Blow Out (German Edition)
Nachricht auf ihrer Mailbox gewesen. Allzu gerne hätte sie ihre beste Freundin angerufen und sich vergewissert, dass es ihr gutging. Aber das war unmöglich. Selbst ihrem neuen Prepaid-Handy vertraute sie nicht mehr. Kiara hatte darauf angerufen, und Emma musste davon ausgehen, dass der SCS seit Donovans Besuch im Café del Mar auch Kiara überwachte. War sie jetzt schon paranoid? Vielleicht. Aber sicher war sicher. Ihr letztes Gespräch mit Leland Franklin kam ihr in den Sinn. Dieser hinterhältige Schuft hatte versucht, sie hinzuhalten, damit der SCS ihren Standort lokalisieren konnte. Von wegen paranoid!
Zum Thema Paranoia fiel ihr plötzlich etwas ein. In der ganzen Aufregung hatte sie eine Sache ganz vergessen, die ihr gestern, unmittelbar vor ihrer Flucht aus der Botschaft, aufgefallen war. Sie musste es Nick sagen. Sie war gespannt, was er davon hielt.
55
Der Zugriff stand kurz bevor. Die Aussicht, die beiden Flüchtigen in Kürze zu stellen, versetzte Donovan in Hochstimmung.
»In Ordnung«, sagte er. »Es gibt nur einen Eingang. Keinen Hinterausgang. Wir haben auf jeder Seite mehrere Fenster, die als Fluchtweg für Schäfer jedoch zu schmal sein dürften.« Er wandte sich an Foster. »Decken Sie trotzdem den rückwärtigen Bereich ab. Die Frau ist nicht besonders groß und könnte durchaus versuchen, sich durch eines dieser Fenster zu quetschen. Ich will kein Risiko eingehen.«
»Jawohl, Sir.«
»Sollte es notwendig sein, benutzen Sie die Taser. Mittlere Stärke.« Donovan setzte seine Sonnenbrille auf. »Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass wir beide lebend in die Finger bekommen.«
»Selbstverständlich, Sir.«
»Agent Laymon, sobald ich drin bin, positionieren Sie sich vor dem Eingang. Keiner betritt oder verlässt diese Bruchbude ohne mein Einverständnis.«
Laymon räusperte sich. »Sir, soll ich nicht lieber mit rein? Sollten die Zielpersonen bewaffnet sein, kann ich Ihnen von meiner zugedachten Position aus keine Deckung geben.«
»Das wird nicht nötig sein. Wir haben es nicht mit Terroristen zu tun, sondern mit einer Botschaftsangestellten und einem Journalisten, die sich hier wie die Kaninchen vor der Schlange verstecken.«
»Jawohl, Sir.«
»Noch Fragen?« Er sah von Laymon zu Foster. Beide erwiderten nichts. »Dann los!«
Laymon und Foster nahmen ihre Positionen ein. Donovan überprüfte ein letztes Mal seinen Taser. Zur Not wartete ja noch seine Beretta im Schulterhalfter auf ihren Einsatz. Er nahm den schwarzen Aktenkoffer, der die ganze Zeit über neben ihm gestanden hatte, und begab sich zügig zum Eingang. Donovan musste zugeben, dies hier war ein Ort, der wie kein zweiter dazu geeignet war, um vorübergehend unterzutauchen.
Er horchte an der Tür. Da sich im Innern nichts rührte, trat er ein.
Im Bruchteil einer Sekunde scannte Donovan die Räumlichkeiten.
Im Grunde bestand die Bruchbude nur aus zwei Räumen. Linker Hand befand sich eine Tür, dahinter lag ein einfaches Bad mit Toilette. Donovan betrat den Wohnraum. Von Fisher oder Schäfer keine Spur. Nur eine alte Frau, die in einem klapprigen Bettgestell lag und schlief. Donovans Erfahrung sagte ihm, dass er zu spät kam. Die Vögel waren ausgeflogen. Enttäuschung und Wut brandeten in ihm auf und vermischten sich zu einem gefährlichen Cocktail. Er gönnte sich eine Orbital, die er trocken hinunterschluckte.
Der Wohnraum war in acht Parzellen aufgeteilt, lediglich durch einfache Vorhänge voneinander getrennt.
Donovan betrat die Parzelle der alten Frau. Ohne Zweifel Lena Schäfer. Die Ähnlichkeit mit ihrem Sohn war unverkennbar. Donovan betrachtete sie eine Weile und zog dann den Vorhang zu. Vielleicht konnte er der alten Schachtel die ein oder andere bedeutsame Information entlocken. In den Akten der Lagerverwaltung war die fortgeschrittene Demenz Lena Schäfers vermerkt, aber Donovan besaß seine ganz eigenen Methoden der Informationsgewinnung. Methoden, die selbst bei Menschen mit hochgradigem Gedächtnisverlust funktionierten.
Er schob Lena Schäfers Beine unter der Bettdecke zur Seite, legte seinen Aktenkoffer daneben und entnahm diesem ein kleines schwarzes Lederetui.
»Wer sind Sie?«
Lena Schäfer sah ihn an. Sie musste aufgewacht sein, als er ihre Beine zur Seite geschoben hatte.
»Guten Morgen, Frau Schäfer«, sagte Donovan auf Deutsch. »Mein Name ist Dr. Müller. Ich bin hier, um Sie zu untersuchen.« Er gab sich keinerlei Mühe, seinen Akzent zu verbergen. Es spielte keine Rolle, ob sie ihm
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