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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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ein, wie Ihnen vorschwebt. Vermutlich wollen Sie nicht wieder einen ehemaligen Minister als Rektor? Nein, hätte mich auch gewundert.« Der Dekan hatte bei diesen Worten eine ganz seltsame Gesichtsfarbe bekommen. »Könnte mir zwar vorstellen, daß Sie irgendeinen amerikanischen Akademiker auftreiben, der es ganz prima fände, sich Rektor von Porterhouse zu nennen, aber bei der Auswahl müßten Sie ziemlich gut aufpassen. Einige unserer transatlantischen Freunde nehmen die höhere Bildung sehr wichtig, und man will ja nicht den Charakter des Colleges verderben, indem man einen überschlauen Rektor einsetzt.«
    Wohin der Dekan auch kam, es war immer das gleiche gewesen. Zu seinem Entsetzen hatte er entdeckt, daß Jeremy Pimpole, der von seiner südafrikanischen Mutter Millionen geerbt hatte, in einem Wildhüterhäuschen auf dem Anwesen lebte, das seine Familie seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bewohnte. Haus und Land waren verkauft worden, und Pimpole schien sich jetzt ausschließlich für seinen Hund, eine schielende Kreuzung zwischen Bullterrier und Schäfer, und die örtliche Kneipe zu interessieren, die beide nicht nach des Dekans Geschmack waren. Und Pimpoles Begeisterung für alles Hündische beschränkte sich nicht allein auf den alten Köter. Im Pub bestand er darauf, zwei große Hundeschnauzen zu bestellen, die, wie der Dekan zu seinem Entsetzen erfuhr, aus zwei Teilen Gin auf drei Teile Bitter-Bier bestanden. Als er einwand, er könne unmöglich einen halben Liter von dem schauderhaften Gesöff runterwürgen und ob er nicht ein kleines Glas oder am besten gar nichts haben könne, war Pimpole ziemlich unangenehm geworden und hatte darauf verwiesen, daß jahrelanges Training erforderlich gewesen sei, bis sich der Kneipenwirt das Mischungsverhältnis gemerkt habe. »War verflucht schwierig, dem Burschen begreiflich zu machen, daß ein Halber zwanzig Unzen hat, was bedeutet, daß man sieben Unzen auf dreizehn gutes Bitter nehmen muß, um eine ordentliche Hundeschnauze zu kriegen. Würde man den armen Kerl bitten, einen Viertelliter zu mixen, wär er völlig überfordert. Dumm wie Bohnenstroh.«
    Der Dekan glaubte gar nichts mehr. Pimpoles Berechnungen hatten ihn völlig verwirrt. »Aber wenn es zwei Teile Gin sind – und ich hoffe ehrlich, Sie machen Witze –, wie um alles in der Welt können dann drei Teile Bier dreizehn ergeben? Und sieben Unzen Gin ... Lieber Gott.«
    »Wollen Sie mich einen verdammten Lügner nennen?« fragte Pimpole wütend.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte der Dekan rasch. Jetzt begriff er die Ähnlichkeit der Pimpoleschen Nase mit der seines Hundes, und er konnte sich lebhaft vorstellen, aus welchem Grund er nur noch im Wildhüterhäuschen wohnte.
    »Sehen Sie die drei Emaillekrüge, die er verwendet, den großen und die beiden kleinen?« fuhr Pimpole fort und deutete mit einem schmierigen Finger auf das Ende der Theke, wo der Barkeeper den großen aus einer Ginflasche füllte. »Der halbvolle große sind sieben, und zwei kleine ergibt dreizehn. Kapiert?«
    Der Dekan hoffte, daß dem nicht so war, wollte sich aber auf kein Streitgespräch mehr einlassen. Der schielende Hund lag neben der Tür und beäugte ihn bösartig. »Ich nehme es an«, sagte der Dekan und sah zu, wie der Wirt das Bier in die kleinen Krüge goß und dann, nachdem er vermutlich eine halbe Flasche Gin in jedes Glas gekippt hatte, zwei kleine Krüge Bier hinzugab. Der Dekan entschied, daß er unter keinen Umständen einen halben Liter Hundeschnauze trinken würde. Es war sowieso kein normaler Hund, sondern eine Höllenhundschnauze.
    »Na dann, runter damit, Dekan, alter Junge. Schön, daß Sie vorbeigekommen sind und mich besuchen.« »Ja«, pflichtete ihm der Dekan bitter bei. Es war nicht schön, daß er vorbeigekommen war und diesen schauderhaften Säufer besuchte. Er nahm ein Testschlückchen von dem elenden Gesöff und schauderte. Wie auch immer das Mischungsverhältnis von Gin zu Bier hätte sein sollen, es war nicht einmal annäherungsweise zwei zu drei; eher fünf Teile Gin auf zwei Teile Bitter. Außerdem hatte er Gin nie gemocht. Es war ein Frauengetränk, wie er immer sagte, und es hatte schon immer den Spitznamen »Mutters Ruin«. Der Dekan trank noch ein Schlückchen und revidierte seine Ansicht. Es ruinierte nicht nur Mütter. Es war der Ruin eines gepflegten großen Bieres. Aber es war natürlich kein großes Bier. Nach allem, was er sehen konnte, waren es zweihundert Milliliter Bier in einem

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