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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Pimpole mit Gewalt in den Rachen schütten wollte. Lieber starb er im Kampf als an einer Hundeschnauze.
    Er schlug zurück. »Sie mögen Durst haben, Pimpole«, sagte er, »aber ich habe zufällig ein Magengeschwür.« Was nicht stimmte, aber so schnell fiel ihm keine andere Ausrede ein. »Auf leeren Magen trinke ich keinen Schluck von diesem Gesöff, und damit basta.«
    Damit war keineswegs basta. Pimpole hatte die Lage gut im Griff. »Wirt«, brüllte er, und als der Mann weiterredete und für andere Gäste Bier zapfte, wurde daraus: »Fred, du Arschloch!« »Fred, du Arschloch, der Dekan hier hat ’n Geschwür. Zieh los und sag deiner Frau, du weißt schon, die mit dem Silberblick und den schweinedicken Möpsen, sie soll sich zur Abwechslung mal nützlich machen und ’n paar von ihren ekelhaften Käsebroten schmieren. Und zwar pronto.« Einen Augenblick, einen grauenvollen Augenblick lang dachte der Dekan, er werde in Raufhändel verwickelt werden, oder wie man Kneipenschlägereien sonst nannte. Jedenfalls ließ der Ausdruck in den Augen des Kneipiers vermuten, daß er wußte, welche Frau Pimpole gemeint hatte, und daß er mit dessen Einschätzung ihrer körperlichen Reize nicht ganz konform ging. Doch dann sprach aus diesem Blick nur noch Haß, und der Mann verschwand, wobei er irgend etwas von Lord Suffkopp murmelte, dem er’s eines Tages heimzahlen werde.
    Ein oder zwei Minuten später war er wieder da. »Sie sagt, sie hat nichts mehr von dem ekelhaften Käse, den Sie so mögen. Ob es ein Stück kalter Hammel auch tut?«
    »Ja, ja, selbstverständlich. Sehr gern, danke«, sagte der Dekan höflich, doch Pimpole war noch nicht fertig. »Woher hat sie das Schaf?« wollte er wissen. »Keine Ahnung«, antwortete der Kneipier, »und ehrlich gesagt wüßte ich nicht, warum das so wichtig sein sollte.« »Das weißt du nicht? Aber ich«, entgegnete Pimpole. »Wenn sie’s von dem alten Sam hat, möchte es der Dekan wohl lieber nicht essen. Ich würd’s jedenfalls nicht tun.« »Nicht frisch genug für Sie, Mr. Pimpole?« fragte der Wirt sarkastisch.
    Pimpole beugte sich vor, das leere Glas in der Hand. »Zu durchgefickt für mich, Fred, zu durchgefickt. Seit seine Frau vor zwei Jahren gestorben ist, hat Sam sein Ding in Schafe gesteckt, wenn er nicht anderer Leute Ehefrauen kriegen konnte, jawoll. Mag sein Fleisch kalt, der olle Sam.«
    »Großer Gott«, sagte der Dekan, und sogar der Wirt zuckte zurück. Doch Pimpole hatte seinen Diskurs noch immer nicht beendet. »Wenn man nicht zu heikel ist, macht es wohl kaum was aus. Und bei Sam kriegt man’s auch billiger und größer. Fragen Sie doch Ihre Betty Schielauge, ob sie nicht meiner Meinung ist.« Der Wirt schlurfte davon, während der Dekan nach einer Entschuldigung suchte, weshalb er doch keine Hammelfleischsandwiches wollte. Ihm war der Appetit vergangen, und außerdem stand für ihn felsenfest, daß die Frau etwas ganz Widerliches mit den belegten Broten anstellen würde, um sich zu rächen. Er hörte, wie in der Küche einige sehr unfreundliche Worte fielen, vor allem aus dem Munde des Mannes.
    »Da hab ich den richtigen Ton getroffen, Dekan, alter Junge«, sagte Pimpole mit einem anzüglichen Blinzeln. »Und keine Sorge wegen Ihres Hammels. Der alte Sam war öfter in Betty drin, als er Schafe hat, und außerdem mag er sie lebend und im Pelzmantel. Ich hab das bloß gesagt, um Fred zu ärgern.«
    »Hört sich ganz so an, als wäre Ihnen das nur allzu gut gelungen«, sagte der Dekan. »Wie auch immer, bei meinem Magengeschwür ...«
    »Na klar, Ihr verfluchtes altes Geschwür. Deswegen müssen wir was unternehmen, stimmt’s? Meine Mami hat immer gesagt, Pfefferminz ...« Damit beugte sich Pimpole über die Theke und schnappte sich eine Flasche Crème de menthe und ein großes Weinglas.
    »Hören Sie um Gottes willen auf«, rief der Dekan, als Pimpole eingoß. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Nach dem halben Liter Gin?«
    Pimpole beachtete ihn nicht. Er hatte das Weinglas gefüllt und etwas Crème de menthe auf dem Tresen verschüttet. »Nun sehen Sie sich das an, das ist Ihre Schuld«, sagte er vorwurfsvoll. »Gar nichts ist meine Schuld«, widersprach der Dekan. »Und verflucht will ich sein, wenn ich dieses eklige Zeug trinke. Und daß Sie nicht ...«
    »Na los, sei ein braves kleines Dekanchen und nimm Mamis leckere Medizin wie ein braves kleines Männlein, dann geht’s dem Bauchi gleich viel besser.«
    »Das werd ich hübsch bleiben lassen. Nehmen

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