Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
ist es so verdammt kalt, dass ich sogar für den dünnen Mantel dankbar bin. Ich zittere trotzdem wie Espenlaub, wie man so sagt. Ich habe keine Ahnung, was Espenlaub ist und wieso es angeblich so prächtig zittern kann aber diesmal habe ich das Geld noch in meiner Hand, immerhin. Aber von einem Dollar kann ich mir auch keinen neuen Mantel kaufen.
Dass ich jetzt aussehe wie ein Schwein, ist mir gerade nicht so wichtig. Ich muss nur einen Unterschlupf finden und dann werde ich den Lehm über Nacht trocknen lassen - am Morgen wird der Mist ganz einfach von mir abfallen wie die Schale vom Saatkorn, wenn es reif ist. Falls ich bis dahin nicht erfroren bin. Ich mache ein paar Hampelmänner und versuche auf diese Weise, ein bisschen warm zu werden. Das haut nicht so richtig hin, sieht aber bestimmt mächtig bescheuert aus.
Mein Schädel dröhnt nicht mehr so sehr wie beim ersten Mal in der Gasse und mir ist diesmal auch weniger übel. Aber ich muss schon wieder pissen. Ich benutze den Busch hinter dem Haus der Blonden – vielen Dank auch für den Dollar, Ma'am! – und mach' mich auf den Weg.
Es gibt da so'n Haus, unten in der Maple Street. Keine ganz ungefährliche Gegend, und außerdem sind manchmal andere Brüder dort. Es ist daher selten meine erste Wahl, denn ich bin eigentlich lieber für mich. Aber manchmal haben die Brüder da ein Tonnenfeuer und das könnte ich jetzt gut gebrauchen. Und einen heißes Bad im Whirlpool, wenn's geht. Ha ha.
Ich habe dann doch Glück, zumindest was das Alleinsein betrifft. In der Lagerhalle ist kein Mensch. Allerdings heißt das auch: Kein Tonnenfeuer. Ich werde die Klamotten also lufttrocknen lassen müssen. Zum Glück liegen hier 'ne Menge Pappen herum, die meisten davon sind sogar trocken, denn das Dach ist größtenteils noch intakt. In einer Ecke finde ich 'ne alte Decke, ich kann mein Glück kaum fassen. Mir ist immer noch arschkalt, die nassen Klamotten kleben mir richtig am Leib. Werden vielleicht doch nicht trocknen bis zum Morgen. Hab' mal 'ne Geschichte gehört, nach der sich die Indianer mit Schlamm eingerieben haben, um sich zu wärmen. Entweder ist die Geschichte frei erfunden oder die hatten 'ne andere Art von Schlamm.
Ich breite also meine nassen, schlammigen Klamotten auf dem Boden aus und wickle mich in die löchrige, alte Decke (die wahrscheinlich voller Läuse ist, aber das ist mir jetzt auch egal) wie 'ne ägyptische Mumie, versuche, dabei nicht all zu sehr zu zittern und ein bisschen zu schlafen. Fällt mir nicht besonders schwer, ich bin ziemlich fertig von dem Tag, mein armer Kopf ist ganz müde von all dem Spuk. Männer mit leuchtenden Augen und brennende Städte und all so ein seltsamer Kram. Und zweihundert Dollar, die ich mal kurz besessen habe. Was ein Scheiß.
Wie ich gerade am Wegdösen bin, höre ich Schritte in der Halle, naja, eher so ein Tapsen und Klacken wie von ganz kleinen Füßen mit langen Zehennägeln dran. Es kommt zielgerichtet auf mich zu und weil der Mond grade durch die Fenster im Dach leuchtet, sehe ich, dass es ein Hund ist. Er läuft zu mir rüber und bevor ich was dagegen machen kann, hopst er auch schon auf mich drauf, es ist als wenn dir jemand ganz leicht in den Magen boxt. Dann rollt er sich zusammen und leckt mir wieder die Hand, es ist der kleine Beagle von der Blonden. Ist mir zwar ein Rätsel, wie die kleine Lady mich hier gefunden hat, aber ich bin ihr überhaupt nicht böse. Sie ist warm und flauschig und brummelt ein bisschen, während ich sie streichle. Scheint ihr zu gefallen. Soll mir recht sein, denke ich und nicke wieder ein. Jetzt ist mir schon ein bisschen wärmer, der kleine Wollknäuel ist wie eine Mini-Heizung. Sieht aus, als hätte mir der Tag doch was gebracht.
III - One Night in Port
DONNERSTAG NACHT
Daemon est deus inversus
J ohnny Eton setzte sich auf die Stufen zur Veranda vor dem Haus seines Schwagers. Seine Arbeit war getan und
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