Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
Haare etwas dünn, aber er trägt sie kurz. Mittelgroß, weder fett noch dürr. Nicht zu spießig angezogen aber ganz bestimmt auch keiner von der Straße. Und er hat so 'nen grauen oder beigen Trenchcoat an, so ein Columbo -Ding, falls Sie die Serie kennen. Und genauso kommt der auch rüber, wie ein vertrottelter Privatdetektiv oder so was. Oder wie einer, der nur auf Trottel macht. So ein Typ, den sie erst in der Menge entdecken, wenn er will, dass Sie ihn sehen. Und dazu ein Knautschgesicht wie ein Bluthund, dass ihn aussehen lässt, als wäre er ständig traurig oder furchtbar gelangweilt.
Und ich kenne dieses Gesicht.
Wie ich ihn so ansehe, denke ich, dass es vielleicht doch einer von der Familie sein könnte, denn ein paar von denen haben auch so ausdruckslose Gesichter und geben sich bewusst unauffällig. Scheinen überhaupt zu keiner Regung fähig zu sein, diese Typen, das ist verdammt gruselig, wenn Sie so einem begegnen. Aber man merkt's dann doch an ihren Augen, die nämlich niemals blinzeln. Aber dieser Typ blinzelt ein paar Mal, und plötzlich lächelt er mich an. Dann schnellt seine Hand vor und packt mich wie ein Schraubstock an der Gurgel.
Zu Besuch bei den Foremans
H ector war alt und daher war es an sich nicht ungewöhnlich, dass er manchmal nachts raus musste. Die Foremans liebten ihn trotz seiner altersbedingten Schwächen, zu der auch eine nicht mehr all zu zuverlässige Blase gehörte und würden das wohl auch bis zum bitteren Ende tun. Zumindest solange, wie er es verhindern konnte, auf den Wohnzimmerteppich zu pinkeln.
So trottete Hector auch in dieser Nacht zu der Klappe in der Vordertür, um ein wenig Wasser zu lassen. Als er durch die Klappe gekrochen war (Donald Foreman hatte sie eigenhändig an der Tür angebracht, als Hector noch ein Welpe gewesen war und bald darauf hatte sie sich als zu niedrig für ihn erwiesen, um aufrecht hindurch gehen zu können.), stutze Hector. Auf der Veranda saß jemand.
Eindringling!
Hector schlug an und für den Moment war seine prall gefüllte Blase vergessen, denn es gab Ruhm und Ehre zu gewinnen. Der Eindringling schien das Bellen nicht gehört zu haben, er zuckte nicht einmal zusammen. Das war seltsam, ja geradezu beunruhigend. Hector spürte, dass der Fremde keinerlei Angst vor ihm hatte, iwe die meisten Menschen, wenn er loskläffte. Der Mensch drehte sich langsam um, und in seinen weit aufgerissenen Augen lag nur so etwas wie mildes Erstaunen. Und dann erkannte Hector auch, wieso.
Der Fremde war überhaupt kein Fremder, es war Onkel Johnny (auch wenn er in Hectors Gedächtnis eher als »Der Kerl, von dessen wohlriechenden Lederschuhen ich manchmal träume« abgespeichert war). Und irgend etwas stimmte nicht mit Onkel Johnny, stimmte ganz und gar nicht mit ihm. Hector trottete näher zu der sitzenden Gestalt und stupste sie mit der Schnauze an. Keine Reaktion. Der Hund stellte eine Vorderpfote auf Johnny Etons Oberschenkel ab und begann an dessen Hand zu lecken. Keine Reaktion, aber die Hand war kalt. Er musste wohl schon eine ganze Weile hier draußen gesessen haben. Als Hector sich aufrichtete, um mit seiner langen Zunge nach Johnnys Gesicht zu tasten, fiel dieser kerzengerade nach hinten um und knallte ziemlich unsanft mit dem Hinterkopf auf die Bretter der Veranda. Hector leckte ihm ein paar Mal übers Gesicht, aber Johnny blinzelte nicht einmal.
Der Hund begann erneut zu bellen und diesmal hörte er erst damit auf, als im Haus die Lichter angingen und er das Trappeln von zwei Paar Füßen hörte, welche die Treppe herunter gerannt kamen. Außerdem hörte er, wie Herrchen die Schrotflinte durchlud, die er im Vorbeigehen von der Wand neben der Treppe genommen hatte.
Kurz darauf flog die Vordertür auf und Donald Foremans Silhouette
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