Bloody Mary.
MacKendlys dann ...?« sagte er und ließ die Frage offen.
»Damit meine ich, daß ihm der Doktor ein leichtes Medikament verabreicht hat, wodurch Mr. Kudzuvines manisches und kriminelles Verhalten in eine, wie man mir sagte, bemerkenswerte Sanftmut und Ruhe umschlug. Skullion ... der Rektor sitzt häufig neben seinem Bett, und die beiden verstehen sich wohl recht gut. Wie Sie wissen, ist der Rektor nicht der Mensch, mit dem man auf Anhieb problemlos klarkommt.« »Genau wie Kudzuvine», sagte der Schatzmeister. »Er ist verflucht unangenehm.«
»Er war sehr unangenehm, zugegeben, ist es jetzt aber nicht mehr«, sagte der Praelector. »Wir begleiten Sie also bis zur Schlafzimmertür, und dann werden Sie ...« Der Schatzmeister leistete noch kurz Widerstand, der jedoch erlahmte, als der Praelector versprach, es würde ständig jemand als Eingreifreserve in der Nähe sein. Und weil der Obertutor ausmalte, was passieren würde, wenn er nicht ginge. »Also«, blaffte der Praelector, »Dr. Buscott, Sie bedienen auf dem Treppenabsatz das Tonbandgerät, und die Pförtner sind auch da. Wenn wir dann soweit sind, Gentlemen ...«
Doch der Schatzmeister machte immer noch letzte Ausflüchte. »Was für Fragen soll ich denn stellen?« sagte er und kippte sich einen extragroßen Whisky aus der auf dem Sideboard stehenden Karaffe ein.
»Sie haben doch die von Mr. Retter erstellte Liste gelesen, oder?« fragte der Praelector. Der Schatzmeister nickte. »Wir brauchen also keine Zeit mehr zu verlieren.« »Darf ich noch rasch ein Schlückchen ...?« »Nein«, sagte der Obertutor, »das dürfen Sie nicht.«
14
Das Grüppchen ging in den morgendlichen Sonnenschein hinaus, vorbei am Labyrinth zum Rektorenhaus. Dort geleitete man den Schatzmeister sogleich ins Schlafzimmer, in dem Kudzuvine gegen die Kissen gelehnt lag. Der Schatzmeister näherte sich ihm mißtrauisch. Kudzuvine sah überhaupt nicht bösartig aus. Eher ziemlich mitgenommen. »Hallo, Karl«, sagte der Schatzmeister mit belegter Stimme und Whiskydämpfe ausatmend. »Es stört Sie doch nicht, wenn ich Karl zu Ihnen sage, oder, K. K.?«
»Nein, Prof, das stört mich nicht. Ich bin einfach begeistert, daß Sie überhaupt etwas zu mir sagen. Mann, Professor Schatzmeister, bin ich froh, Sie zu sehen. Ich hab vielleicht einen Höllentrip hinter mir. Ich wußte echt nicht, daß sie so schlimm sein können. Auf so einem Trip war ich noch nie, und ich hab wirklich schon ein paar abgefahrene Sachen hinter mir.« »Nun ja, vermutlich sind Sie durch das viele Herumziehen und die Reisen auf die Galapagosinseln ein erfahrener Reisender geworden.«
»Reisender? Galap ... Wie war das? Gal ...?« »Wo die Schildkröten sind.«
»Welche Schildkröten?« Wieder erschien der panische Blick in Kudzuvines Augen.
Der Schatzmeister beschloß, das Gespräch wieder auf aktuellere Belange zu bringen. »Und wie geht es Ihnen jetzt? Fühlen Sie sich besser? Sie selbst in sich, meine ich.« Bei diesem Ausdruck erschauderte der vor der Schlafzimmertür stehende Obertutor. Er hatte so ausgiebig Gespräche über das Selbst geführt, daß sie ein Leben lang vorhielten. Der Praelector und Dr. Buscott hörten weiter aufmerksam zu. Wie sehr auf sein Selbst bezogen Kudzuvine war, stellte sich immer deutlicher heraus. »In mir? Wie ich mich in mir fühle?« nuschelte er. »Scheiße auch, hab keine Ahnung, wie ich mich überhaupt irgendwo fühle. Ich weiß nicht mal, wo ich verdammt noch mal bin, und dann kommt so ein Kackscheusal und glotzt mich an, als wär ich in ’ner eisernen Lunge, und ich kann mich kein Stück bewegen, nich mal die Augen schließen, und da fragen Sie mich, wie ich mich in mir fühle. Dazu fällt mir rein gar nix ein.« »Aber es geht Ihnen doch bestimmt besser?« fragte der Schatzmeister. »Sie können ganz normal sitzen, reden und die Augen öffnen und schließen.«
»Jetzt. Na klar. Ich kann mich wieder bewegen, und natürlich mach ich andauernd die Augen auf und zu, nur um zu überprüfen, ob ich es auch kann, weil, Prof, einiges von dem, was ich hier gesehen habe, will ich wirklich nie wieder sehen. O nein, Sir. Nich diesseits der Hölle. Und ich muß Ihnen verraten, daß ich nach dieser Reise nicht mal mehr ’n Joint rauchen werde. Keine Ahnung, was es war, aber ich hab ’ne Überdosis von irgendwas echt Beschissenem abgekriegt. Wirklich, die Kerle von der chemischen Kriegsführung sollten mir ’n bißchen Blut abzapfen und mal nachgucken, was das war, Scheiße
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