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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
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glaubte oder nicht.
    In Lena Schäfers Augen lag Unverständnis. »Wo ist die Frau?«
    »Sie ist heute leider verhindert. Sie ist an der Pest erkrankt.«
    »Och nee, die Arme. Sie ist eine so liebe Frau.«
    Donovan musste sich konzentrieren, um Lena Schäfers Dialekt zu verstehen. »Ich bin sicher, sie ist morgen wieder auf den Beinen.« Ganz so schlimm konnte es um ihren Geisteszustand nicht bestellt sein, immerhin erinnerte sie sich an ihre behandelnde Ärztin. Er entschied, es zunächst auf die direkte Art zu versuchen. »Frau Schäfer, wissen Sie, wo ich Ihren Sohn finden kann? Ich habe ein paar Fragen an ihn.«
    »Nikolaus?«
    »Ihr Sohn, ja. Befindet er sich hier?«
    »Hier?« Sie sah sich fragend um.
    »Ich meinte, hält er sich hier im Lager auf?«
    »Lager?«
    »Haben Sie ihn oder seine Freundin kürzlich gesehen?«
    »Freundin? Nee, Nikolaus hat keine Freundin.«
    Donovan seufzte. Die Alte war doch ziemlich weich in der Birne. Er griff nach einer Spritze sowie einem kleinen Medikamentenfläschchen. Er stach die Kanüle in das Fläschchen, zog die Spritze auf und schnippte mit dem Finger die Luftbläschen aus der Droge. Schließlich wollte er die alte Schachtel nicht sofort umbringen.
    Mit festem Griff packte er ihren Arm, suchte in der Armbeuge nach einer geeigneten Vene und injizierte ihr das Natrium-Pentothal-Derivat.
    »Sie sind reichlich grob«, protestierte Lena Schäfer.
    »Es ist gleich vorbei.« Im Geiste zählte er bis zehn, dann stellte er ihr die erste Frage: »Wo ist Ihr Sohn?«
    Lena Schäfers Augen hatten einen glasigen Blick angenommen. Sie öffnete den Mund, doch es dauerte einige Zeit, bis sie antwortete: »Weiß nicht.« Ihre Stimme klang belegt, die Worte kamen gedehnt wie Kaugummi.
    »Befindet er sich hier im Lager?«
    Anstelle einer Antwort erhielt er einen fragenden Blick, was vermutlich bedeutete, dass sie es wirklich nicht wusste.
    »Hat Ihr Sohn gesagt, wo er hingehen möchte?«
    »Weiß nicht.«
    »Erinnern Sie sich an irgendetwas, das er erwähnt hat?«
    Aus den Wangen der alten Frau war jegliche Farbe gewichen. Die ersten Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn. Ihr Blutdruck fiel in den Keller. Eine typische Reaktion auf die Droge.
    »Kennen Sie eine Frau namens Emma Fisher?«
    »Nee.«
    »Hat Ihr Sohn Ihnen gegenüber jemals von einer Akte gesprochen?«
    Keine Antwort, nur ein fragender Blick. Donovans Ungeduld wuchs. Verdammt, so kam er nicht weiter. Er änderte seine Strategie. »Wenn sich Ihr Sohn vor jemandem verstecken wollte … was denken Sie, wohin würde er gehen? Gibt es jemanden, bei dem er unterkommen könnte?«
    Lena Schäfers Pupillen rollten hin und her, und ihre Lider flatterten. Sie atmete schwer. Donovan prüfte erneut ihren Puls und verzog das Gesicht. Nicht gut. Die alte Frau war in schlechterer körperlicher Verfassung als angenommen. Sie würde jeden Moment kollabieren. Er musste sich beeilen.
    »Frau Schäfer, haben Sie meine Frage verstanden? Gibt es jemanden, dem Ihr Sohn vertraut?«
    »Will … nach … Hause …«
    »Herrgott, beantworte meine Frage, du alte Vettel, sonst …« Donovan stoppte mitten im Satz und sah die bleiche, schweißüberströmte Frau mit großen Augen an. Er rief Nick Schäfers Akte auf seinen Communicator und suchte nach der letzten gemeldeten Adresse Lena Schäfers. Verdammte Scheiße, das war es! Plötzlich passte alles zusammen. Weshalb hatte Donovan daran nicht längst gedacht?
    Lena Schäfer bekam Atemaussetzer. Ihre Haut war von kaltem Schweiß überzogen, ihre Lider schlossen sich, und die Augäpfel darunter bewegten sich hin und her. Es ging zu Ende. Ihre kalte Rechte tastete nach Donovans Hand und versuchte, diese zu umklammern. Angewidert stieß er sie beiseite.
    Ihr Körper verkrampfte sich. Sie riss die Augen weit auf, in denen nur das Weiße zu sehen war, und erbrach sich, hilflos auf dem Rücken liegend. Seelenruhig sah Donovan dabei zu, wie sie röchelnd an ihrem Erbrochenen erstickte.
    Als er sicher sein konnte, dass Nick Schäfers Mutter tot war, verstaute er seine Utensilien, trat vor die Baracke, setzte seine Sonnenbrille auf und sagte zu dem wartenden Laymon: »Wir brauchen ein Boot.«
    56
    »Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte sein, dass jemand die Akte gelesen hat«, sagte Emma zu Nick, nachdem sie das Dach verlassen und sich in die Küche verzogen hatten. »Ich meine, in der Botschaft, während sie in meinem Rollschrank im Büro weggeschlossen war.«
    Er sah sie fragend an, und sie berichtete

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