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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
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hat.«
    »Du kennst ihn nicht, Nick. Er mag gebrechlich sein, und er ist ein Trinker, aber trotz allem ist er hochintelligent. Irgendetwas hat er sich garantiert dabei gedacht.«
    »Tja, nur was?« Er knetete seine Ohrläppchen, ein Tick, der Emma inzwischen so vertraut war, als wäre es ihr eigener.
    Sie fasste einen Entschluss, denn sie hatte die Schnauze voll von diesem miefigen Haus, von abgelaufenem Käse aus der Tube, ekelhaften Ravioli und dem Versteckspiel. Morgen würden sie nach Berlin zurückkehren. Sie wusste auch schon, an wen sie sich dort wenden konnten.
    57
    Gähnend schlurfte Emma den Gang entlang in Richtung Küche. Eigentlich hatte sie nur kurz die Augen zumachen wollen, war aber sofort in einen tiefen Schlaf gefallen. Die Strapazen der letzten Tage hinterließen Spuren. Inzwischen stand die Sonne hoch am Himmel.
    Zu ihrem Erstaunen hockte Nick nicht wie üblich in der Küche vor dem Laptop. Sie öffnete eine Flasche Mineralwasser und trank gierig. Mit der Flasche in der Hand setzte sie sich vor den ausgerollten Monitor und deaktivierte den Bildschirmschoner.
    Das Foto eines bärtigen Mannes sprang ihr entgegen.
    Sie erkannte ihn sofort, obwohl sie diesen Mann zuvor nur auf einem einzigen anderen Foto gesehen hatte und er darauf wesentlich jünger und gesünder ausgesehen hatte als auf dieser Aufnahme. Neugierig rief sie die Dateiinformationen ab.
    Erstellt: 26. Juni 2019 .
    Sie runzelte die Stirn. Unmöglich. Von diesem Mann konnte es keine Aufnahme mit diesem Datum geben. Jemand musste das Datum gefälscht haben. Nur warum? Sie beschloss, Nick zu suchen.
    Sie fand ihn auf dem Dach, wo sie morgens noch gemeinsam den Sonnenaufgang beobachtet hatten. Mit blankem Oberkörper lag er in der prallen Sonne und rauchte einen Joint. Emma fiel die Kinnlade herunter.
    »Hallo, Schönheit. Endlich aufgewacht?«
    »Du kiffst? Am helllichten Tag?«
    »Entschuldigung, ich wusste nicht, dass man nur nach Sonnenuntergang einen durchziehen darf.«
    »Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen«, funkelte sie ihn an. »Wie bescheuert bist du eigentlich? In unserer Situation sind wir ohne unseren Verstand aufgeschmissen, und du hast nichts Besseres zu tun, als dich vollzudröhnen.«
    »Reg dich ab, okay? Ich bin voll da.« Er setzte sich auf und grinste sie aus rot unterlaufenen Augen an: »Ich hab nur daran gezogen, nicht inhaliert. Ich schwör’s.«
    »Wie bist du an das Foto von Roman Leuthard gekommen?«
    »Coole Sache, nicht wahr?«
    »Es ist eine Fälschung. Es wurde angeblich vier Jahre nach Leuthards Ermordung aufgenommen.«
    »Die Aufnahme ist echt.« Sein Grinsen wurde breiter. »Leuthard ist nicht tot. Er ist putzmunter. Nun ja, putzmunter ist vielleicht etwas übertrieben, aber der Punkt ist, Leuthard lebt. Da staunst du, was?«
    »Aber in der Akte steht …«
    »Vergiss die Akte.« Er schnippte den Joint ins Meer. »Wir haben einen Fehler gemacht. Wir haben unsere Schlüsse nur aus einer Quelle gezogen, der Akte. Wir haben die Angaben darin als unumstößliche Wahrheiten betrachtet und sind nicht auf die Idee gekommen, sie zu hinterfragen. Wir waren blind.«
    Emma sah Nick mit großen Augen an. Die Tatsache, dass Roman Leuthard noch am Leben war, bedeutete einerseits, dass der interne Bericht der CIA in Bezug auf den Wissenschaftler falsche Angaben enthielt. Die bis zur Perversion getriebenen Geheimniskrämereien der Geheimdienste waren ein alter Hut, aber dass sich die einzelnen Abteilungen sogar untereinander belügen sollten, erstaunte Emma dann doch. Wesentlich aufregender als dieser Umstand war jedoch die Erkenntnis, dass sie mit Roman Leuthard plötzlich einen potenziellen Zeugen hatten.
    Rasch kletterte Emma zu Nick aufs Dach und setzte sich neben ihn. »Was ist mit Rochas, Chevallier und Maddox?«
    »Die sind tatsächlich tot. Leuthard ist der einzige Überlebende.«
    »Ich will alles hören.«
    Er grinste. »Ich habe auf gut Glück ein wenig im Nebel herumgestochert und einen Volltreffer gelandet. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich war überzeugt davon, dass Welt im Wandel damals eingehend über Projekt Morgenröte und die Independence berichtet haben musste, schließlich sind wir ein Öko-Magazin. Also habe ich uralte Back-up-Dateien meines Verlages durchstöbert.«
    »Und dabei diesen Treffer gelandet?«
    »Yepp. Mach dich auf was gefasst.«
    58
    Zurück in der Küche, starrte Emma auf Leuthards Konterfei. Eingefallene Wangen, fahle Haut und trübe Augen – der Geophysiker

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