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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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verdammte. Mit diesem Zeug im Arsenal könnten sie die Marineinfanterie verschrotten. Die Panzer auch, und trotzdem problemlos Kriege gewinnen. Herrgott noch mal, das war vielleicht ’n Hammer, könn’ Sie mir glauben. Isses immer noch. Ich hab andauernd so ’n Gefühl, als wär ich tot oder so ähnlich.« »Wirklich sonderbar«, sagte der Schatzmeister. »Das ist bestimmt äußerst unangenehm.«
    Kudzuvine starrte ihn entsetzt an. »Unangenehm?« quäkte er. »Is nich unangenehm. Es ist ... es ist ... Teufel, ich weiß nicht mal, was es ist. Irgend so ’n alter Knacker, der mir irgendwie bekannt vorkommt, latscht hier rein und fängt an zu beten, als wär ich mausetot, und ich kann mich nicht bewegen oder was sagen, und ich versuch’s, aber er hört mir nicht zu, und dann ist da noch ’n Typ und ’ne Krankenschwester und Quasimodo in ’nem Rollstuhl, und wenn sie weg sind, träum ich gräßliches Zeug über Kochbrandy. Wissen Sie, was Kochbrandy ist, Prof?« Der Schatzmeister sagte, er könne es sich lebhaft vorstellen, doch Kudzuvine war anderer Meinung. »Nicht dieser Kochbrandy, o nein. Nicht so, wie ich ihn kenne. Das können Sie nicht, is unmöglich, weil es in meinem verdammten Kopf ist. Mann, habt ihr in der Gegend irgendwelche guten Seelenklempner? Denn wenn ich so was träume, muß ich einfach schizoid sein, und dann brauch ich echt dringend Hilfe.« »Das tut mir wirklich leid«, sagte der Schatzmeister, um es sich mit ihm nicht zu verderben. »Das ist dann wohl ein ganz scheußlicher Traum?«
    »Wann?« fragte Kudzuvine, der wieder verwirrt war. »Wann Sie ihn haben«, sagte der Schatzmeister. »Und ob. Großer Gott, gräßlicher geht’s gar nicht, Mann, grauenhaft. Da gibt’s einen Mönch, und so einen entsetzlichen Alten, und damit meine ich alt und bösartig und entsetzlich, und man drückt mich auf den Fußboden, und sie haben ein beschissenes Klistier mit Gummispülapparat und ...« »Ich glaube, diesen Traum können wir getrost beiseite lassen«, sagte der Praelector laut von der Treppe her. Kudzuvines Kinnlade klappte herunter, und er glotzte in Richtung Treppe. Genau wie der Schatzmeister. »Haben Sie das gehört?« fragte Kudzuvine, als er seine Stimme wiederfand.
    Doch der Schatzmeister hatte Zeit zum Nachdenken gehabt. »Was gehört?« erkundigte er sich.
    Kudzuvine wich tief ins Bett zurück. Er mußte verrückt sein. Der Schatzmeister wechselte das Thema. »Etwas wollte ich Sie schon seit geraumer Zeit fragen«, sagte er. »Mr. Hartang hat mir erzählt, er gestatte seinen Mitarbeitern, genau die gleiche Kleidung zu tragen wie er, weil er wolle, daß sie sich wohl fühlen. Das ist doch wohl sehr aufmerksam von ihm, oder?« Kudzuvine erwachte wieder zum Leben. Der Name Hartang schien ihn elektrisiert zu haben. Jedenfalls mußte er nun nicht mehr über sein eigenes Wohlbefinden oder dessen Nichtvorhandensein nachdenken. »Das hat er Ihnen erzählt? Hartang, der alte E. H., hat Ihnen das erzählt?« »Ja, das hat er mir erzählt«, bestätigte der Schatzmeister. »Ich habe mich gefragt, warum er eine so offensichtlich billige Perücke trägt.«
    »Also, ich will Ihnen mal was verraten, Prof«, sagte Kudzuvine, der sich anscheinend für ein Thema erwärmte, das ihm am Herzen lag. »Wohl fühlen – daß ich nicht lache. Dem alten Sackgesicht geht das Wohlergehen seiner Mitarbeiter am Arsch vorbei. Die meiste Zeit, sagen wir vierundzwanzig Stunden täglich, weiß er nicht mal, daß es sie überhaupt gibt. Er bezahlt sie – das muß er, weil sie seinen Laden für ihn schmeißen, aber wenn sie vor seiner Nase tot umfallen, bemerkt er’s nicht mal, außer die Unordnung auf dem Boden. Einmal war ich dabei, wie er einen zur Sau gemacht hat, weil dem was durch die Lappen gegangen ist, auf irgend so ’ner Insel ...« Er überlegte krampfhaft, auf welcher, und diesmal war der Schatzmeister klug genug, weder die Galapagosinseln noch Schildkröten zu erwähnen. »Caymans oder Bahamas oder sonstwas unten beim Bermudadreieck. Die ganzen verdammten zwanzig Millionen sind den Bach runter. Deshalb will E. H. diesen Typ auch ins Bermudadreieck runterschaffen lassen, nachdem er ihn vorher durch den Häcksler gejagt hat. Er erzählt ihm also, was auf ihn zukommt, und der Typ hört das gar nicht gerne und hat ein schwaches Herz oder so was, also kratzt er ab. Liegt da starr und steif rum, und wissen Sie, was dem alten E. H. Kummer macht?«
    »Nein«, antwortete der von diesen Worten zutiefst angewiderte

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