Blow Out (German Edition)
den Eingangstüren. Sie alle starrten ihr nach, machten jedoch keine Anstalten, ihr zu folgen, was an der Menschenmenge vor der Botschaft liegen mochte. Alles potentielle Zeugen.
Mit Höchstgeschwindigkeit raste sie mitten durch das Brandenburger Tor in die Anonymität Berlins.
30
Zähneknirschend blickte Randall T. Donovan durch den mittleren der fünf Bögen des Brandenburger Tors, hinter dem Emma Fisher in den Menschenmassen verschwand. Sein Fingerstumpf juckte wie wahnsinnig.
Das Miststück war entwischt. Verfickte Scheiße, hätte Collins den Mund nur früher aufgemacht!
Spätestens jetzt wusste Emma Fisher, was die Stunde geschlagen hatte. Sie aufzuspüren würde ungleich schwieriger werden als vor wenigen Stunden noch absehbar. Berlin zählte 13 Millionen Einwohner. Sie konnte wer weiß wo untertauchen. Die Frau war intelligent und würde vermutlich als Erstes die weitläufigen Stadtbezirke verlassen, um der allgegenwärtigen städtischen Videoüberwachung zu entgehen. Emma Fisher wusste, dass diese problemlos zu hacken war.
Donovan fluchte. Wenn er eins hasste, dann das Erregen unnötiger Aufmerksamkeit. Unzählige Digi-Cams waren auf ihn gerichtet. Mit Sicherheit tauchten die ersten Videos dieses Vorfalls bereits in sämtlichen sozialen Netzwerken auf. Höchste Zeit, Verstärkung aus Crypto City anzufordern. Donovan brauchte Männer an seiner Seite, auf die er sich blind verlassen konnte. Männer, die wussten, was zu tun war. Keine Versager wie diesen dilettantischen Collins mitsamt seinem armseligen Haufen unfähiger Schwuchteln.
Über seinen Communicator stellte er eine abhörsichere Verbindung mit seiner Abteilung her. »Die Situation spitzt sich zu. Zielperson geflüchtet und untergetaucht. Foster und Laymon sollen auf der Stelle hier antanzen. Komplette Ausrüstung. Nächste Meldung um sechzehnhundert.«
Er beendete die Verbindung und zog eine kleine rechteckige Edelstahlbox aus der Hosentasche. Geübt klappte er sie mit einer Hand auf, und eine hellblaue Kapsel glitt in seine Handfläche. Er steckte sie sich zwischen die Zähne und biss zu. Die Wirkung des Brainboosters setzte auf der Stelle ein. Donovans Pupillen und Bronchien weiteten sich. Seine Gedanken wurden schärfer. Mit neuem Elan riss er sich vom deprimierenden Anblick des Brandenburger Tors los.
Ein paar Meter entfernt saß Kenny Porter auf dem Marmorboden, den Oberkörper gegen die Eingangstüren gelehnt. In der rechten Hand hielt er noch immer Emma Fishers weißen Ärmelfetzen wie eine armselige Trophäe in seinen verkrampften Fingern. Ein Arzt und eine bemerkenswert hässliche Krankenschwester bemühten sich nach Leibeskräften, den Wachmann mit Spritzen und Infusionen wieder auf die Beine zu bekommen. Porters Augen waren glasig. Er war bei Bewusstsein, doch es würde dauern, bis er wieder in der Lage war, verständliche Worte zu formulieren. Donovan überlegte, Porter eine oder zwei Orbital zwischen die Kiemen zu schieben, doch die beispiellose Unfähigkeit des Wachmanns wollte er nicht unterstützen.
Neben Porter stand Collins, der ein Mitglied seines Teams lautstark zur Schnecke machte. Collins’ Kopf war rot wie eine reife Chili. »Scheiße, Rusty, du hast die Sache versaut!«
»Mann, musst du denn nie pinkeln?«, verteidigte sich Rusty Simmons. »Ich war nur zwei Minuten auf dem Lokus.«
»Willst du mich verarschen?« Collins bemerkte Donovan und steigerte seine Lautstärke, vermutlich um Eindruck zu schinden. »Von Fishers Büro bis hierher benötigt man mindestens fünf Minuten. Fünf Minuten, Rusty, und nicht zwei.«
»Mann, als ich vom Klo zurückkam, hab ich doch erst mal gar nicht bemerkt, dass sie ihr Zimmer überhaupt verlassen hat! Ich hab sie nur durch Zufall auf dem Monitor der Eingangsüberwachung entdeckt.«
Collins boxte ihm mit der Faust gegen die Brust. »Da war sie schon so gut wie draußen!«
Simmons änderte seine Haltung und ging von der Rolle des Opferlamms zum verbalen Angriff über. »Wenn die Sache so verdammt wichtig war, Chef , warum hast du uns dann nicht zu zweit auf die Schlampe angesetzt? Felton und Garrick waren die ganze Zeit über auf Stand-by.«
»Meine Entscheidungen gehen dich einen Scheißdreck an.«
Donovan hatte genug gehört. Er legte eine Hand auf Collins’ Schulter und zog ihn wortlos mit sich.
»Was fällt Ihnen ein?«, empörte sich Collins. »Mischen Sie sich gefälligst nicht in meine Kompetenzen ein.«
»Das nennen Sie Kompetenz?«
Collins machte den Mund auf, um
Weitere Kostenlose Bücher