Bloody Mary.
der Chef von allem, ein schrecklicher und ungeheuer reicher Mann, der in seinem eigenen König Lear durch die Welt fliegt ...« Der Schatzmeister verstummte, weil er merkte, daß daran irgend etwas nicht stimmen konnte.
»Verstehe«, sagte der Praelector, und sein Tonfall hätte einem Bestattungsunternehmer am Bett eines Sterbenden zur Ehre gereicht. »Reden Sie doch weiter. In einem König Lear? Hat er zufälligerweise drei Töchter?«
»Er meint wohl einen Learjet«, sagte Gilkes. »Das ist ein Flugzeug für Manager.«
»Ist bestimmt sehr nützlich, und immerhin wissen wir nun, daß Mr. Hartang ein Mensch und keine Teesorte ist. Doch Sie haben uns noch nicht erzählt, warum Sie diese Leute beauftragt haben, einen Film über das College zu drehen.« »Das habe ich gar nicht«, widersprach der Schatzmeister. »Sie wollten dem College gigantische Gelder geben, und ich habe an einer Konferenz über Geldbeschaffung teilgenommen, als Kudzuvine auf mich zukam und ...«
Während seine Geschichte heraussprudelte, saßen die anderen da und hörten gebannt zu. Wie es der Praelector vor dem Collegerat formulierte, als der ein paar Tage später zusammentrat, hatte er in diesem Augenblick das Gefühl, Porterhouse habe das große Los gezogen.
11
Dr. Purefoy Osbert hatte sich nicht gerade den günstigsten Moment ausgesucht, um seinen Posten als Sir-Godber-Evans- Gedächtnis-Fellow anzutreten. Er hatte mit der Universitätsleitung in Kloone vereinbart, einmal im Monat dorthin zu fahren, um den Studenten seines Fachbereichs noch fällige Prüfungen abzunehmen, ohne daß der Uni zusätzliche Kosten entstünden. Die Trennung war zwar plötzlich, aber freundschaftlich vonstatten gegangen. Sogar Mrs. Ndhlovo hatte ihm gezeigt, daß sie ihn bewunderte und seine Entscheidung guthieß, indem sie ihm erlaubte, sie zu küssen und ihre herrlichen Brüste zu streicheln. »Du wirst ja ein richtiger Mann, Purefoy«, sagte sie und verzichtete kurz auf ihr Pidgin-Englisch. »Ich sehe schon, daß du dir einen großen Namen machen wirst.« »Du könntest den gleichen Namen haben, wenn du mich heiraten würdest. Dann wärest du Mrs. Osbert.« Mrs. Ndhlovo dachte über diesen Vorschlag kurz nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein, erst wenn du reich und berühmt bist«, sagte sie dann.
»Aber ich bin relativ reich, und wenn ich auch noch nicht berühmt sein mag, so bin ich doch Sir-Godber-Evans- Gedächtnis-Fellow am Porterhouse College in Cambridge, worüber man auch nicht die Nase rümpft.« Mrs. Ndhlovo schob sich lachend eine Locke aus den Augen. »Ich rümpfe nicht die Nase, Purefoy Schatz. Ich zieh sie nicht mal kraus. Ich sage nur: Ich warte ab, was dir passiert. Ich hören, Porterhouse jetzt gerade nicht besonders gutes Haus. Sind einmal Menge böser Dinge geschehen.«
»Und ich beabsichtige, endgültig zu klären, was Sir Godber zugestoßen ist. Darum habe ich die Stellung und das Gehalt bekommen.«
»Ich weiß, was das Gehalt ist. Du hast es mir erzählt, und reich macht dich das nicht. Du bist nur gut versorgt und kannst dir zum Bummern ein nettes Mädel suchen, statt deine Sago zu schütteln.«
»Sago?« wiederholte Purefoy, der in Botanik nicht sehr bewandert war.
»Palme, Purefoy, deine Palme zu schütteln. Das heißt ...« »Ich weiß, was es heißt. Ich war bei jeder Veranstaltung, die du zum Thema Fruchtbarkeit des Mannes und so weiter gehalten hast, und ich ...«
»Ich halte keine Veranstaltungen über so weiter. Is nich möglich. So weiter. Irgendwann is Schluß. Sogar Mr. Ndhlovo konnte irgendwann nicht mehr kommen. Kommt drei-, vier-, fünfmal, aber nicht so weiter. Und er richtiger Mann. Dicke Eier. Wüßte gern, was aus denen geworden ist.« Purefoy interessierte sich nicht im mindesten für das Schicksal der Hoden des verblichenen Mr. Ndhlovo. »Ich will dir doch bloß klarmachen, daß ich nie an irgendeine andere Frau denke, wenn ich ... wenn ... nun ja, wenn ich Erleichterung von meiner aufgestauten Frustration suche.« Mrs. Ndhlovos Augen weiteten sich erstaunt. »Ach du meine Güte«, sagte sie. »Ich habe zwar schon viele Ausdrücke dafür gehört, aber noch nie einen so wissenschaftlichen. Erleichterung von aufgestauter Frustration. Du sein doch nicht frustriert, oder, Liebling?«
»Natürlich bin ich das«, antwortete Purefoy, dem allmählich selber die Eier weh taten. »Das weißt du doch. Weil ich mich nach dir sehne.«
»Dann gib mir noch einen dicken Kuß, und ich laß dich noch mal meine
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