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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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der Praelector. »Entweder dieses Ding, wie Sie es nennen, und ehrlich gesagt weiß ich selbst nicht, wie ich es nennen soll, oder der Fusel. Ich weiß nicht, ob Ihnen Kochbrandy vertraut ist, aber er schmeckt nicht angenehm, überhaupt nicht angenehm. Ich persönlich halte mich immer an vernünftigen Cognac.« Er schwieg kurz. »Nun denn, wofür haben Sie sich entschieden?«
    Kudzuvine dachte über die Alternativen nach und geriet in ernsthafte Schwierigkeiten. Offenbar hatte der Praelector nicht alles bedacht. »Sie meinen: Kochbrandy oder Cognac? Mann, dazu fällt mir echt nichts ein. Ich sag’s Ihnen doch andauernd,
    ich bin Abstinenzler. Nicht mal Bier rühr ich an. Ich rauche kein Gras, gar nichts. Nicht mehr. Sie wissen schon, mein Körper soll rein und sauber bleiben. Ich gurgle nicht mal mehr mit Listerine, weil mir einer erzählt hat, daß da Alkohol drin ist. Und man sollte sich auch mit dem Zeug vorsehen, das man sich unter die Arme reibt. In einigen Deodorants ist Aluminium drin. Da kriegt man Alzheimer von.« Er brach ab, als ihm ein neuer, noch schrecklicherer Gedanke kam. »Ihr habt doch nicht Alzheimer, oder? Ach du Scheiße ...«
    Der Praelector zog sich einen Stuhl heran. Er war mit dem letzten bißchen Geduld am Ende, das er sich noch bewahrt hatte. »Wenn Sie soweit sind, Walter«, sagte er zu dem Chefpförtner, doch inzwischen war dem Kaplan etwas eingefallen. »Wissen Sie, möglicherweise hat er recht«, sagte er. Der Praelector sah ihn an; genau wie Kudzuvine. »Womit?« fragte der Praelector, dem der Gedanke zuwider war, dieser dreckige amerikanische Gangster könnte mit irgend etwas recht haben.
    »Mit dieser Fernsehgeschichte. Haben die Leute nicht vorhin versucht, einen mit Kabeln beladenen Lkw durch das Haupttor zu fahren, Walter?«
    »Was, heute morgen, Sir? Wenn ich’s recht bedenke, haben sie das tatsächlich. Auf der Seite stand Transworld Television. Ich hab das verhindert. Darauf hab ich mich nicht eingelassen. Ich hab ihnen erzählt, daß die Riegel zum letztenmal geöffnet wurden, als Ihre Majestät ...«
    »Stimmt das, Walter?« unterbrach der Praelector. »Haben Sie diesen ... diesen Namen auch wirklich gesehen?« »Aber ja, Sir, und Henry auch, nicht wahr, Henry?« Der Pförtner nickte. »Er hat dauernd nach Professor Schratzmeier gefragt, und Sie sagten, wir hätten hier keinen Professor Schratzmeier, und dann kam der Schatzmeister vorbei.
    War beim Frühgottesdienst gewesen, der Schatzmeister, und Sie sagten, das sähe ihm gar nicht ähnlich, so früh zu kommen ...« Auf dem Boden raffte sich Kudzuvine wieder zu einem Gesprächsbeitrag auf. Aus dem Spülapparatende tropfte Brandy auf sein Gesicht. »Professor Schatzmeister«, schrie er, »Professor Schatzmeister hat mir erlaubt, das College für Mr. Hartang zu ... zu filmen. Wenn Sie ihn fragen, wird er’s Ihnen bestätigen. Ich hatte seine Genehmigung. Na ja gut, nicht auf dem Rasen.«
    »Nicht auf dem Rasen? Was denn nicht auf dem Rasen?« »Drauf rumlaufen. Der ist Jahrhunderte alt, wußten Sie das? Hunderte und Aberhunderte von Jahren alt.« »Tatsächlich?« sagte der Praelector, der zufällig wußte, daß die Rasenflächen vor zehn Jahren neu ausgesät worden waren. »Tja, so hatte ich mir das noch nicht überlegt.« Allmählich glaubte er, egal, was vorgefallen war, der Schatzmeister würde einen gewaltigen Erklärungsbedarf zu befriedigen haben. In der Zwischenzeit mußte er mit diesem Mann, dessen Name einem ebenso unwahrscheinlich vorkam wie seine Syntax, sorgfältiger und raffinierter umgehen als bisher. Es wäre dem Ruf von Porterhouse nicht gerade zuträglich, wenn nach draußen durchsickerte – leider war das Wort hier wirklich angebracht –, daß man ihn mit zwangsweiser Einflößung von Brandy mittels eines Spülapparats bedroht hatte, den der Kaplan zehn Jahre lang für Dickdarmspülungen verwendet hatte. In den Cambridge Evening News sähe so etwas nicht gut aus. Der Praelector leitete eine Beschwichtigungsoffensive in die Wege. »Mein lieber Junge«, sagte er und half Kudzuvine auf die Füße. »Sie sagten gerade, der Rasen sei Hunderte von Jahren alt, und ...«
    »Klar. Das hat mir Professor Schatzmeister erzählt. Steht unter Naturschutz wie Walfische und so was alles«, sagte Kudzuvine, musterte ihn aber immer noch ausgesprochen argwöhnisch. »Von Dächern und Kapellen hat er nix gesagt.
    Stehn die auch unter Naturschutz?«
    »Mehr oder weniger«, antwortete der Praelector und änderte seine

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