Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
Vom Netzwerk:
biometrische Identifikationsprogramme damit beschäftigt waren, Emmas Gesicht inmitten des Menschengetümmels der Großstadt aufzuspüren.
    Sie schnappte sich Handtasche und Aktenkoffer, kehrte dem Hauptbahnhof den Rücken und machte sich zu Fuß auf den gut drei Kilometer langen Weg zu ihrem Apartment. Ihre ursprüngliche Absicht, die Magnetschwebebahn zu nehmen, kam ihr mit einem Mal reichlich naiv vor.
    Sie war noch keine hundert Meter weit gekommen, als Leland Franklin anrief.
    32
    Hin- und hergerissen betrachtete sie Franklins Kennung auf dem Display. Haufenweise Fragen schrien nach Beantwortung, zu viele Ungereimtheiten verlangten nach Aufklärung. Emma war klar, dass Franklin vielleicht nur deswegen anrief, damit man sie über ihren Communicator orten konnte. Möglicherweise aber war dies die letzte Gelegenheit für ein paar Antworten. Emma wägte das Riskio ab und beschloss, es einzugehen. Gleichzeitig nahm sie sich vor, das Gespräch nach spätestens einer Minute zu beenden, ganz egal, was Franklin zu sagen hatte. Dann nahm sie den Anruf entgegen.
    Franklins versteinerte Gesichtszüge sprachen Bände. Zwischen seinen Augenbrauen stand eine kleine, senkrechte Furche. Rechts und links neben den rot unterlaufenen Augen zogen sich tiefe Krähenfüße bis an die Schläfen. Um es auf den Punkt zu bringen, Leland Franklin sah verdammt angepisst aus.
    Was das betraf, konnte Emma locker mithalten.
    »Sie verlogenes, hinterhältiges Schwein!« Nicht gerade die beste Eröffnung für ein Gespräch, in dem man sich von seinem Vorgesetzten die Beantwortung einiger Fragen erhoffte. Doch was rausmusste, musste einfach raus.
    »Ich habe nicht erwartet, dass Sie meinen Anruf entgegennehmen.« Er klang erstaunlich gefasst.
    »Vielleicht wollte ich Ihnen nur ins Gesicht sagen, wie enttäuscht ich von Ihnen bin.«
    »Sie verstehen das falsch, Emma.«
    »Was gibt es da falsch zu verstehen? Sie haben mein Vertrauen missbraucht, mich gedemütigt und mich verkauft.«
    »So etwas würde ich nie tun. Bitte glauben Sie mir, das Gegenteil ist der Fall.«
    »Ihnen glauben?« Sie lachte verbittert auf. »Was denn? Dass es in der Akte um eine private Angelegenheit geht? Ich fasse es nicht. Wie konnte ich nur so blöd sein.«
    Franklin seufzte. »Sie hätten diese Dokumente nie zu Gesicht bekommen sollen. Das war nicht meine Absicht.«
    »Das wiederum glaube ich Ihnen aufs Wort.«
    »Alles ist anders, Emma.«
    »Von nun an mit Sicherheit. Ich habe Ihre Absichten durchschaut.«
    »Was wissen Sie schon!« Er wurde lauter. »Wie können Sie annehmen, meine Absichten zu kennen, wenn Sie nicht einmal die leiseste Ahnung haben, worum es hier geht.«
    »Ich kenne den Inhalt der Akte.«
    »Etwas lesen und es verstehen sind zwei Paar Stiefel.«
    »Tatsächlich?«
    »Wir müssen reden. Aber nicht am Telefon.«
    »Vergessen Sie’s.« Zwei Asiaten in violetten Anzügen gingen plaudernd an ihr vorbei. Automatisch senkte sie ihre Stimme. »Sie haben maßgeblich an der Vertuschung von vier Morden mitgewirkt. Ihr Arsch ist geliefert, wenn das an die Öffentlichkeit gerät. Dazu muss man kein Hellseher sein.«
    »Sicher. Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Noch einmal, Emma, Sie verstehen nicht, worum es hier wirklich geht.«
    Emma sah auf die Uhr. Die Minute, die sie sich als Limit gesetzt hatte, war fast vorbei. Trotzdem hörte sie sich sagen: »Dann klären Sie mich auf. Jetzt sofort.«
    »Deswegen möchte ich mich ja mit Ihnen treffen.«
    »Verarschen kann ich mich selbst.«
    »Vertrauen Sie mir!«
    »Das sagten Sie bereits. Übrigens, wie geht es Porter?«
    »Porter? Ach ja, der Wachmann. Sie haben dem armen Kerl ganz schön was verpasst, aber er wird wieder.«
    Gott sei Dank. »Richten Sie ihm aus, es tut mir leid.«
    »Kommen Sie vorbei und sagen Sie es ihm selbst.«
    »Netter Versuch. Liz wäre drauf reingefallen.«
    »Sie kennen die Fakten doch überhaupt nicht«, brauste Franklin auf. »Sie können die Akte in ihrer ganzen Dimension überhaupt nicht erfassen. An Ihrer Stelle würde ich mir allmählich Gedanken machen, wie Sie aus dieser Sache wieder herauskommen.«
    »Dasselbe könnte ich auch zu Ihnen sagen.« Erneut warf Emma einen Blick auf die Uhr. Inzwischen war bereits etwas mehr als eine Minute verstrichen, aber eine Frage musste sie noch stellen. »Was haben Sie mir anzubieten?«
    »Übergeben Sie mir die Akte, und ich werde mich dafür einsetzen, dass Sie mit einer vergleichsweise milden Disziplinarstrafe davonkommen. Natürlich

Weitere Kostenlose Bücher