Blow Out (German Edition)
»Hätte ich meine Beretta nicht verloren, würde ich ihm das Hirn aus dem Schädel pusten.«
»Im Grunde interessiert er Sie doch überhaupt nicht. Sie wollen mich.«
Donovan zeigte sein Haifischgrinsen, zog die beiden Projektile aus Nicks Körper und bereitete den Taser mit geübten Handgriffen für einen erneuten Einsatz vor. Emma ließ er dabei keine Sekunde aus den Augen. »Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, ich hätte dich umgelegt, bevor diese Ratte Franklin aufgetaucht ist.«
»Ich dachte, Sie und Franklin spielen im gleichen Team?«
»Ich im Team mit diesem hinterhältigen, verlogenen Säufer?«, fragte er wutschnaubend.
»Es war doch Franklin, der Sie zur Unterstützung angefordert hat, oder etwa nicht?«
»Franklin hätte sich eher eigenhändig die Zunge herausgeschnitten, als mich über den Verlust der Akte zu informieren, geschweige denn mich nach Berlin zu bitten.« Donovan richtete den Taser auf Emma. »Franklin war klar, dass es sein Ende wäre, falls die Akte in meinen Händen landete. Ich bedauere nur, dass ich ihm in der Residenz nicht eigenhändig die Kehle durchgeschnitten habe.«
»Aber wer hat Sie dann kontaktiert? Woher wussten Sie von all dem, wenn nicht von Franklin?«
»Du denkst tatsächlich, der alte Leland und ich stecken unter einer Decke?« Donovan kicherte irr.
Irgendwo auf der Hauptplattform explodierte etwas. Die Zeit lief Emma davon. Trotzdem rasten ihre Gedanken. Worauf wollte Donovan hinaus? Weshalb sollte Franklin erledigt sein, falls Donovan die Akte in die Hand bekam? Weshalb diese jahrelange Feindschaft zwischen den beiden?
Ein dröhnendes Krachen riss sie aus ihren Gedanken. Nicht mehr lange, und die Independence würde in sich zusammenfallen und den Steg mit in die Tiefe reißen. Sie mussten schleunigst von hier verschwinden.
123
Donovan schien von all dem nichts zu spüren. Langsam kam er auf sie zu.
Emma wich zurück und versuchte, näher an den immer noch bewusstlosen Nick heranzukommen.
»Weshalb hassen Sie Franklin?«, fragte sie, um Zeit zu gewinnen.
»Weil er ein Vaterlandsverräter ist.« Donovan spuckte einen Klumpen Blut aus.
»Sie lügen!«
»Ich erzähle dir mal was über diese Ratte. Leland befand sich damals als Regierungsbeobachter an Bord der Independence. Seine Aufgabe war es, dem Kongress täglich über Fortschritte und Probleme von Projekt Morgenröte zu berichten. Er besaß alle Vollmachten und Befugnisse, die dazu vonnöten waren. In den Tagen nach dem 15. November 2015 sammelte Leland alles Material, was er in die Finger bekommen konnte, und legte die Independence-Akte an. Ihm war klar, dass er Material in Händen hielt, das ihm bei entsprechender Verwendung ein sorgenfreies Leben garantierte.«
»Sie reden von Erpressung?« Noch immer wich Emma Stück für Stück vor dem näherrückenden Agenten zurück.
»Was denn sonst? Franklin hat niemand Geringeren als unser Land erpresst, Sweetheart! Zwar hat er dem Kongress die Akte übergeben, jedoch nicht ohne sich vorher mehrere Kopien davon zu ziehen und diese sicher zu verwahren. Als Gegenleistung für sein Schweigen kletterte diese Ratte die Karriereleiter hinauf.« Er hob den Taser und zielte direkt auf Emmas Gesicht.
»Sie lügen!« Mit einem Sprung wich sie zurück, verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Boden. Ihr Kopf knallte gegen eine Eisenstange. Mit einem gutturalen Schrei und ausgestreckten Händen stürzte sich Donovan auf sie, bereit ihre Kehle zu packen und zuzudrücken.
Mit letzter Kraft griff sie nach der Eisenstange, über die sie gestolpert war, bekam sie zu fassen und schwang sie im Sitzen wie einen Baseballschläger mit voller Wucht aus der Hüfte.
Der Schlag saß.
Die Eisenstange traf Donovans ungeschützten Brustkorb. Rippen knackten. Er grunzte, als es ihm die Luft aus den Lungen presste. Emma drehte sich geistesgegenwärtig zur Seite, seine Hände verfehlten ihren Hals. Sie sprang auf, holte aus und hieb ihm die Eisenstange von oben zwischen die Schulterblätter.
Donovan krachte mit dem Gesicht voraus auf den Steg.
Sie hatte erwartet, ihn mit diesem Schlag zumindest für eine Weile außer Gefecht zu setzen, doch sie hatte sich getäuscht. Ächzend rappelte sich Donovan auf alle viere hoch, wo er einen Augenblick lang benommen verweilte.
Emma zögerte keine einzige Sekunde.
Sie warf die Eisenstange fort, fummelte unter Donovans Jackett nach seinem Taser und zog ihn heraus. Donovan griff nach ihrem Handgelenk, bekam es aber nicht richtig
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