehe vielleicht noch der Obertutor in seinem Morgenmantel auftauchte. »Um Himmels willen, nicht so laut«, sagte er und packte Kudzuvine am Ärmel. »Und Sie können mit diesem Ding nicht hereinfahren, was auch immer das ist. Das kommt nicht in Frage.« »Ach nein?« Kudzuvine flüsterte jetzt fast. »Warum nicht?« Der Schatzmeister sah sich nach irgendeinem praktischen Grund um und fand ihn prompt. »Der Rasen«, sagte er. »Der Rasen. Man darf damit nicht auf dem Rasen fahren.« Verblüfft wandten Kudzuvine und seine Gruppe ihre Aufmerksamkeit dem Rasen des Alten Hofes zu. »Der Rasen?« wiederholte er, augenscheinlich voller Ehrfurcht. »Was ist denn an diesem Rasen so Besonderes?«
    »Er ist mehrere Jahrhunderte alt«, flunkerte der Schatzmeister, einer plötzlichen Eingebung folgend. »Er ... er steht unter Naturschutz. Niemand darf ihn auch nur betreten.« Kudzuvine schüttelte ungläubig den Kopf. »Seit Jahrhunderten darf ihn niemand mehr betreten? Wieso ist er dann so kurz und grün und so? Selbstmähend?« »Nein, natürlich nicht. Er wird von Collegegärtnern gemäht, aber nur Dons dürfen ihn betreten.«
    »Großer Gott«, sagte Kudzuvine. »Ein jahrhundertealter Rasen. Das versteh ich. Alles hier sieht aus, als wär’s Jahrhunderte alt. Mr. Hartang wird begeistert sein.« »Das will ich meinen«, sagte der Schatzmeister, der allmählich das Gefühl hatte, die Lage ein wenig in den Griff zu bekommen. »Aber nicht, wenn Sie den Lkw mit den vielen Kabeln hereinfahren und alles kaputtmachen.« »Tja, da könnten Sie recht haben«, gab Kudzuvine zu. »Okay, Leute, laßt ihn auf der Straße stehen.«
    »Das halte ich übrigens auch für keine sehr gute Idee«, fuhr der Schatzmeister fort. »Die Polizei wird ...« »Dann fahren wir ihn halt irgendwo anders hin. Wo ist der Campusparkplatz?«
    Der Schatzmeister dachte krampfhaft nach. Er war nie auf den Gedanken gekommen, daß Porterhouse einen Campus haben oder sogar einer sein könnte. Walter kam ihm zu Hilfe. »Sie können

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