Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
seine Lampe in die Augen hält, kann ich gerade mal die Umrisse des Fremden ausmachen. Der Typ kommt näher, und ich stehe da rum wie ein Reh auf dem Mittelstreifen vom Highway. Kurz, bevor es Fliegen lernt.
Die Gelegenheit, zu verduften, habe ich wohl verstreichen lassen, also bleibe ich einfach stehen, und warte, was wohl als Nächstes passiert. Der Typ wäre sowieso schneller als ich, so viel ist mir klar. Jetzt steht er vor mir, leuchtet mir mitten ins Gesicht, aber er sagt rein gar nichts. Das ist schlecht. Die Bullen rufen immer. Und wenn sie dich haben, labern sie dich voll. Der Typ ist stumm, und auch kein bisschen außer Atem, obwohl er gerade durch den ganzen Flur gerannt ist. Merkwürdig.
Familie , raunt es mir durch den Schädel. Und jetzt habe ich wirklich Angst. Der Typ vom Strand war also doch einer von ihnen, denke ich, na klar! Sie haben den Penner aus der Gasse gefunden, ihn mit dem Geld erwischt, das er mir geklaut hat und haben ihn verhört, die arme Sau. Vielleicht ist er auch direkt zu ihnen gegangen. Hat ein Zeichen oder so was auf dem Geld entdeckt, es mit der Angst bekommen und sie anschließend zu mir geführt. Andererseits – der Typ steht schon ein paar Sekunden vor mir und ich lebe immer noch. Das spricht gegen diese Theorie.
Also bleibe ich einfach da stehen und versuche, mir nicht in die Hosen zu machen. Ginge eh nicht, denn im Moment habe ich nichts als die Decke an. Ich versuche auch, nicht dran zu denken, dass vielleicht demnächst ein anderer Typ in den Morast unten am Strand gespült werden könnte. Nämlich ich.
Der Typ leuchtet mir also noch ein Weilchen in mein bezauberndes Antlitz, scheint mich in Ruhe zu betrachten, als wär ich so ein hochmoderner Schinken in 'nem Museum oder so was. Dann tut er was Merkwürdiges. Er streckt die Hand aus und streichelt den immer noch knurrenden Beagle, so völlig ohne Vorwarnung. Der wird auf der Stelle ruhig, ich merke richtig, wie sich die Kleine entspannt, und fängt an, die ausgestreckte Hand des Fremden zu lecken. Absoluter Rohrkrepierer als Wachhund, denke ich mir, und da tut der Typ etwas noch Seltsameres. Er stellt die Taschenlampe auf den Boden, und bastelt kurz daran herum, sodass sie jetzt am oberen Ende einen Schirm hat und den Boden in einem Umkreis von etwa einem Meter beleuchtet, es ist nämlich eine von diesen Campingleuchten, die man auch in sein Zelt hängen kann. Dabei dreht er mir seinen Hinterkopf zu, er ist sich seiner Sache wohl ziemlich sicher.
Dann setzt er sich mir gegenüber auf eine Kiste, die da steht. Er sagt »Setz' dich«, und das mach ich. Seine Stimme klingt nicht so, als würde er einen gern zwei Mal bitten. Außerdem bin ich immer noch ziemlich baff von seiner ganzen Erscheinung und da ich nicht drauf stehe, mit einer Kugel im Gehirn im Meer zu landen, setze ich mich hin. Der Beagle geht zu dem Typen und schnuppert an seinem Hosenbein. Nachdem ihn der Kerl eine Weile gestreichelt hat, kommt der Hund zurück zu mir und setzt sich ebenfalls hin, neben die Kiste, auf der ich, mit nichts als meinen Unterhosen und dieser fadenscheinigen Decke bekleidet, sitze. Das Klamottenbündel presse ich immer noch an mich, als ob's ein Schutzschild wäre.
Jetzt erst kann ich den Typen richtig erkennen. In dem Licht, das die Campingfunzel macht, geht das ganz gut. Er hat keine Kanone, zumindest nicht in der Hand. Stattdessen zieht er eine Zigarette aus der Tasche und steckt sie sich in den Mundwinkel. Ich folge seiner Hand und sehe nun sein Gesicht. Es ist irgendwie...seltsam. Keine Ahnung, wie ich dieses Gesicht beschreiben soll. Irgendwie scheint es überhaupt keine besonderen Merkmale zu haben, und das ist das Hervorstechendste an ihm. Der ist so durchschnittlich, dass es fast weh tut, der absolute Ottonormalbürger, verstehen Sie? Der Typ ist ein Weißer und er trägt keinen Bart oder sowas, oben werden seine
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