Bloody Mary.
nicht. Er blieb stehen, bereit, um den Tisch zu laufen, sobald der Obertutor wieder aufstand.
Wieder einmal sorgte der Kaplan für eine Entspannung der Lage. »Ich muß schon sagen, daß ich bei unserem Gast, Mr. Kudzuvine, nicht den Eindruck hatte, er könne Fragen beantworten, als ich ihn neulich aufsuchte. Er gab einige seltsame Geräusche von sich, besonders als ich ihn fragte, ob er beichten wolle, bevor er das Abendmahl empfange.« »Der Mann ist fanatischer Abstinenzler«, sagte der Praelector und war erstaunt, als der Obertutor unvermittelt wünschte, er wäre auch einer. »Vermutlich ist das heilige Abendmahl nicht sein Fall.«
»Dann eben etwas anderes«, sagte der Kaplan. »Er benutzt übrigens denselben schmutzigen Beutel mit Röhrchen wie Skullion. Glauben Sie, jeder, der sich im Rektorenhaus aufhält, muß so ein Ding benutzen?«
»Lassen Sie uns auf unser ursprüngliches Thema zurückkommen«, schlug Dr. Buscott vor, »mit anderen Worten, der Schatzmeister wird seinen Einfluß auf diesen Kudzuvine geltend machen ...«
»Kommt nicht in Frage«, sagte der Schatzmeister. »Verdammt will ich sein, wenn ich das tue. Außerdem habe ich keinerlei Einfluß auf ihn. Sie wissen ja nicht, wie er ist.« »Ich kann es mir ziemlich genau vorstellen«, knurrte der Obertutor. »Blaugetönte Sonnenbrille und Rollkragenpullover ...«
»Stimmt«, unterbrach ihn der Praelector, »ich glaube aber nicht, daß der Schatzmeister sein Äußeres meint. Ich glaube, er meint seine Psyche, seine Mentalität, falls man bei ihm von so etwas sprechen kann, obwohl man immer öfter hört, die höheren Anthropoiden seien zu rationalem Denken fähig ... Nicht daß ich Kudzuvine zu den höheren Anthropoiden zählen würde. Eher weiter unten angesiedelt als, sagen wir, ein Pavian mit Gehirnschaden. Wo war ich stehengeblieben? Genau, die Vorbehalte des Schatzmeisters dagegen, sich zu dieser Kreatur zu setzen und mit ihr zu plaudern, beruhen, nehme ich an, auf der Angst, Mr. Kudzuvine könne das Gefühl haben, seine gegenwärtige Lage resultiere aus seiner Verbindung zum Schatzmeister. Dagegen kann ich Ihnen garantieren, daß er Sie für einen wahren Freund hält.«
»Warum sollte er? Und in welchem Zustand befindet er sich zur Zeit?« wollte der Schatzmeister wissen, entsetzt ob der Information, daß der wie auch immer geartete Zustand von Kudzuvine es verlangte, Katheter und Beutel zu tragen. »Beschäftigen wir uns doch zuerst mit Ihrer zweiten Frage. Sie ist von gewissem Belang, was seine positive Einstellung zu Ihnen betrifft. Was sich am Sonntag in den Räumen des Kaplans ereignete, schließt leider aus, daß Mr. Kudzuvine für den Kaplan oder mich noch irgendeine positive Regung empfindet. Bei unseren Versuchen, den Mann zu bewegen, uns seine Identität zu verraten, haben wir vielleicht nicht ganz glücklich agiert.« »Ah, das erklärt natürlich alles«, rief der Kaplan. »Als ich mich nach dem Schlauchbeutel erkundigte, hat er höchst sonderbar reagiert. Natürlich, natürlich! Ich hatte den Kochbrandy vergessen, und ich verstehe, daß meine Bemerkungen über die Vorteile einer Dickdarmspülung ...« »Was zum Teufel schwätzt er da?« fragte der Obertutor, kaum daß er das Wort Kochbrandy hörte.
»Nichts, gar nichts. Ich will darauf hinaus, daß Kudzuvine dank Dr. MacKendly zwar nicht weiß, was über ihn gekommen ist, doch sobald er wieder vernünftig wird, erkennt er womöglich, wer über ihn gekommen ist. Damit kommen der Kaplan und ich nicht mehr in Frage.«
»Wollen Sie ernsthaft behaupten, Sie und der Kaplan hätten diesen Mann tätlich angegriffen?« fragte Dr. Buscott. Er amüsierte sich köstlich.
»Nein, das behaupte ich nicht«, erwiderte der Praelector betont kühl. »Den Begriff ›über ihn gekommen‹ verwende ich in dem rein metaphorischen Sinn, daß er nicht wußte, was vor sich ging. Habe ich mich jetzt klar und deutlich ausgedrückt, Dr. Buscott?«
Der nickte. Er fand es erstaunlich, welche Verwandlung mit dem Praelector vorgegangen war, während es in Porterhouse kriselte und der Dekan nicht anwesend war, um seine Autorität geltend zu machen. Der Praelector war ein wirklich sehr alter Mann, der sich bisher immer im Hintergrund gehalten hatte. Dr. Buscott fand das alles im höchsten Maße merkwürdig. Er würde nie begreifen, was in den leitenden Fellows vorging. Der Schatzmeister hingegen versuchte immer noch zu begreifen, weshalb Kudzuvine etwas für ihn empfinden sollte. »Wenn Sie sagen dank Dr.
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