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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Milchdrüsen befingern.«
    »Mir wäre wirklich lieber, du würdest nicht solche Ausdrücke verwenden. Du hast entzückende Brüste, und es ziemt sich nicht, sie Milchdrüsen zu nennen.«
    »Das ist wissenschaftlich, so wie du Erleichterung von aufgestauter Frustration statt Taschenbillard spielen sagst. Ich kenn andere Wörter, die sind genausogut.« Purefoy Osbert hatte sich verhört und erschauerte. »Bitte«, sagte er. »Du bist doch keine Kuh. Du bist die schönste Frau der Welt. Und du sprichst ein ganz ausgezeichnetes Englisch. Warum mußt du dich als jemand ausgeben, der du nicht bist. Du bist umwerfend.« »Bin ich gar nich, Purefoy. Ich sein bloß richtige Frau. Sei du jetzt ein richtig Mann, und vielleicht ...« »Heiratest du mich dann? Bitte sag ja.« »Möglicherweise«, sagte Mrs. Ndhlovo. »Doch zuerst mußt du dich in Porterhouse als richtiger Mann beweisen.« Wie sich herausstellte, bereitete es Purefoy allergrößte Schwierigkeiten zu beweisen, daß er überhaupt etwas mit Porterhouse zu tun hatte. Als er am Haupttor ankam, war es verschlossen. Er zog an der Klingel und wartete. Innen ertönten laute Schritte, und eine Männerstimme fragte ihn, was er wolle. »Stellen Sie sich vor: Ich möchte hinein. Man erwartet mich.« Auf der anderen Seite des Tores lächelte der Chefpförtner in sich hinein. »Ganz genau. Das tut man«, sagte Walter. »Ich wußte, daß ihr wiederkommen würdet, und wie ich bereits sagte, setzt es mehr als nur ’ne blutige Nase, wenn ihr noch mal versucht, hier einzudringen. Und jetzt verschwindet.« Purefoy stand verdattert auf dem Pflaster. Langsam begriff er, warum Porterhouse einen so miserablen Ruf hatte. Wahrscheinlich hatte alles, was ihm zu Ohren gekommen war, die Gräßlichkeit des Colleges noch untertrieben. Und er konnte sich gut vorstellen, daß Lady Mary mit ihrer Behauptung recht gehabt hatte, ihr Mann sei dort ermordet worden. Einen Augenblick lang war er kurz davor, nach Kloone zurückzukehren, doch der Gedanke an Mrs. Ndhlovo gab ihm Kraft. Um ihre Hand und alles andere zu gewinnen, mußte er sich als richtiger Mann erweisen. Für sie würde er alles tun. »Hören Sie«, rief er durch das schwarze Tor. »Ich heiße Dr. Osbert und werde erwartet.«
    Innen zögerte man kurz. »Sagten Sie Dr. Osbert?« »Ja«, bestätigte Purefoy. »Genau das sagte ich.« »Für diesen Kerl im Rektorenhaus haben wir schon Dr. MacKendly da«, rief Walter zurück. »Sind Sie ein Kollege von Dr. MacKendly oder was? Ich wußte nicht, daß er einen Kollegen hat.«
    »Nein, natürlich bin ich kein Kollege von Dr. MacHenry. Ich bin Dr. Purefoy Osbert.«
    »Und er hat Sie aus dem Addenbrooke-Krankenhaus angefordert?« fragte Walter. Er klang jetzt weniger aggressiv. »Ich bin kein Arzt. Ich habe keine medizinische Fakultät besucht. Ich bin der ...«
    Doch jetzt reichte es dem Chefpförtner. »Nee, irgendwie hatte ich schon so ’n komisches Gefühl, daß Sie kein richtiger Doktor sind«, sagte er. »Aber ich verrat Ihnen was, wenn Sie versuchen, ins College reinzukommen, werden Sie verdammt noch mal einen brauchen. Und jetzt zischen Sie ab.« Zum zweitenmal geriet Purefoys Entschlossenheit ins Wanken, doch er wich nicht. Hinter dem großen Tor wurde gemurmelt. Er glaubte die Worte zu hören: »Der Mistkerl versucht wirklich alles, Henry. Nennt sich einen Doktor!« Purefoy zog wieder an der Klingelleine. Allmählich wurde er wütend. »Hören Sie«, rief er, »ich weiß nicht, wer Sie sind ...« »Damit sind wir schon zwei, Kumpel«, entgegnete Walter. »Ich weiß auch nicht, wer Sie sind, interessiert mich auch gar nicht.«
    »Aber«, fuhr Purefoy fort, »ich bin der neue Fellow.«
    »Jetzt ist er auf einmal ein Fellow«, sagte Walter. »Ich bin der Sir-Godber-Evans-Gedächtnis-Fellow und heiße Dr. Purefoy Osbert. Haben Sie das verstanden?« Auf der anderen Torseite blieb es lange still. Allmählich dämmerte es Walter, daß er womöglich einen schrecklichen Fehler beging. Doch er wollte auf keinen Fall ein Risiko eingehen. »Was für eine Brille tragen Sie?« fragte er. »Ich habe keine Brille. Ich kann sehr gut sehen.« Der Chefpförtner wünschte, ihm ginge es genauso. Es gab keinen Spion in dem Tor. Er versuchte, durch eine Ritze zu linsen, sah aber nur Purefoys Lederärmel. »Und Sie haben keine weißen Socken an?« fragte er.
    »Natürlich habe ich keine weißen Socken an. Warum um alles in der Welt sollte ich weiße Socken anhaben? Wen interessiert, welche Farbe meine Socken

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