Bloody Mary.
auf dem Markt und wird den Ansprüchen des Herstellers zweifellos gerecht. Wenn man ihn sich so ansieht ...«
»Hilfe. Gott. Hilfe«, wollte Kudzuvine schreien, versagte aber kläglich.
»Er will ganz offensichtlich irgendwas sagen«, wiederholte der ausgemergelte Alte.
»Ja, es sieht ganz so aus, nicht wahr?« sagte der Doktor. »Es handelt sich aber lediglich um einen Reflex. Er bekommt überhaupt nichts mit. Nun, ich muß ihm wohl nicht noch eine Spritze verabreichen. In diesem Zustand wird er bleiben. Hat er Wasser gelassen oder dergleichen?«
Die Schwester hob die Bettdecken und schüttelte den Kopf. »Na, nur um sicherzugehen«, sagte der Arzt und holte ein Röhrchen heraus. »Ich habe immer ein Reserveröhrchen für den Rektor dabei.«
Der Praelector wandte sich ab und schaute aus dem Fenster, um sich den unangenehmen Anblick zu ersparen, wie ein Katheter in Kudzuvines Penis eingeführt wurde. Und Kudzuvine war alles andere als begeistert.
Die nächste Bemerkung des Praelectors jagte ihm einen Heidenschreck ein. »Da kommt ja der Kaplan«, sagte er. »Er will bestimmt ein Schwätzchen mit dem Rektor halten. Für gewöhnlich kommt er einmal am Tag vorbei. Eine merkwürdige Beziehung, wie ich immer fand.«
Doch Dr. MacKendly und die Schwester unterhielten sich gerade über die Möglichkeit, daß etwas durch den Hinterausgang sickern könnte. »Das kommt recht häufig vor«, sagte er. »Ich würde ihn auf eine Plastikunterlage legen. So ein schwarzer Müllsack ist genau das richtige.« Sie betrachteten Kudzuvine ein letztes Mal und verließen das Zimmer, während er immer noch: »Hilfe. Gott. Hilfe«, hauchte. Was ihm überhaupt nichts brachte.
Hilfe erhielt er auch von seinen Kollegen bei Transworld Television nicht.
»Und wenn schon, Kudzuvine steckt also mal wieder in der Scheiße. Ist das bei ihm was Neues?« kommentierte Skundler, als man ihm von dem Zwischenfall in Porterhouse berichtete.
»Soll er halt sehen, wie er da rauskommt. Geht mich nichts an.
Wenn man im Mediengeschäft arbeitet, muß man was riskieren. Einige kommen zurück, andere nicht. So ist das Leben nun mal.« Und niemand erhob Einspruch gegen diese Einschätzung. Wie eine andere Angestellte vorausschauender, als sie ahnen konnte, bemerkte: »K. K. ist also weg. Er ist weg. Sonst noch was?«
In Bangkok hielt Edgar Hartang einen sechsjährigen Jungen auf dem Schoß. Für den Jungen war es ein neues Erlebnis, nicht aber für E. H. Er zwickte das Kind in die Brustwarze, kicherte und nahm seine blaue Sonnenbrille und das Toupet ab. Der gute alte E. H. war höllisch gut drauf.
Auch der Junge fand es höllisch. Nur war es eine andere Hölle.
13
Die Hölle des Schatzmeisters war von einer völlig anderen Art. Für ihn war es kein Vergnügen gewesen, seine Rolle beim Einmarsch von Transworld in Porterhouse darlegen zu müssen, doch immerhin hatten dabei sowohl der Dekan als auch der Obertutor gefehlt. Allerdings wußte er, welche Wutanfälle Kudzuvine und sein Trupp bei beiden ausgelöst und welche Einstellung sie ihm gegenüber eingenommen hätten. Er hätte seine Stelle verloren, wäre aus Porterhouse geflogen und hätte sich glücklich schätzen können, wenn er nicht obendrein die Peitsche bekommen hätte. Der Obertutor drohte gern einmal, er werde dieses oder jenes Schwein auspeitschen, und obwohl das bisher leere Drohungen geblieben waren, zweifelte der Schatzmeister nicht im mindesten daran, daß der Obertutor im vorliegenden Fall – angestachelt vom Dekan – seinen Worten Taten hätte folgen lassen. Statt dessen hatte ihn der Praelector mit Tee und ganz erstaunlichem Mitgefühl empfangen und seinen Bericht, wie er Kudzuvine kennengelernt und später mit Edgar Hartang zu Mittag gespeist hatte, immer interessanter gefunden, je länger er dauerte.
Dessen ungeachtet war sich der Schatzmeister bewußt gewesen, daß die Collegesekretärin alles stenografisch festhielt und daß sich der Student Gilkes eifrig Notizen machte. Als die Befragung schließlich beendet war, ging es dem Schatzmeister viel besser. »Sie waren sehr, sehr freundlich zu mir«, sagte er überschwenglich zum Praelector. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
»Kein Grund zu flennen, mein Lieber. Eigentlich müssen wir Ihnen danken. Sie wissen ja gar nicht, was Sie für das College getan haben. Und machen Sie sich keine Sorgen wegen Mr. Kudzuvine. Er ist in sicheren Händen.«
»Haben Sie ihn der Polizei übergeben?« fragte der
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