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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
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was genau er und seine Kollegen herausgefunden haben, nicht wirklich weiter.«
    »Irgendetwas müssen wir bisher übersehen haben.«
    Emma zog den Laptop zu sich, rief eine Website auf und erklärte: »Diese Seite war während meines Studiums Gold wert. Hier findest du alles über die US- Politik der letzten zweihundert Jahre.« Auf einem virtuellen Zeitstrahl klickte sie sich bis zu dem von ihr gesuchten Ereignis durch. »Hier steht, während des Wahlkampfjahres 2008 setzten sich sowohl Demokraten als auch Republikaner gemeinsam zum Ziel, die Energiepolitik der USA umzustrukturieren. Der Slogan lautete Energy Independence. Im Vordergrund stand die Autarkie bei der Energieerzeugung und vor allem ein Ende der Abhängigkeit von Öl-Importen.«
    »Wer ist das?«, fragte Nick und deutete auf das Bild eines ernst dreinblickenden Mannes in Uniform.
    »Jonathan Lancaster, ehemaliger 4-Sterne-General des US Marine Corps, von Präsident O’Bannon 2009 zum Nationalen Sicherheitsberater ernannt. Das ist interessant, Lancaster wird mit den Worten zitiert: ›Energie ist eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit. Warum? Weil die Hälfte unseres Handelsdefizits auf Öl-Importe zurückzuführen ist und einiges von diesem Geld in den Händen von Terroristen landet.‹«
    »Ein weiteres Indiz dafür, wie sehr dein Land zu diesem Zeitpunkt unter Druck stand.«
    »Druck, der nach der Klimakonferenz von Kopenhagen 2009 weiter verstärkt wurde, da Länder wie Russland und China ankündigten, den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch herunterzufahren. Präsident O’Bannon selbst ließ sich zu der Ankündigung hinreißen, auch die USA wollten bis 2020 siebzehn Prozent weniger Treibhausgase emittieren.«
    »Sieh an«, sagte Nick. »Das erklärt, weshalb man Mettrack mit ins Boot nahm. Mettrack besaß unbezahlbares technisches Know-how. Vor allem aber besaß Mettrack die entsprechenden Patente.«
    Nachdenklich tippte er mit dem Zeigefinger gegen seine Lippen. »Mettrack lieferte deiner Regierung exakt das, was diese dringend benötigte. Für beide Seiten ein Milliardengeschäft.«
    Emma trat ans Fenster und sah hinaus. »So weit passt alles zusammen. Was ich nur nicht verstehe, ist, weshalb man IPCC -Wissenschaftler auf die Independence einlud. Den Verantwortlichen muss das Risiko doch bekannt gewesen sein?«
    »Das kann ich dir erklären.« Er trat neben sie. »Die Überprüfung der Einhaltung internationaler Klimaschutzbemühungen war seinerzeit einer der größten Streitpunkte. Vor allem China sperrte sich gegen internationale Kontrollen, was alle anderen Länder natürlich auf die Palme brachte. Amerika konnte nicht ins gleiche Horn stoßen, wollte es nicht auf eine Stufe mit China gestellt werden. Also ließ man diese Kontrollen zähneknirschend zu, um westliche Transparenz-Standards zu erfüllen.«
    »Was vermutlich bedeutete, alle Informationen in Bezug auf Projekt Morgenröte mussten zuerst einer amerikanischen Behörde vorgelegt werden, bevor sie an die Öffentlichkeit gelangten.«
    »Bingo.« Er schnippte mit den Fingern. »Nur, was war der Knackpunkt an Projekt Morgenröte? Die damals entwickelten Technologien funktionieren bis heute.«
    »Mettrack verheimlicht uns allen etwas. Etwas von so großer Bedeutung, dass der Konzern dafür sogar die Rückendeckung meines Landes besitzt.«
    Nick sah Emma an. »Dein Land mordet, um einen Konzern zu decken. Beide müssen gehörig Dreck am Stecken haben.«
    Emma erwiderte nichts darauf.
    »Wir sollten die Akte bei einem Anwalt hinterlegen«, schlug Nick vor. »Als Druckmittel oder falls uns was zustößt.« Beiden war klar, was er damit meinte.
    »Ja, das sollten wir. Für unsere Recherchen reicht uns die digitale Kopie.«
    Nick schüttelte den Kopf. »Selbst wenn wir herausfinden, wer und was hinter dieser ganzen Sache steckt, außer der Akte haben wir keinerlei Beweise.«
    »Ist die Akte nicht Beweis genug?«
    »Höchstens, um für ein oder zwei Tage ein wenig politische Unruhe zu verursachen.« Er lachte frustriert auf. »Um die Drahtzieher an den Eiern zu packen, geschweige denn um Mettrack fertigzumachen, nie im Leben. Dazu brauchen wir etwas Handfesteres.«
    »Ich brauche mal frische Luft.« Emma verließ die Küche und lehnte sich im Flur mit dem Rücken gegen die abblätternde Tapete. Die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen, das war ihr Ziel. Nichts weiter. Sie hatte nicht die Absicht, einen Konzern in den Ruin zu treiben, der mehr als 500 000 Menschen Arbeit bot.

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