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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Mann zu verstehen gegeben, die Porterhouse-Traditionen seien ihm scheißegal und er trage sein Gepäck immer selbst, doch er hatte eine weite Reise hinter sich und war erschöpft. »Was mache ich mit meinem Wagen?«
    fragte er. »Er steht die Straße runter an einer Parkuhr.«
    »Wenn Sie mir die Schlüssel geben, Sir, lasse ich ihn zum Old Coach House bringen, wo die Autos der Fellows abgestellt werden. Sie wissen nicht zufällig, welche Automarke Sie fahren, Sir?«
    Für Purefoy Osbert stand fest, daß sich der Chefpförtner über ihn lustig machte, doch Walters nächste Bemerkung belehrte ihn eines Besseren. »Ich frage nur, Sir, weil es viele Fellows nicht wissen. Der Dekan fährt seit ewig und drei Tagen einen alten Rover, und er nennt ihn immer noch einen Lanchester, dabei werden die schon lange nicht mehr hergestellt. Ich glaub’s jedenfalls nicht. Und der Kaplan hat ’n Armstrong Siddeley, fährt ihn aber nicht mehr und hat wohl völlig vergessen, daß es den Wagen noch gibt.«
    Purefoy gab ihm die Schlüssel und sagte ihm, es sei ein grüner Renault. »Auf dem Nummernschild steht wohl A 5555 OGF«, sagte er.
    »Danke sehr, Sir, und ich lege die Schlüssel in Ihr Fach. Dann wissen Sie, wo Sie nachsehen müssen.«
    »Aber ich weiß noch gar nicht, welches mein Fach ist«, wandte Purefoy ein.
    »Oh, aber ich weiß es, Sir. Sie brauchen mich nur zu fragen.« Und mit einer weiteren schrecklichen Grimasse verschwand er nach hinten, wo man ihn erzählen hörte, daß Dr. Oswald, der neue Fellow, nicht nur einen ausländischen Wagen fuhr, sondern auch noch einen französischen, was dem Obertutor gar nicht passen würde, weil der etwas gegen ... Da Purefoy sich ziemlich gut vorstellen konnte, was jetzt kam, folgte er Henry und seinen beiden Koffern um den Alten Hof, an einem sehr alten Gebäude aus geschwärztem Kalkstein vorbei und weiter einen Weg hinauf zu einem anderen Haus, dieses aus geschwärztem Backstein. Unterwegs kamen sie an etlichen, für Purefoys Geschmack ausnahmslos zu anständig gekleideten Studenten vorbei. Er war Menschen in Stiefeln und zerrissenen Jeans gewohnt, deren Haare entweder sehr, sehr lang und ungewaschen oder kaum vorhanden waren. Saubere junge Menschen mit ordentlichen Haarschnitten waren ihm verdächtig, und er hatte den Eindruck, daß viele der jungen Männer sehr massig und muskulös waren und zu laut lachten. Und die einzige junge Frau, der er begegnete, lächelte nett, was er äußerst merkwürdig fand. In Kloone lächelten Frauen nicht. Sie guckten zumeist finster und gaben sich ihm gegenüber betont abweisend. Am unteren Ende eines mit dem Buchstaben O gekennzeichneten Treppenhauses blieb Henry stehen und deutete auf eine leere Stelle oben an einer schwarzen Namenstafel. »Das sind Sie, Sir. Und wirklich hübsche Zimmer. Gleich neben dem Obertutor. Der Obertutor hat sehr viel für die jungen Herrschaften übrig, Sir.«
    Er ging die Treppe hoch, gefolgt von Purefoy, der ein flaues Gefühl im Magen verspürte. Was der Pförtner gesagt hatte, hatte ihn wieder an den grausigen Abend mit Goodenough erinnert, und wenn er noch einmal die Aufmerksamkeiten einer aggressiven Schwuchtel ertragen mußte – zum zweitenmal in seinem Leben warf er political correctness über Bord –, würde er darauf bestehen, andere Zimmer zu bekommen. Doch wie im Falle Goodenough irrte er sich gewaltig. Der Mann, der aus der Tür gegenüber von Purefoys Wohnung auftauchte und wissen wollte, ob sie einen so gräßlichen Krach schlagen müßten, wirkte alles andere als schwul.
    »Habe nur die Schlüssel fallen lassen, Sir«, sagte Henry, »und die Koffer dieses Gentlemans, Sir.«
    »Schlüssel? Koffer?« murmelte der Obertutor. »Hörte sich für mich eher nach einer Elefantenherde mit Tamburins an.« Er ging zurück in sein Zimmer und zog ganz zart die Tür hinter sich zu. Henry suchte im Dunkeln nach den Schlüsseln und kicherte. »Macht gerne mal ein Witzchen, der Obertutor.
    Und mag natürlich seinen Portwein. Ist ein leidenschaftlicher Porttrinker, o ja, Sir. Merkt man am Teint. Der Dekan trinkt am liebsten Tawny Port, weshalb er so aussieht, wie er aussieht, aber der Obertutor ist eher ein Freund des Crusted Port, mag seinen Bodensatz, und das sieht man ihm auch an.« Doch immerhin hatte man Purefoy sehr komfortable Räume zugewiesen: ein großes Arbeitszimmer, ein weitläufiges Wohnzimmer und ein kleineres Schlafzimmer mit Blick auf ein Haus aus der Zeit Jakobs I. und über einige Rasenflächen

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