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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
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Gerechtigkeit für die Hinterbliebenen der Ermordeten war alles, was sie verlangte. Und diese Gerechtigkeit sollte ihr nach all dem, was sie bisher durchgemacht, was sie aufgegeben hatte, verwehrt bleiben, nur weil ihnen Beweise fehlten? Wütend kickte sie gegen einen Bücherstapel, der daraufhin polternd zur Seite kippte. Sie musste hier raus.
    Emma riss die Haustür auf und trat an die frische Luft. Nein, so schnell würde sie die Flinte nicht ins Korn werfen. Sie würde ihre Beweise bekommen! Und sie wusste auch schon wie.
    59
    Emma lag im Bett und starrte an die Decke. Seit mehr als zwei Stunden wälzte sie sich nun schon hin und her. Obwohl das Fenster sperrangelweit offen stand, herrschte unter dem Dach drückende Schwüle. Nick schien das weniger zu stören. Er lag neben ihr und schnarchte seelenruhig. Zu allem Überfluss surrte jetzt auch noch ein Moskito über dem Bett. Na super. Sie konzentrierte sich auf das Surren, um den Störenfried zu lokalisieren.
    Das Surren wurde lauter.
    Das war kein Moskito!
    Sie rüttelte Nick wach. »Da kommt jemand!«
    »Hol den Teppichklopfer«, murmelte er schlaftrunken und wälzte sich auf die andere Seite.
    »Wach auf!« Sie sprang aus dem Bett, rannte zum Fenster und blickte hinaus.
    Der Vollmond erhellte die Szenerie. Glitzernde Lichtreflexe tanzten auf den Wellen. Vom offenen Meer kommend bewegte sich ein Schatten auf sie zu. Emma erkannte die Silhouette sofort. Das Summen, das sie zunächst für einen Moskito gehalten hatte, war nun deutlich als Elektromotor zu identifizieren. Es gab nur einen Grund, weshalb ein Boot um diese Uhrzeit direkt auf sie zuhielt. Man hatte sie aufgespürt.
    »Da kommt ein Boot!«, schrie sie Nick an.
    »Was?« Mit einem Mal war er hellwach und neben ihr. »Scheiße, wie haben die uns gefunden?«
    »Spielt das eine Rolle?« Sie packte ihn an den Schultern. »Mach das Schlauchboot startklar. Ich packe die Akte und den Laptop in den Rucksack. Los, wir dürfen keine Zeit verlieren!«
    In Rekordzeit schlüpften sie in ihre Klamotten und stürmten die Treppe hinunter. Unten angekommen, lief Nick zur Haustür, Emma selbst rannte in die Küche, schnappte sich den Rucksack und stopfte die Akte mitsamt dem Laptop hinein.
    Ein dumpfes Geräusch ließ sie zusammenzucken. Ihre Verfolger legten am Hintereingang an!
    Sie warf den Rucksack auf den Rücken und sprang in den Flur. Am anderen Ende sah sie Nicks Silhouette in der geöffneten Haustür. Er kniete im Schlauchboot und beugte sich über den Motor.
    Sie rannte los.
    Hinter ihr flog die Tür auf.
    Noch fünf Meter.
    Nick warf den Motor an. »Mach schon!«
    Noch drei Meter.
    »Stehen bleiben!«, brüllte eine Stimme hinter ihr.
    Noch einen Meter.
    »Spring!«, schrie Nick, der mit dem Boot bereits einen guten Meter vom Eingang entfernt in den Wellen trieb.
    Sie erreichte den Türrahmen und sprang über die Sandsäcke hinweg in Richtung Schlauchboot.
    Ein ohrenbetäubend lauter Knall hallte durch den Flur, zwei weitere folgten in kurzem Abstand.
    Der erste Schuss traf den Türrahmen, nur wenige Zentimeter über Emmas Kopf. Das morsche Holz zerstob, feine Splitter fetzten wie Schrapnelle durch die Luft und verfingen sich in ihren Haaren. Der zweite Schuss pfiff knapp an ihrem rechten Ohr vorbei.
    Der dritte Schuss traf Emma mitten in den Rücken.
    Es fühlte sich an, als rammte ihr ein Riese mitten im Sprung seine Faust in die Wirbelsäule. Emma blieb die Luft weg, ihre Augen traten hervor. Noch in der Luft meinte sie, ihr rechtes Bein nicht mehr zu spüren.
    »Nein!«, schrie Nick mit weit aufgerissenen Augen und breitete die Arme aus, um sie aufzufangen.
    Sie landete auf einem der Schläuche, rutschte ab und wurde von Nick ins Boot gezogen. Ihr Knöchel verhakte sich schmerzhaft an einem der Haltegriffe. Emma schrie auf. Hilflos auf dem Rücken liegend, sah sie wie durch einen Schleier Nick den Griff des Außenborders packen und Vollgas geben.
    Weitere Schüsse peitschten durch die Nacht.
    Emmas Atem ging stoßweise. Kalter Schweiß drang ihr aus allen Poren.
    Nick hielt auf das Hauseck zu.
    Ihre Verfolger erschienen am Eingang. Die Entfernung zwischen ihnen betrug keine zehn Meter. Einer der Männer legte an und feuerte eine Salve aus einer halbautomatischen Waffe ab. Wasserfontänen spritzten in einer geraden Linie auf und näherten sich rasend schnell dem Boot.
    Einen Sekundenbruchteil, bevor die Kugeln die Schläuche des Bootes zerfetzten, bog Nick um die Ecke.
    Emma zitterte am ganzen Körper.

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