Bloody Mary.
Dekan graute es. Auf Lady Gutterbys Gastfreundschaft würde er unbedingt verzichten. »Ich habe veranlaßt, daß ich bei Broadbeam absteige. Hat nach Ihnen studiert, aber ein guter Rugbyspieler. Wohnt in der Nähe von Bath.« Lapschott nickte. Von Broadbeam hatte er Gutes gehört. In der folgenden Stunde berichtete der Dekan von seinen Reiseplänen und den Schwierigkeiten, die auf Porterhouse zukamen. Als er schließlich zu Bett ging und Lapschott mit hochgelegten Beinen auf dem Sofa liegend und Spengler lesend zurückließ, war der Dekan zutiefst deprimiert. Lapschott hatte ihm weder große Hoffnungen gemacht, einen Alten Herrn zu finden, der reich genug war, um das College zu retten, noch eigene Vorschläge unterbreitet. Offenbar sah er die Misere von Porterhouse lediglich als ein weiteres Beispiel für einen Niedergang, der auf eitle Dummheit und Faulheit zurückzuführen war. Was der Dekan von Lapschott hielt, ließ sich auf einen kurzen Nenner bringen: Der Mann war eingebildet, dekadent und möglicherweise ein Schlappschwanz. Sein Name klang verdächtig ausländisch. Das Unbehagen des Dekans wurde dadurch noch verstärkt, daß sein Zimmer nach Westen lag und nicht mit schweren Vorhängen vor den draußen tobenden Elementen abgeschirmt wurde. Der Dekan lag im Bett und lauschte dem Heulen des Windes.
Am Morgen stand er früh auf, dankte Lapschott in einem Briefchen für die Gastfreundschaft und reiste nach dem Frühstück ab. Mit dem Gefühl, etwas entronnen zu sein, das er weder verstand noch mochte, fuhr er den steilen Hügel hinunter, fort von den alten Gefängnissen und den riesigen Steinbrüchen und hinein in die sanft gewellte, leicht hügelige Landschaft Dorsets. Er ließ sich Zeit und blieb auf schmalen Landsträßchen. Sein nächster Besuch galt ebenfalls einem alten Porterhäusler, einem von der angenehmeren Sorte, Broadbeam. Dann standen noch einige andere Alte Herren auf seiner Liste, oben im Tal des Flusses Severn. Als letztes hatte er eine Fahrt hinauf nach Yorkshire und einen Besuch bei Jeremy Pimpole auf dem Programm, fast ebensosehr sein Lieblingsstudent wie der Skullions. Launcelot Gutterby und Jeremy Pimpole waren die strahlendsten Sterne am gesellschaftlichen Firmament des Chefpförtners gewesen. Auch heute noch hörte man den Rektor immer und immer wieder »Gutterby und Pimpole« murmeln,
wenn er daran dachte, wie unsagbar überlegen sie als junge Studenten gewesen waren. Und im Grunde hatte sich auch der Dekan einen perfekten Gentleman genau so wie Jeremy Pimpole vorgestellt. Ein so wunderbar zerstreuter und charmanter junger Mann. Jetzt war er wohl Gentleman-Farmer und Verwalter des großen Pimpoleschen Gutes. Der Dekan lächelte bei dem Gedanken, welch gewaltiger Unterschied zwischen den Pimpoles und den Lapschotts dieser Welt bestand, und machte in einem Wäldchen eine Pinkelpause.
8
Bei Transworld Television Productions hatte Kudzuvine Neuigkeiten für den Schatzmeister. »Mr. Hartang will das College sehen, Professor«, sagte er. »Was er finanziert, muß er mit eigenen Augen sehen. Stimmt’s?«
»Unbedingt«, sagte der Schatzmeister. »Er ist jederzeit herzlich willkommen, sich bei uns umzusehen.« »Gibt bloß ein Problem, er reist nämlich nur mit seinem Learjet oder seiner 125, und ihr habt keinen Landeplatz.« »Wir haben Marshalls’ Flugplatz. Da könnte er problemlos landen, und er ist nur ein paar Meilen entfernt. Wir schicken ihm ein Auto.«
»Alles klar. Zufällig ist er aber gerade geschäftlich in Bangkok. Terminpläne sind so eng wie das Arschloch von ’ner Schildkröte, und das ist echt eng. Würde absaufen, wenn’s anders wär. Das wissen Sie ja wohl. Wir ham mal ’n Film über Schildkröten auf irgend so ’ner Scheißinsel gedreht ... Gal und noch was.«
»Galapagos«, sagte der Schatzmeister.
»Stimmt auffallend. Das muß man Ihnen lassen, Prof, in Geologie kennen Sie sich aus. Galap ... wie war das?« »Galapagos. Da hat Darwin zum erstenmal ...« Das konnte er Kudzuvine nicht erzählen. »Falsch. Das war irgendwo in Australien. Er kommt also nicht nach Porterhouse. Es kommt zu Hartang.«
»Ich verstehe nicht, wie das funktionieren soll«, wandte der nun völlig verdutzte Schatzmeister ein. »Man kann ja schließlich keine Gebäude versetzen. Das kommt nicht in Frage. Wirklich nicht, auf gar keinen Fall. Wir würden ihn mit Vergnügen bei uns willkommen heißen ...«
»Sie hören mir nicht zu, Prof. In was für ’nem Geschäftszweig sind wir zugange?
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